Balve. Fair gehandelte Waren – und der Erlös geht an Hilfsprojekte: So macht es der Tauchladen in Balve. Welche Idee dahinter steckt.
Mit gutem Gewissen genießen? Das geht besonders gut, wenn die Schokolade, der Wein oder der Kaffee aus fairem Handel stammen. In der Hönnestadt engagiert sich die Dritte-Welt-Gruppe seit Jahren dafür, Kunden bei ihrem Einkauf Alternativen anzubieten, die unter Einhaltung strenger sozialer und ökologischer Standards produziert wurden – und damit für ein wenig mehr Gerechtigkeit in der Welt sorgen.
Die Erlöse aus dem Verkauf solcher Fairtrade-Waren gehen komplett an die Dritte-Welt-Gruppe Balve. „Und zwar jeder einzelne Cent“, wie Sigrid Schmidt betont. „Wir verdienen da nichts dran – und wollen das auch gar nicht.“ Der Balver Kommunalpolitikerin und Tauchlehrerin, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit ihrem Mann Cay einen Tauchladen in der Bogenstraße eröffnete, liegt der Fairtrade-Gedanke besonders am Herzen.
Die Gewinne aus dem Verkauf der fair gehandelten Produkte geben die Balver Dritte-Welt-Aktivisten weiter an das Projekt Mobile Krippen in Mumbai, Indien. „Das sollten Kunden wissen“, betont Sigrid Schmidt. „Das ist anders als bei Fairtrade-Waren, die man im Supermarkt oder bei Lidl kauft. Die Produkte sind auch sehr gut und stammen vom gleichen Anbieter, aber hier geht das Geld direkt nach Indien. Das ist eine sehr gute Sache.“
Ihre Motivation kann die Tauchlehrerin einfach erklären. Als Lokalpolitikerin sei sie ohnehin in der Steuerungsgruppe Fairtradestadt Balve. „Und da wir Taucher uns generell für Umweltschutz und Gerechtigkeit engagieren, bot es sich geradezu an, in unserem neuen Laden diese Sache zu unterstützen“, erklärt Sigrid Schmidt – und nennt noch weitere Möglichkeiten, als Konsument positiven Einfluss auszuüben. Zum Beispiel Produkte aus recyceltem Kunststoff zu kaufen.
Auf Problematik hinweisen
Der Anteil derartiger Waren am weltweiten Aufkommen von Kunststoffkonsumgütern ist zwar noch äußerst überschaubar, aber die Balverin plädiert trotzdem dafür: „Das ist wichtig, um ein besseres Bewusstsein für die Problematik der Verschmutzung der Meere zu schaffen.“
Es gibt bereits Badeanzüge, die komplett aus recycelten PET-Flaschen bestehen. Davon habe sie schon mehrere verkauft, und die Rückmeldungen der Kundinnen seien durchweg positiv, sagt Sigrid Schmidt. Wo Recyclingmaterialien noch nicht oder nicht in der geforderten Qualität zur Verfügung stehen, können Händler auf Hersteller ausweichen, die in Europa oder sogar Deutschland produzieren lassen. Sigrid Schmidt hat sehr gute Erfahrungen damit gemacht: „Wo es möglich ist, versuchen wir diesen Weg zu gehen. Denn es bedeutet kürzere Transportwege und dadurch weniger Umweltbelastung.“ Sind solche Sachen nicht deutlich teurer als Importware aus Fernost? Sigrid Schmidt schüttelt den Kopf: „Nein, die Sachen sind nicht oder nur minimal teurer als andere Sachen. Und wir haben hier wirklich eine sehr gute Qualität.“
Taucher seien generell umweltbewusst und bemüht, die Meere als Lebensraum zu erhalten. Deshalb werde sie nicht müde, auf die Problematik aufmerksam zu machen. Die Verschmutzung mit Mikroplastik bewertet sie als gruselig. Zurzeit bemüht sich die Balverin darum, mit ihrem Laden Partner der Umweltorganisation Sea Shepherd zu werden. Geschäfte und Unternehmen müssen sich dafür einem strengen Verhaltenskodex verpflichten. „Das kriegen wir guten Gewissens hin“, ist sich Sigrid Schmidt sicher.
Apropos Gewissen: Wie stehen Taucher zur Flugreisenproblematik? Stichwort Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen. Die schönsten Tauchreviere finden sich in fernen Ländern. Sigrid Schmidt wird nachdenklich und muss zugeben, dass dies wirklich ein Problem sei: „Wir bieten schon viele Sachen hier in der Gegend an. Zum Beispiel Unterricht im Balver Hallenbad und am Möhnesee. Wann immer es möglich ist, bleiben wir in der Umgebung, denn unsere Unterwasserwelt ist wirklich schön. Ganz ohne Fernreisen geht es dann aber doch nicht.“
Alternativen zum Flugzeug
„Immerhin“, so betont die Balverin, „reisen die meisten Taucher sehr bewusst und nur einmal im Jahr. Aber wir können die Uhr auch nicht zurückdrehen. Ganz viele Menschen machen Fernreisen.“
Und es gibt Alternativen zum Flugzeug. „Auch die kroatische Adria ist ein lohnendes Tauchrevier. Bei Reisen dorthin organisieren wir immer Fahrgemeinschaften für die Teilnehmer. Wenn drei bis vier Personen im Auto sitzen und nicht jeder alleine da runter fährt, hilft das auch schon mal.“