Balve. Der Verlust ihres Krankenhauses schmerzt auch sechs Jahre nach dem Aus des St.-Marien-Hospitals noch immer viele Balver.

Mit dem Gesundheitscampus Sauerland wurde im ehemaligen Krankenhausgebäude jedoch Ersatz geschaffen, der mehr als die dringend erforderliche medizinische Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellt.

Die Campus-Idee wird auch von anderen Städten intensiv beobachtet. Am Dienstag wird eine Delegation aus zwei Städten den Campus besuchen, um Ideen für mögliche eigene Gesundheitsprojekte zu sammeln.

Hönnestadt als Vorbild

Die Stadt Neuerburg in der Südeifel muss seit vier Jahren ohne Krankenhaus auskommen und geht den gleichen Weg wie die Hönnestadt. Sie will ein Gesundheitszentrum nach Balver Vorbild aufbauen. Auf der Suche nach erfolgreich umgesetzten Projekten stieß Neuerburgs ehemalige Bürgermeisterin über Umwege auf die Kleinstadt im Sauerland. Ihre Anfrage ans Gesundheitsministerium in Mainz wurde an die Kollegen in NRW weitergeleitet, und das Ministerium in Düsseldorf stellte den Kontakt zu Gesundheitscampus-Geschäftsführer Ingo Jakschies her.

Seit April unterstützt der Balver die kleine Gemeinde in der Eifel. Neuerburg nimmt in der Region eine Sonderstellung ein. Mit nur rund 1300 Einwohnern ist das Dörfchen zwar klein, den permanenten Einwohnern stehen allerdings täglich 1800 Schüler gegenüber. Die Siedlungsstruktur in der Grenzregion zu Luxemburg weist nur wenige größere Städte auf. So kommt einem 1300-Einwohner-Ort eine zentrale Funktion zu – medizinische Versorgung eingeschlossen.

Die Stadt Wadern im Saarland ereilte ein ähnliches Schicksal. Auch deren Krankenhaus wurde geschlossen. Nun versucht die Gemeinde Wadern Alternativen zu entwickeln und schaut sich den Balver Campus an. Dienstag kommen Ratsvertreter und Bürgermeister nach Balve. Ingo Jakschies freut sich darauf: „Man kann sagen, unser Projekt in Balve hat überregionales Interesse geweckt. Und darauf kann man stolz sein.“

Anderen Mut machen

Der Balver Geschäftsführer engagiert sich gerne für Leidensgenossen und erklärt: „Mir bereitet es riesengroße Freude, anderen Mut zu machen, auch so einen Weg zu gehen. Das erfordert Mut zur eigenen Entscheidung, ist aber auch ein Zeichen für funktionierendes bürgerschaftliches Engagement.“

Jakschies´ Ziel ist es, Mut zu machen, eigene Weg zu finden. Eine hundertprozentige Blaupause werde es nie geben. Jede Stadt und jede Krankenhausschließung erfordern andere Maßnahmen. Aber man könne Wege finden. Das sei wichtig, denn in der Zukunft wird es nicht unbedingt einfacher. Experten prognostizieren, dass noch eine Menge kleiner Krankenhäuser schließen müssen.