Balve. Die Pläne, im Innenstadtbereich einen Discounter zu eröffnen, werden in der Hönnestadt kontrovers diskutiert.
Gegen die Unterschriftenaktion des Vereins Hönnetal im Wandel, der die Ansiedlung eines Netto-Marktes auf dem ehemaligen Gödde-Gelände an der Hönnetalstraße verhindern will, regt sich Widerstand. Sabine Biehs-Romann, die Initiatorin des Protestes, will aber an ihrer Initiative festhalten.
„Viele Menschen sind der Meinung, dass nicht noch ein weiterer großer Lebensmittelkonzern in Balve Fuß fassen muss“, erklärt Sabine Biehs-Romann. „Ein Netto-Markt ist nicht besser und nicht schlechter als andere Discounter — es ist nur halt noch ein weiterer. Die haben Backautomaten, die drei Mal täglich frisch backen, und die haben eine Frischfleischtheke – nur halt mit billigeren Fleisch.“
Sorge um soziales Zentrum
Sabine Biehs-Romann und ihre Mitstreiter sehen in einem Innenstadt-Discounter eine Gefahr für den Markant-Markt. „Viele Leute wollen den Markant-Markt am Drostenplatz behalten. Das ist auch ein soziales Zentrum, wo Leute sich unterhalten, auch mit dem netten Personal“, erklärt die Garbeckerin.
Balves Bürgermeister Hubertus Mühling spricht sich klar für das Bauvorhaben auf dem Gelände des ehemaligen Kiebitz-Marktes aus: „Von unserer Seite gibt es keinerlei Kritik an der Ansiedlung eines Discounters“, erklärte der Bürgermeister auf Nachfrage. „Ganz im Gegenteil: Wir begrüßen das sogar sehr. Das bringt mehr Fluktuation in die Innenstadt.“
Abgesehen davon könnte die Stadt auch aus rechtlichen Gründen nichts dagegen unternehmen. Der Standort, an dem sich der Markt ansiedeln will, gehöre zum zentralen Versorgungsbereich der Innenstadt. Das sei so fixiert worden und ein entsprechendes Gutachten vom Rat beschlossen, erklärt der Bürgermeister. Und an diesem Standort habe die Stadt keinen Einfluss. Dort könne sich ansiedeln, wer will. Anders, so Mühling, sehe es an den Standorten von Aldi, Lidl und Rewe aus. Dort könne sie das Angebot eines innenstadtrelevanten Sortiments ablehnen.
Binnen weniger Tage mehr als 200 Unterschriften
„Wir wissen, dass wir keine Handhabe haben, und wir wissen, dass wir nichts dagegen machen können“, erwidert Sabine Biehs-Romann. „Aber das hindert uns nicht daran, Mitbürger um ihre Meinung zu bitten. Uns ist klar dass die Stadt nicht sagen kann, Nein, ein Discounter darf dort nicht hin, aber wir sind der Meinung, dass er nicht gut für die Stadt ist.“
Dass viele Menschen diese Ansicht teilen, zeige die Resonanz auf die Unterschriftenaktion. Im Garbecker Dorfladen seien binnen weniger Tage mehr als 200 Unterschriften gegen die Ansiedlung eines Netto-Marktes in Balve gesammelt worden, und bei einer öffentlichen Veranstaltung hätten 55 Leute unterschrieben. „Nur drei, die wir angesprochen haben, wollten das nicht“, so Sabine Biehs-Romann. Sie betont: „Wir wollten etwas für den Markant-Markt machen. Wir sind ja für den heimischen Fachhandel und nicht dagegen. Uns ist Balve wichtig.“
Gute Konstellation
Das sehen nicht alle so. Auch der Balver Fachhandel lehnt das Ansinnen ab. Deren zweiter Vorsitzender Daniel Pütz sagt: „Wir sehen die neue Entwicklung positiv, deutlich positiver als die vorherige Planung. Die hatte nämlich vorgesehen, dass der aktuelle Markant-Markt am Drostenplatz schließt und in größerer Form auf das neue Gelände jenseits der Hönne zieht. Das hätte eine weitere leer stehende Immobilie in der Innenstadt bedeutet. Und der Markant-Markt wäre zunächst einmal aus der gefühlten Innenstadt weg.“
Der Fachhandel argumentiert weiter: „Wenn nun noch ein Discounter ein paar Meter entfernt aufmacht, hätten wir die gleiche Konstellation wie an der Hönnetalstraße: nämlich Supermarkt und Discounter nebeneinander. Wir versprechen uns auf jeden Fall von diesem Konzept eine Aufwertung der Innenstadt und wir empfehlen unseren Mitgliedern ganz klar, sich gegen diese Unterschriftenaktion zu positionieren.“
Bürgermeister Hubertus Mühling kommentiert die Unterschriftenaktion mit deutlichen Worten: „Wir sind hier nicht bei Wünsch-Dir-Was. Wünschen kann man sich zwar viel, aber dann müsste man vielleicht auch eigeninitiativ werden und selber etwas bauen.“