Balve/Garbeck. Erst foppen, dann ein Bier trinken: Die Rivalität zwischen Balve und Garbeck gibt es nichtmehr. Die Balver 5983 verschwand vor 25 Jahren.
Geliebt, gehasst, vergessen? Postleitzahlen verlieren im Zeitalter elektronischer Post zwar zunehmend an Bedeutung, ohne geht es aber auch nicht. Die wenigsten Menschen merken sich gerne Zahlenkombinationen – und der Tausch gewohnter Zahlen gegen neue ärgert obendrein. Vor einem Viertelahrhundert erfolgte ein solcher Einschnitt. Am 1. Juli 1993 wurden aus allen vierstelligen Postleitzahlen fünfstellige. Die Balver 5983 verschwand und machte Platz für die heute noch gültige 58802.
Für eine zielsichere Ankunft
Zurzeit sind in Deutschland 28278 verschiedene Postleitzahlen vergeben – davon 8181 für Orte, 16137 für Postfächer,
3095 für Großkunden und
865 Aktions-Postleitzahlen.
Die Postleitzahl ist der Code, um eine Sendung zielgerecht zu erhalten.
Kein Ersatz für eigene Zahl
Was vor 25 Jahren zwar für keine Freudentänze sorgte, aber von den meisten Balvern achselzuckend hingenommen wurde, stieß in Garbeck doch einigen säuerlich auf. Denn die Bewohner des Drei-Kronen-Ortes mussten nicht nur ihre 5984 abgeben, sie erhielten im Gegenzug keine neue eigene Postleitzahl, sondern mussten sich die 58802 mit Balve teilen.
War das damals ein großes Problem für die Menschen in Garbeck? Ortsvorsteher Christoph Haarmann blickt mit einem Lächeln auf den 1. Juli 1993 zurück. „Die leichte Rivalität mit Balve gibt es heute nicht mehr“, sagt er. „Das hat sich doch stark relativiert. Garbecker und Balver können sich damit zwar noch immer foppen, aber dann trinken sie auch ein Bier zusammen. Wir können sehr gut damit leben, dass wir eine gemeinsame Postleitzahl mit Balve haben – und ändern können wir es ja ohnehin nicht.“
Auch Garbecks Kirchenvorstand Dieter Bathe erinnert sich die Wechselzeit: „Begeistert waren wir damals alle nicht. Es musste ja alles geändert werden. Und mit der Postleitzahl war auch Geschichte verbunden.“
Erfolgsmodell
Die Deutsche Post DHL feiert die fünfstellige Postleitzahl zum Jubiläum als Erfolgsmodell. Durch deren Einführung sei die Qualität des Brief- und Paketversands gesteigert worden, teilt Pressesprecher Alexander Böhm mit. Ein Beispiel: Derzeit werden über 93 Prozent aller Briefsendungen einen Tag nach der rechtzeitigen Einlieferung am nächsten Tag zugestellt. Auf der Website der Deutsche Post oder direkt unter www.postdirekt.de/plzserver liefert der Postleitzahlen-Finder die nötige Postleitzahl.
Die Wiedervereinigung Deutschlands war der Startschuss für die Neustrukturierung des Postleitzahlensystems. Über 800 Städte in Ost und West hatten die gleiche Postleitzahl. So wurde von 1990 bis 1993 jeweils ein „W“ für West-Deutschland und ein „O“ für Ost-Deutschland vor die PLZ gesetzt. Die neue PLZ setzt sich folgendermaßen zusammen: Anhand der ersten beiden Ziffern des neuen Systems ist die Zielregion einzuordnen, diese ist heute gleichzusetzen mit dem jeweiligen Briefzentrum einer Region. Die letzten drei Ziffern stellen verschlüsselt Straßen- und Postfachangaben, Großkundenadressen sowie Packstationen dar.
Traurige Balver
Die Einführung der fünfstelligen Postleitzahl ist auch für Alfred Schraven kein Anlass für wehmütige Erinnerungen. Wohl aber die Einführung der vierstelligen Postleitzahl. „Als ich ein Kind war, hatte Balve die 21b als Postleitzahl“, erinnert sich der Balver Kolpingbruder. „Als wir die damals abgeben mussten, waren viele Balver traurig. Auch der Wechsel aus dem Kreis Arnsberg in den Märkischen Kreis im Jahr 1975 habe vielen Hönnestädtern gar nicht gefallen.
Inzwischen dürfte auch diese Wunde verheilt sein. Und die Erinnerungen an die Nummer 5983 für Balve und die 5984 für Garbeck schwinden mit der Zeit. Bei einer kleinen Umfrage konnten sich die meisten Befragten nicht mehr an ihre alten Postleitzahlen erinnern.