Balve/Arnsberg. . Im Landgericht Arnsberg hat der Prozess gegen einen Mann begonnen, der mit seinem Komplizen am 1. Februar 2016 für den schweren Raubüberfall auf ein Balver Ehepaar verantwortlich sein soll. Er räumt die Tat ein. Die Opfer berichten über ihr Martyrium.

Am 1. Februar 2016 kam es in der Hofstraße in Balve zu einem der schwersten Raubüberfälle in der jüngeren Geschichte der Hönne­stadt. Ein Ehepaar – die Frau 58 Jahre, der Mann 55 Jahre alt – wurde in ihrem Wohnhaus brutal zusammengeschlagen, gefesselt und geknebelt. Zwei Täter erbeuteten 2000 Euro Bargeld, zwei Mobiltelefone und ein Fernglas. Dann flüchteten sie. Einer sitzt aktuell in Polen in Untersuchungshaft, der zweite Beschuldigte räumte die Tat am Donnerstag vor der 2. Großen Strafkammer im Landgericht Arnsberg im Wesentlichen ein.

Erster Verhandlungstag

Erster Verhandlungstag im Landgericht Arnsberg, 9 Uhr. In Handschellen und von zwei Polizeibeamten begleitet, betritt der 35-jährige Mann – polnischer Staatsangehöriger – den Saal. Im Mai 2017 wurde er in Polen verhaftet und sechs Wochen später in Frankfurt/Oder überstellt. Seit Juli sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Hamm in U-Haft. Er ist kräftig gebaut, seine Stimme dagegen dünn und leise. Zu Beginn der Verhandlung lässt er über seinen Verteidiger erklären, dass er die ihm vorgeworfene Tat im Wesentlichen so begangen habe. Dahinter stecken größere Drogengeschäfte.

Entschuldigung

„Andere Leute“ hätten ihn massiv unter Druck gesetzt und eine Summe von 30 000 bis 50 000 Euro gefordert. Die Adresse aus Balve habe er von seiner Lebensgefährtin. Die wiederum ist die Ex vom Sohn der Geschädigten. Der Angeklagte entschuldigt sich bei den Balvern: „Es tut mir leid.“

Das Ehepaar erlebt am 1. Februar 2016 ein Martyrium. Das 55-jährige Opfer erzählt, dass es gegen 9.30 Uhr geklingelt habe. Der Mann öffnet die Tür, ein „kleiner, kräftiger Typ“ steht vor ihm und erzählt, dass er das Auto des Paares zerkratzt habe. Der Wohnungsinhaber will sich gerade die Schuhe anziehen, da bekommt er eine Kopfnuss. Sein Nasenbein ist gebrochen.

Pfefferspray

Er wird mit Pfefferspray attackiert, gefesselt, geknebelt und ins Wohnzimmer gezerrt. Der Komplize des Angeklagten – „ein Bekannter“ – überwältigt die Frau, schlägt sie brutal. „Ich hörte in der Küche einen großen Krach, sah dann meinen Mann auf dem Boden liegen. Dann wurde ich auf den Boden gedrückt und in den Schwitzkasten genommen. Ich sah eine Pistole und dachte ich sterbe“, so die Frau mit gebrochener Stimme im Gericht.

Auch sie wurde geknebelt, verlor zwischenzeitlich das Bewusstsein. Sie leidet wie ihr Mann noch heute unter der Tat: „Jeden Montag um halb 10 denke ich an den Überfall.“ Ihr Ehemann lag mit Nasen- und Rippenbruch eine Woche im Krankenhaus, hat immer noch Angstzustände und Schlafstörungen.

Täterwissen?

„Wo Geld, wo Geld?“, soll der größere Mann am 1. Februar 2016 gerufen haben. Das Duo raubt 2000 Euro an einer bestimmten Stelle im Wohnhaus. Täterwissen? Die Aussage des Opfers legt diese Vermutung nahe: „Ich habe mit dem Sohn meiner Frau telefoniert. Der Junge fing sofort an zu weinen und sagte: ‘Das ist alles meine Schuld’.“ Er sitzt wegen anderer Delikte in Haft, seine Ex-Frau ist die Lebenspartnerin des Mannes, der sich im Landgericht Arnsberg verantworten muss.

Tat geplant

Die Tat scheint geplant gewesen zu sein. Der Beschuldigte räumt ein, zwei Tage vorher das Wohnhaus ausgespäht zu haben. Am Tattag sei er von zwei unbekannten Männern, die ihn und seinen Bekannten unter Druck gesetzt hätten, nach Balve gefahren worden. Er und sein Komplize steckten sich nach dem Überfall jeweils 150 Euro ein, der Rest sei an die ominösen Männer gegangen.

Weitere Tat in Essen

Die Verhandlung wird am 9. Januar fortgesetzt. Dann geht es um einen zweiten Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung – begangen am 12. Februar 2016 in Essen. Beute: 150 Euro und ein Smartphone. Das Opfer erlitt Gehirnblutungen und diverse Rippenbrüche.

Gut möglich, dass das gesamte Verfahren am 9. Januar zum Abschluss gebracht wird.