Balve. . Dreckig rein, sauber raus – so simpel das Prinzip einer Kläranlage auch sein mag, die Technik dahinter ist es nicht.
- Seit knapp 20 Jahren ist die zwischen Balver Höhle und Wocklumer Allee gelegene Kläranlage in Betrieb
- Bürgermeister Hubertus Mühling erteilt einer zusätzlichen Reinigungsstufe durch Aktivkohle eine Absage
- „Eine vierte Reinigungsstufe ist aktuell kein Thema. Man muss nach ökologisch und ökonomisch sinnvollen Möglichkeiten suchen“
Bis das Abwasser der Balver Bürger in die Hönne fließen darf, muss es aufwendige Reinigungsverfahren durchlaufen. Am Ende eines langen Weges durch die Kläranlage hat sich die müffelnde Brühe in klares Wasser verwandelt, von dem Betriebsgruppenleiter Frank Beckmann sagt: „Darin können Fische jetzt gut schwimmen.“
Seit knapp 20 Jahren in Betrieb
Gemeinsam mit Ruhrverband-Regionalbereichsleiter Dr. Klaus Kruse und dem Balver Betriebsleiter Winfried Schütte führte Beckmann auf Einladung der Balver Christdemokraten im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „CDU vor Ort“ rund zwei Dutzend Besucher durch die Balver Kläranlage und erläuterte die komplizierten Prozesse. Seit knapp 20 Jahren ist die zwischen Balver Höhle und Wocklumer Allee gelegene Anlage in Betrieb. Sie ist in der biologischen Stufe für die weitgehende Nährstoffelimination ausgelegt. Über die in der Fachwelt intensiv diskutierte vierte Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikrostoffen wie Hormonen und Medikamenten verfügt sie jedoch nicht.
Trinkwasserversorgung aus der Ruhr
Die Balver Kläranlage ist eine von rund 100 Anlagen im Flussgebiet der Ruhr, die die Abwässer der Gemeinden und Industriebetriebe reinigen. Dieser Gewässerschutz ist Voraussetzung für die Trinkwasserversorgung aus der Ruhr.
Das Einzugsgebiet der Balver Kläranlage hat eine Gesamtgröße von 543 Hektar und umfasst neben Balve, Garbeck und Langenholthausen auch Teilflächen der Stadt Neuenrade wie Blintrop und Affeln.
Dr. Klaus Kruse hält eine solche zusätzliche Reinigungsstufe durch Aktivkohle durchaus für sinnvoll. Er weiß: „Mikrostoffe sind umweltrelevant und bereiten in Gewässern viele Probleme.“ Allerdings gibt es eine solche Zusatzreinigung nicht zum Nulltarif. „Mit zusätzlich 25 bis 50 Euro pro Kopf muss man im Jahr schon rechnen. Das ist immer noch viel weniger als sie für ihr Handy zahlen“, so der Regionalbereichsleiter. An die Politik gerichtet ergänzte er: „Wenn sie das wünschen, bauen wir es ihnen gerne.“ Bürgermeister Hubertus Mühling erteilte derartigen Überlegungen jedoch eine Absage: „Eine solche vierte Reinigungsstufe ist aktuell kein Thema. Man muss nach ökologisch und ökonomisch sinnvollen Möglichkeiten suchen.“
Ständige Überprüfung
Die Qualität des abfließenden Wassers wird ständig überprüft. Das Landesamt für Natur- und Umweltschutz (LANUV) kommt rund zwölf Mal im Jahr nach Balve – und zwar stets unangemeldet. Der Ruhrverband als Betreiber der Anlage führt zudem ein eigenes Messprogramm durch und protokolliert die Ergebnisse. Weil die Balver Kläranlage freiwillig gesetzliche Grenzwerte zum Teil deutlich unterbietet, fallen die Abwasserabgaben geringer aus. „Reststoffe müssen auch bezahlt werden. Um Kosten zu sparen, haben wir uns selbst runter erklärt“, sagte Frank Beckmann. „Aber dafür muss unser Wasser auch sauber sein.“
Mechanische Reinigung
Um dieses Ziel zu erreichen, wird das ankommende Mischwasser zunächst mechanisch durch einen Rechen von Grob- und Störstoffen gereinigt. Es folgt der Weg durch einen Sandfang. Auf 25 Metern Länge werden Sand und andere mineralische Stoffe entfernt. In anschließendem Belebungsbecken bauen Mikroorganismen Schmutzstoffe biologisch ab. Im Nachklärbecken wird der Klärschlamm mit den Mikroorganismen vom gereinigten Abwasser getrennt. Zum Schluss fließt das Wasser noch durch drei Schönungsteiche, ehe es in die Hönne geleitet wird.
„Wir sind stolz auf unsere Leistung und zeigen unseren Endverbrauchern gerne, wie ihr Abwasser gereinigt wird“, sagte Dr. Klaus Kruse, ehe er die Besucher verabschiedete. Der Balver Kläranlage erteilte er ein gutes Zeugnis: „Die Anlage ist auf dem Stand der Technik und hat super Ablaufwerte.“