Balve. . Vortrag informiert: Gesunde Darmflora durch ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Vermeidung von Stress.
Vor nicht allzu langer Zeit war der Darm kaum Thema. In der Öffentlichkeit nicht sehr populär, nicht einmal in der medizinischen Ausbildung. Sagt Dr. med. Maria Plitt-Becker. Sie muss es wissen. Die Ärztin aus Sundern referiert im Gesundheits-Campus über den Darm, die Darmflora und die wohl heißesten Forschungsobjekte derzeit: Die Bakterien im menschlichen Verdauungstrakt.
Ihr Vortrag beginnt mit einem Zitat: „Der Tod sitzt im Darm.“ Drastische Worte, die der Arzt Paracelsus schon im 16. Jahrhundert formulierte. Er wusste um die Bedeutung des Darms für das Wohlbefinden des Menschen. Dr. Maria Plitt-Becker formuliert positiv: „Im Darm sitzt das Leben.“ Denn, das wissen die mehr als 50 Besucher im Dach-Café des Gesundheits-Campus Sauerland am Ende ihres Vortrages: Mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Bewegung und Vermeidung von Stress und Hektik kann jeder selbst dazu beitragen, seinen Darm gesund zu halten.
Psychische Probleme
Kein Wunder. Mit einer Gesamtlänge von bis zu acht Metern zählt der Darm zu den größten Organen in unserem Körper. Und sollte deshalb nach Ansicht von Dr. Maria Plitt-Becker wertgeschätzt und gut behandelt werden. „Ein gestörter Darm heißt auch ein gestörtes Immunsystem“, sagt die Expertin. Selbst psychische Probleme könnten mit dem Darm zusammenhängen. Sie wolle keinen „Therapie-Leitfaden“, sondern Anregungen geben. Anregungen, was ein jeder tun könne, um seinen Darm fit und gesund zu halten.
Zukunft der Medizin
Entscheidend dabei: eine gesunde Darmflora. Die Mikroorganismen im menschlichen Verdauungstrakt würden jetzt schon eine große Rolle spielen, sie sind die „Zukunft der Medizin“, ist sich Dr. Maria Plitt-Becker sicher. Sie legt beeindruckende Zahlen vor: Ein einziges Gramm Darminhalt beherberge mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gebe. Etwa 100 Billionen Bakterienzellen seien im Darm. Forscher nennen diese Mikroben „Mikrobiome“.
Die Liste möglicher Erkrankungen durch eine kranke Darmflora ist lang. Dr. Maria Plitt-Becker zählt auf: Hautkrankheiten, Allergien, Nahrungs-Unverträglichkeiten, selbst rheumatische Erkrankungen. „In den Industriestaaten hat jeder Vierte eine gestörte Darmflora. Hauptproblem ist unsere Ernährung. Oder Medikamente wie Antibiotika.“
Milchsäurebaktieren im Sauerkraut
Eine ungesunde Lebensweise – mit falscher Ernährung oder zu viel Stress – führe dazu, dass die Schleimhaut („Darmbarriere“) angegriffen, zum Teil auch zerstört werde. Dagegen könne man handeln: Mit Vitamin A, B und D – „ganz wichtig für die Schleimhaut“, wie die Ärztin aus Sundern berichtet. Eine gestörte Darmflora lasse sich zudem leicht mit Probiotika, Präbiotika und Bio-Antibiotika aufpäppeln. „Je mehr gute Bakterien wir haben, desto besser ist das für unseren Körper.“
Bei Probiotika handelt es sich um lebende Mikroorganismen, die eine gesundheitsfördernde Wirkung im Darm haben. Milchsäurebakterien in Sauerkraut, Quark oder Joghurt stärken das Immunsystem im Darm. Präbiotika sind Ballaststoffe und liefern den Darmbakterien hochwertige Nahrung. Sie sind hauptsächlich in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthalten. „Und sie sind krebsvorbeugend“, sagt Dr. Maria Plitt-Becker.
Naturbelassenes Essen
Generell empfiehlt die Expertin: „Wenig Eiweiß, wenig Fleisch. Stattdessen naturbelassenes Essen, grundsätzlich eine ausgewogene Ernährung. Bewegung: 30 Minuten pro Tag. Einen gesunden Lebensstil mit Entschleunigung und weniger Stress. Das klingt selbstverständlich, aber einfache Regeln sind oft die schwersten.“