Balve. Heimische Kreditinstitute beschreiten neue Wege. Kontoführungsgebühren werden zum Aufreger.
- Sparkasse nimmt Billig-Variante aus dem Angebot
- Volksbank Balve geht anderen Weg
- Probleme auf Finanzmärkten wirken sich örtlich aus
Diese Briefe haben vielen Sparkassenkunden nicht gefallen. Das Kreditinstitut streicht seine bislang fünf verschiedenen Girokontomodelle auf nur noch zwei zusammen. Dabei entfällt eine besonders preisgünstige Variante. Konsequenz: Für viele Sparkassenkunden wird das Banking deutlich teurer.
Dass alle Kreditinstitute mit sinkenden Zinserlösen, verändertem Kundenverhalten und zunehmender Regulierung zu kämpfen haben, ist ein offenes Geheimnis. Die Vereinigte Sparkasse im Märkischen Kreis will diese Problematik aber nicht als alleinige Rechtfertigung für die Gebührenerhöhung verstanden wissen. „Die Anpassung von Produkten und Kosten unterliegt einem natürlichen Zyklus“, sagt Vertriebsleiter Stefan Wenning. Das Angebot der Sparkasse sei zukünftig einfacher. Es gebe nur noch zwei Modelle, die in sich stimmig seien. Die Leistungen seien überprüft worden und die Preise angepasst.
Gerade Kunden, die ihre Bankgeschäfte in erster Linie online erledigen, zahlen in Zukunft jedoch deutlich mehr. Das bislang offerierte Giro-Online-Konto für 3,75 Euro pro Monat gibt es ab dem 1. April nicht mehr. Bestehende Konten werden, sofern der Kunde es nicht explizit schriftlich ablehnt, dann automatisch als Komfortkonto fortgeführt – für 7,50 Euro pro Monat.
Stefan Wenning weist darauf hin, dass einige Kunden von der Anpassung profitieren und zukünftig geringere Gebühren zahlen müssen. Der Vertriebsleiter gibt jedoch offen zu: „Für die Kunden, die bislang ein Giro-Online-Konto hatten, wird es teurer.“ Allerdings gelte für Bestandskunden eine befristete Rabattaktion von 30 Prozent, so dass diese zwei Jahre lang nur 5,25 Euro im Monat zahlen müssen. Und für junge Erwachsene bis 25. Jahre werden fürs erste Konto überhaupt keine Gebühren fällig. „Es gibt auch viele Kunden, die sich genau so ein Multikanalkonto wünschen und ihre Bankgeschäfte nicht nur auf digitalem Weg erledigen wollen“, ergänzt der Balver Marktleiter Sebastian Richter. Für diese Kunden werde das Girokonto sogar günstiger, weil im Komfort-Modell alle Leistungen inklusive seien.
EZB verlangt Strafzinsen
Wie sehr die Niedrigzinsphase alle Kreditinstitute belastet, verdeutlicht Stefan Wenning mit folgendem Beispiel: Bislang konnten Banken Gelder von Girokonten tageweise bei der Europäischen Zentralbank anlegen und damit Zinserträge erzielen. Seit einiger Zeit gibt es aber nicht einmal mehr bescheidene Zinsen bei der EZB. Im Gegenteil: „Wenn wir heute Kundengelder von Girokonten zur EZB transferieren, müssen wir sogar 0,4 Prozent Strafzins zahlen“, sagt der Vertriebsleiter. „Für uns als Sparkasse gibt es dann zwei Möglichkeiten: diese Strafzinsen an unsere Kunden weitergeben, oder unsere Leistungen überprüfen und die Preise anpassen.“
Dass es auch noch einen anderen Weg gibt, beweist die Volksbank in Balve. Die hat zwar mit den gleichen Problemen auf dem Finanzmarkt zu kämpfen, will ihren Kunden aber weiterhin ein günstiges Online-Kontomodell anbieten. „Wir glauben an die Multikanallösung“, erklärt Filialleiter Markus Müller. „Der Kunde entscheidet, wie er uns nutzt – ob online, telefonisch oder mit Kontakt und Beratung bei uns in der Filiale.“ Mit dem VR-Kontodirekt hat die Volksbank eine Girokonto-Variante im Angebot, die genau auf jene Bankkunden abzielt, die bislang mit ihrem Giro-Online-Konto der Sparkasse glücklich waren. Die Volksbank-Variante gibt es für einen monatlichen Grundpreis von 2,95 Euro.
Etliche kritische Nachfragen
Die Sparkasse wirbt für ihr Komfortkonto mit dem Slogan „Volle Leistung – fairer Preis“. In diesem Paket seien, anders als zuvor beim deutlich günstigeren Online-Konto, den Kunden alle Zugangswege freigestellt. Gleiches, so merkt die Volksbank an, gelte auch für ihr Produkt VR-Kontodirekt.
Dass es nach den Info-Briefen an die Girokonteninhaber etliche kritische Nachfragen gegeben habe, gibt Sebastian Richter offen zu. Der Balver Marktleiter sagt aber auch: „Viele Kunden wollten die Änderung erklärt bekommen – und hatten dann Verständnis für die Maßnahmen.“