Mellen. . 18. Januar 2007. Für Reinhard Schmidt, damals Kämmerer der Stadt Balve, lange Zeit einnormaler Arbeitstag. Es folgen aber dramatische Stunden.
- Reinhard Schmidt aus Mellen wird den 18. Januar 2007 nie vergessen
- Fichten krachen auf sein Auto. Der Meller wird gerettet und überlebt – nahezu unverletzt
- Noch heute bricht ihm die Stimme, wenn er über diesen Abend und die Nacht spricht
Vom Anruf seiner Frau („Fahr doch bitte los“) und der Ansage von Chef Hubertus Mühling („Mensch Reinhard, Kyrill ist da. Ab nach Hause“) lässt sich der Finanzminister nicht abhalten, den Haushalt auf den Weg zu bringen. „Klar war es draußen windig, aber im Büro bekam ich davon wenig mit.“
Feuerwehrmänner in Not
Kurz vor 18 Uhr. Schmidt will gerade die Tür schließen, da laufen ihm Feuerwehrmänner in die Arme: „Keine Verbindung mehr zur Kreisleitstelle.“ Aus dem Rathaus rufen sie die Zentrale in Lüdenscheid an, um ihre Einsätze zu koordinieren. Reinhard Schmidt bleibt – solange, bis auch hier der Strom ausfällt. Fast 19 Uhr. Kyrill legt zu. Reinhard Schmidt will nach Hause fahren. Dramatische Stunden folgen.
Umgestürzte Fichte schneidet Weg ab
„Auf der Hauptstraße hat mich der Wind beinahe weggefegt“, erzählt er. Am Eisenstollen vorbei, landet genau vor ihm eine Fichte auf der Straße. Schmidt bremst rechtzeitig ab, dreht, will über Langenholthausen nach Mellen. In L.A. kam er noch an umgestürzten Bäumen vorbei. Am Ortsausgang dann, kurz vor dem Parkplatz Homert, schneidet ihm eine umgestürzte Fichte den Weg ab. Schmidt will umkehren, als eine weitere Fichte hinter seinem Wagen landet. Er ist eingekesselt.
Eingekesselt
„Ich kann nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Ich kauere mich vor dem Beifahrersitz zusammen, als eine Fichte nach der anderen auf mein Auto kracht. Ein spitzer Ast durchbricht das Dachfenster. Hätte ich noch auf dem Fahrersitz gesessen, hätte er mich aufgespießt. Die Windschutzscheibe zerbirst. Die Handyverbindung ist tot. Die Türen sind zerbeult, lassen sich nicht öffnen. Draußen knarrt und knackt es. Die Bäume weinen.“
SOS mit der Hupe
Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Reinhard Schmidt hupt das Notrufsignal SOS. Er verliert das Zeitgefühl. Hat Angst. Steht unter Schock. Bis er eine Motorsäge hört, die näher kommt. Die von Markus Buchgeister. „Ist da wer?“ ruft der Retter in der Not. „Ja, hier bin ich“, ruft Reinhard Schmidt zurück. Buchgeister versucht von außen, die Beifahrertür zu öffnen, Schmidt stemmt sich von innen dagegen. Dann geht sie auf. Frei. Gerettet.
Nur eine Schnittverletzung
Durch eine Schneise geht es zum Haus der Buchgeisters. Nachts geht Reinhard Schmidt über das offene Feld nach Hause. Kurz vor Mellen funktioniert sein Handy wieder, seine Frau holt ihn ab, er ist „pitschnass“, aber nahezu ohne Schramme. Nur eine Schnittverletzung an der Hand. Zugezogen, als er wie ein Häufchen Elend vor dem Beifahrersitz seines Wagens gehockt hat, um sein Handy zu greifen. „Meine Tasche war voll mit Glassplittern der zerborstenen Scheibe.“
Überlebt
18. Januar 2007. Reinhard Schmidt lebt. Überlebt. „Wäre eine Buche auf meinen Wagen gefallen, wäre er eine Briefmarke gewesen. Ich hatte den Papst in der Tasche.“