Beckum. Plötzlich Pastor. Im Gespräch mit der WESTFALENPOST erzählt der 65-Jährige, was ihm der Titel bedeutet und was ihn antreibt.
Der Pastoralverbund Balve/Hönnetal hat einen neuen Pastor. Kurz vor Weihnachten erhielt Vikar Wilhelm Grothe Post aus Paderborn und war plötzlich Pastor.
Hallo, Herr Pastor, hatten Sie mit einer so schnellen Beförderung gerechnet?
Wilhelm Grothe: Ganz ehrlich: Ich habe da überhaupt nicht mit gerechnet. Ich war sehr überrascht, als ich die Post bekam.
Ihre Priesterweihe liegt ja auch erst wenige Jahre zurück.
Ja, ich bin eine Ausnahme im ganzen Bistum, weil ich erst mit 61 Jahren zum Priester geweiht worden bin. Ich bin auch nicht mit den anderen Priestern gemeinsam an Pfingstsamstag geweiht worden, sondern erst im Dezember für mich ganz alleine in Paderborn. Daher rührt es wahrscheinlich auch, dass Erzbischof Hans-Josef Becker mir schon nach vier Jahren den Titel verleiht.
Pastor klingt gleich deutlich ehrwürdiger als Vikar.
Aber die Aufgaben bleiben gleich. Es bleibt alles beim Alten. So wie ich es in den vergangenen vier Jahren gehabt habe. Und in Zukunft wird das genauso sein. Ich habe als Vikar das gleiche Aufgabengebiet wie Pastor Bischof oder Pfarrer Schulte in Balve auch. Nur dass Pfarrer Schulte die Verwaltung einer Gemeinde dabei leitet.
Warum braucht man dann den Titel Pastor überhaupt?
In anderen Diözesen in Süddeutschland gibt es statt der Bezeichnung des Vikars den Kaplan. Bei denen gibt es den Kaplan oder den Pfarrer. Bei uns im Bistum Paderborn gibt es so ein Zwischenstück, so wie ich das jetzt bin, der keine eigene Pfarrei hat und auch keine zu verwalten hat. Die kriegen dann den Titel Pastor.
Und damit sind sie glücklich?
Ja, ich bin zufrieden. Ich habe mich gefreut, das muss ich ganz ehrlich sagen. Die Post kam in der Woche vor Weihnachten. Das war ein tolles Weihnachtsgeschenk, wirklich schön. Ich höre das auch von vielen Leuten aus den Gemeinden, dass der Erzbischof wirklich die Arbeit würdigt. Ich war ja schon vor meiner Priesterweihe elf Jahre als ständiger Diakon hier in Beckum.
Welche Reaktionen haben Sie auf die Verleihung des Titels erhalten?
Oh, viele. Händeschütteln, Umarmungen, E-Mails. Die Menschen freuen sich mit mir. Das finde ich absolut klasse. Die Freude ist nicht nur auf meiner Seite.
Wie kamen sie auf den Weg zum Priester?
Ich bin 2001 zum Diakon geweiht worden und habe dann schon viele Aufgaben hier in der Gemeinde übernommen – Taufen, Trauungen, Beerdigungen. Und dann hat sich das dann irgendwann mal so ergeben. Irgendwie hat es klick gemacht.
Dann habe ich über die Domschule in Würzburg ein Theologiestudium aufgenommen. Dafür habe ich gut drei Jahre gebraucht. Und dann hat der Erzbischof gesagt, so jetzt bist du dran, jetzt weihen wir dich zum Priester.
Und Priester zu sein, ist ein erfüllender Job?
Das ist schon eine tolle Aufgabe. Priester sein ist ein ganz toller Beruf. Es macht Spaß, mit den Menschen zu arbeiten.
Wie sind die Menschen hier im Hönnetal?
Klasse, um das mit einem Wort zu sagen. Ich war ja während meiner Diakonzeit fast nur im Bereich Beckum, Eisborn, Volkringhausen tätig. Und seit meiner Priesterweihe bin ich dann auch ins so genannte Obere Hönnetal gegangen. Mit diesem Bereich hatte ich vorher ja so gut wie gar nichts zu tun. Es ist schon echt klasse, wie die Leute mich aufgenommen haben und wie sie zu mir stehen. Das ist wirklich super. Hier kannten mich alle, denn ich wohne ja schon seit 40 Jahren in Beckum. Aber jetzt, wo ich auch mit da oben bin, ist es schon eine tolle Sache, wie herzlich die Leute sind. Die haben mich als Fremden oder Außenseiter bekommen und haben mich aufgenommen.
Weihnachten sind die Kirchen wieder sehr voll gewesen. An anderen Tagen sieht das anders aus. Was sagen Sie dazu?
Es ist schön zu sehen, wie in den einzelnen Gemeinden an diesen Feierlichkeiten teilgenommen wird. Auch was die Gestaltung der Gottesdienste anbelangt – die Chöre und Musikvereine, die von sich kommen und sagen, wir möchten das mitgestalten. Das ist schon super. Das macht dann auch Spaß.
Und den Rest des Jahres?
Das macht auch Spaß. Auch wenn weniger Leute kommen. Aber wir leben hier auf dem Land, wo wir sagen können, der Gottesdienstbesuch ist immer noch gut. Ich kenne jetzt nicht die prozentualen Zahlen, aber er ist immer noch gut.
Was treibt Sie an?
Ich bin Priester, um für die Menschen da zu sein und ihnen zu helfen – egal ob das in traurigen Angelegenheiten ist oder in freudigen. Es gab im vergangenen Jahr ja auch mehrere Suizide, bei denen man gefragt wird und angefordert wird. Das sind dann schon harte Momente, aber die schönen und guten überwiegen immer wieder. Und mir macht das auch viel, viel Spaß.
Wie geht es für Sie weiter?
Ich wurde schon mehrfach gefragt, wie fühlst Du Dich jetzt so als Priester? Meine Antwort war immer: nicht anders als vorher. Ich werde meinen Dienst weiter so ausüben wie vorher und weiter versuchen für die Menschen so da zu sein, dass sie Freude daran haben, wieder zu kommen. Ob mir das immer gelingt, weiß ich nicht. Man ist ja nicht immer gleich gut drauf. Aber ich versuche es auf jeden Fall. Und das merken die Menschen auch.