Balve/Menden. . Ein LWL-Projekt steht kurz vor seinem Ende. In Balves St.-Blasius-Kirche hat Restauratorin Heike Wehner die Farben hervorgehoben.

Eine der schönsten Kirchen Südwestfalens ist in Kürze komplett restauriert. Die Außenarbeiten in der St.-Blasius-Kirche wurden bereits vor drei Jahren abgeschlossen, und bald leuchten die romanischen Wandmalerein in der Apsis so kräftig wie nie zuvor. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) würdigt das Gotteshaus, gemeinsam mit acht weiteren romanischen Kirchen in der Region, in einem Film. Aber das ist noch nicht alles. Im kommenden Jahr ergänzt der LWL das Projekt durch ein wissenschaftliches Buch, einen zeitgemäßen Internet-Auftritt und eine Wanderausstellung.

Zukunftsmusik. Die Gegenwart hat noch mit hochkonzentriertem Kunsthandwerk zu tun. Mittags sind im Kirchen-Innern gedämpfte Gespräche zu hören – und das ganz leise Kratzen einer Mörtelkelle. Diplom-Restauratorin Heike Wehner, umgeben von einer Kollektion an Plastikeimern, verputzt gerade den Sockel: In der Schlussphase ihres mehrmonatigen Einsatzes arbeitet sie allein, zu Beginn hat sie gemeinsam mit Studentin Silke Rehermann Kirchenchor und Apsis wieder in Form gebracht.

Warum die Legende von St. Nikolaus in Bildern erzählt wird

Kunst von unschätzbarem Wert, die aus der Zeit zwischen dem zehnten und zwölften Jahrhundert stammt. Die Heiligenbilder rechts und links neben den romanischen Wandbildern in der Apsis sind freilich längst nicht so alt. Sie wurden gemalt, als die Pfarrkirche vor rund 100 Jahren einen neoromanischen Anbau erhielt.

Die St.-Blasius-Kirche: Sie steht, auch wenn der LWL-Film ähnlich alte Kunstschätze aus weiteren Sakralbauten präsentiert, im Mittelpunkt der Produktion. Zu sehen ist, wie Heike Wehner nahezu verblichene Kunst wieder sichtbar macht, und Kunsthistorikerin Dr. Anna Skriver erklärt die Bildersprache des Mittelalters. So erzählen Wandbilder, beispielsweise, die Legende des Heiligen Nikolaus für ein Publikum, das seinerzeit in der Regel weder lesen noch schreiben konnte.

Warum selbst Fachleute staunen

Das Projekt leitet Dr. Dirk Strohmann. Über die Zielsetzung der Mission „Romanische Kunst in westfälischen Kirchen“ sagt er: „Diese hochmittelalterlichen Kunstwerke sind in der Öffentlichkeit wenig bekannt gewesen und selbst von Fachwissenschaftlern bis heute unterschätzt worden.“

Der Film richtet sich erklärtermaßen an „ein breites Publikum“. Er setzt auf die Macht der Bilder und setzt zugleich nur mäßige Vorkenntnisse voraus. Zwei Fragen sollen die Neugier geschichtsinteressierter Zeitgenossen wecken, wie Dr. Dirk Strohmann erläutert: „Was ist romanische Malerei? Und: Welche Bedeutung hat sie für uns heute?“ Im besten Fall gelingt es den bewegten Bildern, sterbende Zeugnisse regionaler Geschichte wieder lebendig zu machen.

Wanderausstellung folgt

Im kommenden Frühjahr, exakt am 3. April, wird das LWL-Projekt um weitere Veröffentlichungen erweitert. Ein wissenschaftliches Buch stellt den Stand der Forschung dar, und eine Internetseite zeigt, was Dr. Anna Skriver und Restauratorin Katharina Heiling in insgesamt 13 westfälischen Kirchen erfasst, kartiert und erforscht haben.

Obendrein wird am selben Tag eine Wanderausstellung am LWL-Sitz Münster eröffnet. „Die Ausstellung läuft anschließend durch sieben Museen“, erklärt Dr. Dirk Strohmann, „bis Ende 2018.“ Das ist die gute Nachricht. Die schlechte für Kunstfreunde aus dem Märkischen Sauerland lautet: Wer die Ausstellung in Südwestfalen sehen will, muss nach Warstein fahren.