Arnsberg. .

Leerstände sind ein Dilemma. Doch dies droht auch Einfamilienhaus-Siedlungen, die in den 1950er bis 1970er Jahren vornehmlich in Stadtrandlagen entstanden sind. Stichwort: Demografischer Wandel. Die Stiftung Wüstenrot hat nun eine Studie zu deren möglicher Zukunft vorgelegt. Darin behandelt werden auch die Arnsberger Wohngebiete Grüner Weg und Schreppenberg.

Der Bebauungsplan „Grüner Weg“ (Klein-Jerusalem) stammt aus dem Jahr 1970. Ungewöhnlich für die damalige Zeit: die verdichtete Einfamilienhausbebauung mit Flachdächern und Erschließung über Treppen. Der öffentliche Raum bietet aufgrund fehlender Bepflanzung und Gestaltung keine Aufenthaltsqualität.

Wie auch auf dem Schreppenberg sei dort ein Auto für Erledigungen unerlässlich, da eine Nahversorgung in Wohngebiet und unmittelbarer Umgebung fehle. Der Fußweg sei für ältere Menschen und Kinder nicht geeignet - zu viele Steigungen, zu starker Verkehr.

Mangelnde Barrierefreiheit

Die Bewohnerzahl ist allerdings seit 2005 (bis 2011) nur geringfügig gesunken, der Altenquotient liegt jedoch mit 0,79 fast doppelt so hoch wie in Arnsberg insgesamt (0,39). Damit stehe der Generationenwechsel unmittelbar bevor, aber angesichts planungsrechtlicher Vorgaben sei die individuelle Umgestaltung der Häuser nur begrenzt möglich. Dies, die fehlende Nahversorgung sowie die schlechte Erreichbarkeit seien Gründe, warum junge Familien das Gebiet nur zögerlich entdecken würden. Was sich in zum Teil deutlichen Preisnachlässen bei der Vermarktung der Häuser zeige. Aber noch gebe es keine Leerstände, künftig sei jedoch aufgrund von Topographie, der nicht barrierefreien Haus­erschließung und der schlechten Nahversorgung mit Vermarktungsproblemen zu rechnen.

Ähnlich die Lage am Schreppenberg. Zwar gebe es siedlungsnah eine Kirche mit Gemeindezentrum, Kindergarten, Förderschulen, eine Gemeinschaftsgrundschule und einen Fußballplatz, doch dies alles sei fußläufig nur über relativ steile Straßen zu erreichen. Unzureichend mit nur einem Bäcker die Nahversorgung.

Auch hier mit 0,61 ein Altenquotient deutlich über dem der Gesamtstadt. Daraus schließen die Verfasser, dass der Generationenwechsel im Gange sein könnte. Jedoch scheine angesichts vereinzelter Leerstände das Gebiet weniger attraktiv zu sein als vergleichbare Wohngebiete in Arnsberg. Die Bevölkerung dagegen sei zwischen 2005 und 2011 nahezu konstant geblieben. Vieles deute so darauf hin, dass der Generationenwechsel nur schleppend anlaufe. Denn nach Einschätzung von Immobilienexperten würden gerade junge Familien der Barrierefreiheit hohen Stellenwert beimessen. Das mache den Schreppenberg für diese Zielgruppe weniger attraktiv. Indikator auch hier: zum Teil deutliche Preisnachlässe.

Keine Pauschallösung

Fazit der Studie: Als bislang „vergessene Räume“ der Stadtentwicklung benötigten derartige Wohngebiete höhere Aufmerksamkeit. Durch z.B. strukturfördernde Eingriffe und Verbesserung der Nahversorgung. Pauschallösungen aber gebe es nicht. Empfehlung: Statt flächenintensiver Baulandpolitik ein klares kommunalpolitisches Bekenntnis zum Vorrang der Innen- und Bestandsentwicklung.

Der Untersuchungszeitraum der Studie um Auftrag der Wüstenrot-Stiftung ist von Herbst 2010 bis Frühjahr 2011.

Verfasser im Auftrag von Wüstenrot sind:

die Hochschule für Technik Stuttgart;

das Institut für Landes- und Stadtentwicklung Dortmund sowie

das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart.

Behandelt wird auch der Ortsteil Bruchhausen (Bericht folgt).