Arnsberg. .

Am Wochenende war ein ungewöhnlicher Badegast beim Planschen in der Ruhr zu beobachten: Ein Bagger. Das badende Ungetüm, ein Spezialbagger der Firma Wiesehöfer, hat am vergangenen Samstag im Alten Feld in Arnsberg, auf einem 350 Meter langen Uferabschnitt zwischen der Radfahrer- und Fußgängerbrücke an der „Twiete“ und dem Arnsberger Segelflugplatz, alte Wasserbausteine ausgebuddelt und entfernt. Denn der Ruhr sollen auch hier die Fesseln der in den dreißiger Jahren durchgeführten Begradigungsmaßnahmen abgenommen werden. Der Fluss soll zu seiner ursprünglichen Form zurückfinden.

In den Stiel gestoßen wurde die Maßnahme vom Hegering Arnsberg, der auch vor, während und nach der Aktion mit zahlreichen Mitgliedern kräftig mit anpackt. Fördergelder der Stadt Arnsberg und der Bezirksregierung sowie eigene Mittel des Vereins finanzieren die beteiligte Spezialfirma und sonstige Kosten der Fluss-Pflege. Mit der eigenen Tatkraft hatte der Hegering dafür gesorgt, dass am Ufer stehende Bäume gefällt und das wild wuchernde Springkraut gerupft wurden. So konnte der Bagger problemlos an und in der Ruhr arbeiten.

300 Stunden Ehrenamt für den Naturschutz

Ein Haufen Arbeit für die engagierten Wildheger und Naturfreunde des Hegerings, die am Samstagmorgen bereits ab neun Uhr im Regen am schlammigen Ufer der Ruhr im Einsatz waren. Doch die Jäger sehen das gelassen. „Man kann’s sich ja nicht aussuchen“, wird achselzuckend gesagt und weitergemacht. Mit Regenponcho und Jagdhut helfen, die Ruhr in ihren Urzustand zu bringen. „300 Arbeitsstunden werden’s schon werden“, summiert Hegeringsleiter Winfried Mesters den Arbeitsaufwand der emsigen Helfer.

All die Arbeit hat ein klares Ziel: den Naturschutz. „Wir sind nicht nur Jäger, sondern auch Heger“, verdeutlicht Mesters und betont, dass der Verein „sich der Ökologie verschrieben“ habe. Mit der Renaturierungsmaßnahme solle „ein vernünftiges Biotop“ geschaffen werden, für junge Fische zum Beispiel. Auch Eisvögel oder Uferschwalben sollen an den neu entstehenden Steilhängen besser nisten können als an den heutigen Ufern.

„Initiativmaßnahme“ als Anstoß für natürliche Entwicklung

Jedoch wird die Maßnahme nicht sofort für ein verändertes Flussbild sorgen. „Es ist eine sogenannte Initiativmaßnahme“, erklärt Dieter Hammerschmidt vom Fachbereich Natur und Umwelt der Stadt Arnsberg. Die Arbeiten sollen der Ruhr lediglich den Anstoß geben, sich in Zukunft „wie es so schön neudeutsch heißt, eigendynamisch zu entwickeln“, sagt Hammerschmidt. Das bedeutet im Klartext, dass die Arbeit von Menschenhand nur der Anfang ist. Die Ruhr wird sich dann - so zumindest der Plan - bei Hochwasser eigenständig den Weg durch die ehemaligen Flutrinnen, die die angrenzenden Weiden durchziehen, suchen.

Das Projekt des Hegerings Arnsberg ist nur eines von vielen Beispielen für die Kooperation von Vereinen und Behörden bei der Ruhr-Renaturierung. Im ganzen Stadtgebiet wird Hand in Hand gearbeitet, um dem Fluss sein natürliches Gesicht wiederzugeben. Eine Zusammenarbeit, von der die Natur, die Vereine, die Stadt und auch ihre Bürger in Zukunft profitieren werden.