Arnsberg.

In Gummistiefeln kämpft sich Dirk Normann durch das hochgewachsene Dickicht im Uferbereich der Ruhr zwischen der Fußgänger- und Radfahrerbrücke an der Brücke an der „Twiete“ und dem Arnsberger Segelflugplatz. Hier wird der Hegering Arnsberg bald seinen Beitrag zur Ruhr-Renaturierung leisten und an der Reaktivierung einer alten Flutrinne arbeiten. „Ich bin begeistert von diesem Projekt“, schwärmt der Schriftführer des Hegerings.

Auf 350 Meter Länge wird an der Ruhr auf der stadtnahen Seite das Ufer entfesselt. Dafür werden zahlreiche Wasserbausteine, die in den 30er-Jahren den Fluss begradigt hatten, ausgegraben. Die Ruhr soll mehr Auslauf erhalten und sich sogar alte Flutrinnen, die noch heute in der Topographie des später weiterhin als Pferdewiese genutzten Areals erkennbar sind, zurückerobern. „Das Ufer wird an einigen Stellen aufgerissen, damit sich die Ruhr wieder in das Gelände fressen kann“, erklärt Dirk Normann.

Das machen natürlich am voraussichtlichen Starttermin am 7. September nicht allein die Helfer des Hegerings Arnsberg, sondern auch Mitarbeiter der Fachfirma Wiesehöfer. Mit einem Spezialbagger für Ruhr-Renaturierungs-Einsätze werden von der Wasserseite aus die Wasserbausteine aufgenommen. Durch die Baggerfahrt in der dort flachen Ruhr soll zugleich die jetzt stark verfestigte Gewässersohle aufgelockert werden. Die entnommenen Steine werden als Sicherung direkt vor der Brücke (im Volksmund Kamelbrücke) aufgereiht.

Damit der Bagger arbeiten und das Ufer entfesselt werden kann, müssen Bäume gefällt werden. Hier bringt sich der Hegering Arnsberg stark ein. Dirk Normann und Andreas Schreiber (stellv. Hegeringsleiter) werden mit der Motorsäge rund 18 Bäume fällen. „Es kommen aber keine alten Bäume weg“, betont Hegering-Leiter Winfried Mesters. Bei der Markierung der Bäume wurde darauf geachtet, dass sie keine Spalten und Höhlen aufweisen, die stets wichtige Quartiere für Fledermäuse sein können.

Schließlich geht es dem Hegering in erster Linie um Naturschutz. „Das ist auch unser gesetzlicher Auftrag“, sagt Dirk Normann. Auch nicht jagdbare Arten sollen laut Bundesjagdgesetz gehegt werden. Und so geht es bei dem Engagement des Hegerings Arnsberg an der Ruhr nicht um Wild für den Kochtopf, sondern um viele Arten und Tiere, die Jäger sonst nicht aufs Korn nehmen.

Steilwände können entstehen

Die Uferentfesselung soll an den Rändern mit den Jahren Steilwände schaffen, die Eisvogel und Schwalben Nistmöglichkeiten bieten. Graureiher und Wasseramsel erhalten eine optimierte Nahrungsquelle auf den Ruhrauen. Die Rückzugsmöglichkeiten für Fische, insbesondere junge, werden deutlich besser. Einzig bejagbare Art ist die Stockente, die schon jetzt an der Ruhr zu sehen ist. „Auch die Hochstaudenflur wird sich gut entwickeln“, glaubt Dirk Normann.

Die Landschaft wird sich mit den Jahren verändern - ein spannender Prozess. „Hier können Inseln entstehen, auf denen die Bäume stehen“, sagt Normann. Anders als auf den Kiesbetten an der Neheimer Ruhr bleibt der Fluss hier aber trotzdem zugewachsen. „Ein attraktiver Raum für Freizeitspaß am Fluss ist das dann sicher nicht“, so der Jäger. Auch gut: Die Natur bleibt so weitestgehend sich selbst überlassen.

Die 10.000 Euro teure Maßnahme wird mit 8 000 Euro von der Bezirksregierung Arnsberg bzw. dem Land NRW gefördert. 2 000 Euro bringt der Hegering mit seinen 115 Mitgliedern auf, zudem eine Menge Eigenleistung. Am 7. September werden gut 20 Mann gebraucht, um die Baumfällaktion bis zum Holzabtransport zu begleiten. „Wir hoffen, dass viele Mitglieder mitanpacken“, sagt Dirk Normann.

Und dann heißt es Abwarten. Schauen, was die Ruhr aus ihrer neuen Freiheit macht.