Arnsberg. . Der 23. April ist der Tag des Bieres. Passend dazu veranstaltete die IHK Arnsberg nun den ersten Bierbotschafter-Lehrgang in Nordrhein-Westfalen. Getrunken wurde dabei jedoch wenig. Denn ein Bierbotschafter muss mehr können, als zwischen Pils, Alt und Kölsch zu unterscheiden.

Wir sind nicht zum Vergnügen hier. Aber muss das sein? 15 Grad warmes Bier? Es muss. „Das ist die ideale Verkostungstemperatur. So sind die Unterschiede am besten zu schmecken“, sagt Markus Fohr. Er muss es wissen. Er ist Brauer, Biersommelier und Leiter des Lehrgangs zum Bierbotschafter. Veltins, Warsteiner oder Krombacher müssen die fünf zahlenden Teilnehmer nicht unbedingt unterscheiden. „Verschiedene Pilsmarken aus einer Region - das wäre zu schwierig“, meint Thomas Klaas, Direktor der Deutschen Wein- und Sommelierschule Koblenz. Bei der Blindprobe am Prüfungstag des einwöchigen Zertifikatslehrgangs beim IHK-Bildungsinstitut in Arnsberg geht es eher darum, in den schwarzen Gläsern, also ohne die Hilfe des Auges, Weizen, Bockbier, Alt, Export, Schwarzbier, Alt oder Kölsch auseinanderzuhalten. Und auch Pils.

Bierbotschafter will gelernt sein

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    Pilotprojekt in NRW

    Ausbildung zum Bierbotschafter - das ist ein Pilotprojekt in NRW. Die Idee hatten IHK-Geschäftsführerin Ilona Lange und die Geschäftsführerin von Tourismus NRW, Heike Doll-König, im vergangenen Jahr bei der ITB in Berlin: Das könnte doch eine schöne Ergänzung zur auf Landesebene geplanten Bierroute sein. Der Brauereiverband, die heimischen Brauereien, der Hotel- und Gaststättenverband und der Sauerländische Tourismusverband fanden das gut. Und praktischerweise gab es den Lehrgang ja schon. In Koblenz. Dort, wo der Wein zu Hause ist.

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    Das liegt auch am Werdegang von Thomas Klaas. Der 48-Jährige ist kein geborener Weinmann, sondern Westfale aus Hohenlimburg und traditionell dem Bier verbunden. Nach dem Volkswirtschaftsstudium hat er im Marketing bei Brau und Brunnen in Dortmund gearbeitet. 1994 wechselte er vom Bier zum Wein, kümmerte sich für das Deutsche Weininstitut ums Marketing und leitet nun seit drei Jahren die Wein- und Sommelierschule. Und dort kam ihm die Idee, die Kompetenzen auch für Bier zu nutzen. So entstand der neue Lehrgang. „Das ist sicher auch biografisch bedingt“, gibt er zu.

    Basiswissen über das Brauen und mehr muss ein Bierbotschafter mitbringen 

    Aber zu was soll er nun gut sein, der Bierbotschafter? Da haben die Teilnehmer klare Vorstellungen. Peter Bergmann, Getränkefachgroßhändler aus Brilon: „Wir müssen besser sein als die Ketten. Deshalb wollen wir die Kunden optimal beraten können.“ Karl-Heinz Scholzen ist bei der Früh-Brauerei in Köln für die Betreuung der Gastronomie zuständig und will sich Hintergrundwissen verschaffen. Albert Siebrichhausen aus Schmallenberg will in seinem Getränkemarkt mehr Vielfalt und Spezialitätenbiere anbieten. Michael Kosch aus Minden will Getränkemarkt- Mitarbeiter schulen und ihnen Mut zu neuen Produkten machen. Und Hermann Thoeren aus Kaarst denkt über die Eröffnung einer eigenen Brauerei nach und will Ideen sammeln.

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    Heute ist Exkursion zu Westheimer nach Marsberg, gestern ging es ums Grundsätzliche: Basiswissen übers Brauen am Vormittag. Grundlagen der Sensorik am Nachmittag. Also auf die Farbe schauen, das Aroma erschnüffeln, und schmecken. Aber nur ein Schlückchen. Das ist bei vielen Spezialbieren ohnehin empfehlenswert. Das helle Doppelbock von Fohrs Lahnsteiner Brauerei hat 8 Prozent Alkohol, das Starkbier von der Düsseldorfer Alt-Brauerei Uerige 8,5 Prozent und das Aventinus Weizen-Eisbock von Schneider gar 12. Aber das sind auch gewaltige Aromabomben.

    Zwei der drei Biere sind für den US-Markt entwickelt worden. Dort hat der Trend zu exotischen Sorten und Kleinstbrauereien vor 20 Jahren begonnen. „Aber seit ein paar Jahren geht es auch in Deutschland los“, freut sich Fohr. Er führt es darauf zurück, dass seit 2004 hierzulande Bier-Sommeliers ausgebildet werden. „Inzwischen gibt es mehr als 500. Und die wollen neue Ideen ausprobieren.“ Aber die seien in der Gastronomie noch nicht angekommen, bedauert er. Bierkarten mit 15, 20, 30 Sorten wünscht er sich. Wie beim Wein.

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    Genusskultur erlebbar machen

    Ist der das große Vorbild? „Die erfolgreichen deutschen Winzer setzen auf regionale Besonderheiten, auf Herkunft und Rebsorten, da stehen die Menschen, die ihn herstellen, im Vordergrund“, sagt Thomas Klaas. Beim Bier dagegen werde zu stark in Marken gedacht. Und die Aufgabe der Bierbotschafter? „Genusskultur erlebbar machen und vermitteln, dass sich Neues und Spanendes tut.“

    Und das funktioniert in der Pils-Hochburg Sauerland? „Gerade hier könnte man ein paar Spezialitäten gut vertragen“, meint Fohr. Dann klappt es vielleicht auch wieder mit dem Hauptproblem der deutschen Brauer: dem Preis.