Hüsten. .

Klappern gehört zum Handwerk. „Unternehmen müssen mehr Marketing betreiben“, sagt Egbert Neuhaus beim 1. Wirtschaftsforum der Volksbank Sauerland am Donnerstag in der Alumentur seiner Firma Wesco in Hüsten. Der Vorsitzende des in Neheim ansässigen Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte fordert: „Wir müssen das Sauerland modern interpretieren, um die Attraktivität als Wirtschafts- und Lebensraum deutlich zu machen“.

Volksbank Wirtschaftsforum Prof Dr. Anne Jacobi
Volksbank Wirtschaftsforum Prof Dr. Anne Jacobi © WP Ted Jones

Standort-Marketing Sauerland - das war das Schlüsselwort bei der Premiere des Wirtschaftsforums vor rund 120 Gästen. Das Motto des Abends: „Auf leisen Sohlen in die Welt. Made in Sauerland: Antrieb oder Realität?“. Die Antwort kennt Egbert Neuhaus: „Wir sind schon Champion“, meint er. Und doch müsse „Made in Sauerland“ als Marke bekannter gemacht werden. Das sieht auch Professor Dr. Anne Jacobi von der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede so. „Selbst vielen Einheimischen ist das Sauerland als starker Wirtschaftsstandort unbekannt!“, sagt sie.

Wegzug der 18- bis 25-Jährigen

Vielleicht verlassen auch deshalb viele junge Menschen nach der Schulausbildung das Sauerland und treiben so der heimischen Wirtschaft angesichts des Fachkräftemangels den Angstschweiß auf die Stirn. „Ich bin besorgt über den starken Wegzug der 18- bis 25-Jährigen“, sagt Jürgen Dörner vom Vorstand der Volksbank Sauerland, „dabei kann man hier doch prima leben und auch arbeiten“. Das Sauerland werde nach wie vor noch zu stark nur als Urlaubsziel dargestellt. „Da brauchen wir eine Synthese zwischen Lebensraum und Industrie“, ergänzt Egbert Neuhaus.

Volksbank Wirtschaftsforum
Volksbank Wirtschaftsforum © WP Ted Jones

Gefragt seien dabei nicht allein die Unternehmer. „Die gute Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ist ein Pfund“, sagt Neuhaus. Volker Arens, Personalchef bei der Veltins Brauerei und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft, verweist auf die gute Unternehmenskultur in der Region. Da hakt Wolfgang Werth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Arnsberg, ein. „Ja, es gibt in dieser Hinsicht viele gute Beispiele“, sagt er, „aber leider auch Fälle, wo es nicht so gut passt“. Leiharbeit oder Behinderung von Betriebsräten fallen Werth als Stichworte ein.

Antrieb für Zukunftsstrategien

Alle reden über Fachkräftemangel, Demografie und Qualifikation von Mitarbeitern. „Das aber viel zu oft in Sonntagsreden“, beklagt sich Wolfgang Werth in einer These. Einen anderen Fokus legt Volker Arens auf dieses Thema: Beim Fachkräftemangel sei nicht nur auf Führungskräfte, sondern auch auf den technisch-gewerblichen Mitarbeiter zu schauen.

Volksbank Wirtschaftsforum
Volksbank Wirtschaftsforum © WP Ted Jones

Beim von Paul Senske moderierten Wirtschaftsforum bestätigen alle den Wert der „tollen Wirtschaftsregion“. Aber auch Rahmenbedingungen müssen stimmen. Hier sieht sich die Volksbank gefordert, die ihre international tätigen Kunden auch bei Auslandsgeschäften unterstützen will. „Unsere Hidden Champions brauchen aber auch die passende Infrastruktur“, ergänzt Volker Arens, „und zwar von der intakten Landstraße bis zur Datenautobahn“. Große Defizite dabei wurden der Region auch bei einer von Sauerland Initiativ angeforderten Studie der Fachhochschule Meschede attestiert.