Arnsberg. .

Die Renaturierung ist für die Ruhr von großem ökologischen Vorteil. Diese Zwischenbilanz lässt sich aus den bisherigen Ergebnissen des sogenannten „Bio- und Geschiebemonitorings“ ziehen. Einem auf fünf Jahre befristeten Projekt der Bezirksregierung, bei dem regelmäßig die Veränderung der Gewässersohle und die Entwicklung des Fischbestandes untersucht werden.

„Und da gibt es besonders für die Ruhrabschnitte im Eichholz in Arnsberg (Bereich Rundturnhalle, die Red.) und im Neheimer Binnerfeld tolle Ergebnisse,“ sagt Dieter Hammerschmidt vom Arnsberger Umweltbüro, das permanent über die Messungen und den daraus resultierenden Analysen informiert wird.

Untersucht wird so auch das „Geschiebe“. Dieses seltsam anmutende Wort bedeutet nicht etwa „Nahkampf“ in einer Diskothek, sondern damit bezeichnen Experten durch Wasserkraft transportierten Flussschotter auf der Gewässersohle. Und da gibt es schon erstaunliche Zahlen. So wurden beispielsweise im Abschnitt Binnerfeld von 2010 bis 2011 50 Kubikmeter Gestein - 5 000 voll beladene Dreiachser-Lkw - vom Wasser bewegt. „Genau das ist es“, so Hammerschmidt, „was einen natürlichen Fluss auszeichnet.“

Denn dieses Geschiebe ist ein wichtiger Lebensraum für Fische und wirbellose Fauna (z.b. Fliegen- und Mückenlarven), die wiederum den Fischen eine Nahrungsgrundlage ist. Würde der Fluss dieses Gestein nicht bewegen, weil die Fließgeschwindigkeit und damit die Wasserkraft zu gering ist, erklärt Hammerschmidt, „würden diese zwischen den Steinen befindlichen Hohlräume mit Sedimenten zugesetzt“. Folge: kein ausreichender Brutplatz für wirbellose Fauna, weniger Futter für die Fische. Zudem wird durch das muntere Geschiebe der Sauerstoffgehalt des Wassers angereichert. Auch darüber freut sich das Schuppentier.

Durch das ständige Umlagern des Gesteins entstehen so immer wieder neue Lebensräume. Was zum Beispiel für die Äsche - für Nichtangler: ein Fisch - von Bedeutung ist. Hammerschmidt: „Denn bei den Äschen handelt es sich um Kieslaicher, die diese Umgebung benötigen und ebenfalls die Hohlräume zum Ablaichen nutzen.“

Diese positive Entwicklung nach erfolgter Renaturierung ist laut Umweltbüro auch im Bereich Eichholz festzustellen, auch hier wird eine riesige Menge an Geschiebe bewegt. Effekt: „Der Fischbestand ist jetzt so gut, dass der Arnsberger Angelverein Ruhrwellen diese Zone als Laichschonbezirk ausgewiesen hat. Es wird dort also nicht mehr geangelt.“ Dieser freiwillige Verzicht ist für Dieter Hammerschmidt ein deutliches Indiz dafür, wie wichtig den Anglern diese unmittelbare Folge der Renaturierung ist. „Auch die Angelvereine werden stets über die Ergebnisse der Untersuchungen informiert. Ein guter Weg, sie mitzunehmen.“

Übrigens: Durch das Geschiebe verändert sich die absolute Kiesmenge auf der Flusssohle nicht. Was Ruhr abwärts weggeschoben wird, kommt von „oben“ nach. Nur stets in andere Form „gegossen“.

Bislang hat die Stadt allein 7,9 Kilometer Ruhr renaturiert und dafür - inklusive dreier Fischtreppen - 7,7 Mio. Euro investiert. 2013 sollen noch 600 Meter im Bereich Hüsten (In den Erlen) folgen (ca. 0,7 Mio. Euro). Die Landesförderung lag bei 80 Prozent. Ausnahme 2010 und 1011 mit 90 %, weil Arnsberg Nothaushaltskommune war.