Arnsberg. . Nur wer sich engagiert, der kann etwas bewirken. Kann die Dinge mitgestalten, die ihm wichtig sind. Das möchten Carmen Püttmann und Thomas Eberhard. Sie wollen nicht länger tatenlos zuschauen, wie der Ortsteil Arnsberg auf dem Ast nach unten rutscht. Ihre Devise: Politik und Verwaltung Dampf machen. Mit Hilfe eines Bürgerstammtisches als Anlaufstelle für die Menschen, denen der Ortsteil am Herzen liegt.

Auslöser war die Schließung des Lebensmittelgrossisten „Kaufpark“ im Brückencenter. „Darüber habe ich mich so aufgeregt“, sagt Püttmann (39), „dass ich meinem Ärger Luft und ihn auf der Facebook-Seite ,Du bist Arnsberger, wenn...’ gepostet habe.“ Mit wahnsinniger Resonanz: Innerhalb kürzester Zeit gingen 354 Kommentare ein. Ähnliches weiß Thomas Eberhard (44).

Die beiden Arnsberger, die sich bis dahin völlig fremd waren, fanden sich so im Netz zusammen und entschlossen sich aufgrund der vielen Kommentare zur traurigen Situation des Ortsteils, aktiv zu werden. Mit einem Bürgerstammtisch, der bereits auf Facebook in virtueller Form besteht und ab Januar im „echten“ Leben landen soll.

„Damit wollen wir Gleichgesinnte ansprechen“, so Eberhard, „die ein Interesse daran haben, diesen Stadtteil in eine bessere Zukunft zu führen.“ Jetzt - mit der Diskussion rund um die Werkstattgespräche zu Brückenplatz und Alter Markt/Steinweg/Neumarkt - sei die Zeit dafür günstig. „Denn es ist bei den Bürgern etwas aufgebrochen, was es ermöglicht, Politik und Verwaltung zum Handeln zu bringen.“ Die Bürgerinitiative selbst soll dabei die Rolle eines Moderators übernehmen: „Wir bündeln die Vorschläge, leiten sie in die richtigen Kanäle, stellen Kontakte her und bringen uns in die Werkstattgespräche ein.“

Aber eines will man nicht: sich vor einen politischen Karren spannen lassen. „Wir wollen allein eine Plattform für die Bürger,“ formuliert Püttmann. Dennoch seien Politiker und deren Meinung willkommen. „Nur werden wir uns nicht von ihnen dominieren lassen.“

Auf Wohlwollen sei dieser Vorstoß in der Stadtverwaltung gestoßen. Püttmann: „Stadtplaner Thomas Vielhaber hat positiv reagiert und zugesagt, vorbeizuschauen oder die Teilnehmer im Rahmen einer Stadtführung zu informieren.“

Und genau diese Denkweise, ist Eberhard überzeugt, sei richtig: „Denn darüber sollte sich jeder im Klaren sein: Man muss mit der Stadt arbeiten - nicht gegen sie.“ Unsinnige Fronten würden der Sache nur schaden. Wie sich an der Beratungsresistenz in Sachen Weihnachtsmarkt-Standort gut erkennen lasse.

Zudem müsse man die Frage stellen, ob das Dreisäulenmodell noch politisch gewollt sei. Während der Einkaufsstandort Neheim gut aufgestellt, der Sportstandort Hüsten trotz des defizitären Bades NASS auf gutem Weg sei, „hat man in Arnsberg bei besten äußeren Bedingungen das Gefühl, dass es stetig bergab geht“, findet der 44-Jährige. Diese Entwicklung zu stoppen, dabei will die Bürgerinitiative mithelfen. „Und ich bin überzeugt,“ sagt Carmen Püttmann, „dass Bürgerwillen hier viel bewegen kann.“