Arnsberg. Der Heimatbund Neheim-Hüsten will den jüdischen Friedhof an der Möhnepforte durch die nun bei der Ruhr-Renaturierung aufgefundenen Grabsteine aufwerten und so mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit stellen.

Bei den Arbeiten waren vier jüdische Grabsteine - darunter der des Arnsberger Ehrenbürgers Noah Wolff - gefunden worden, die bei der Möhne-Katastrophe 1943 weggespült worden waren. „Die Steine sollen dort hin, wo sie hergekommen sind“, sagt Vorsitzender Franz-Josef Schulte vor den stadtweiten Gedenkfeiern zur Reichspogromnacht.

Dem Heimatbund ist wichtig, die Spuren jüdischen Lebens in der Stadt wieder in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Dazu gehöre auch ein gut präsentierter jüdischer Friedhof in Neheim, wo derzeit gerade einmal elf Grabsteine zu finden sind. Bei der Möhneflut war der Friedhof komplett verwüstet worden. Mit dem Aufstellen der vier Grabsteine an alter Stelle solle der „jüdische Friedhof wieder seine verdiente Würde“ zurückerhalten. Deshalb ist Franz-Josef Schulte auch strikt dagegen, den Grabstein des Ehrenbürgers Noah Wolff an anderer Stelle aufzustellen. Diverse Ideen in diese Richtung waren direkt nach dem Fund aufgekommen. „Diese Diskussion möchte ich eigentlich beenden“, sagt Schulte.

Ein Aufstellen der Grabstein-Findlinge rechtzeitig zu den Gedenkfeiern zur Pogromnacht auf dem jüdischen Friedhof war nicht möglich. „Das darf man nicht überstürzen“, sagt Franz-Josef Schulte. Die Monumente sind derzeit beim Steinmetz Hilligsberg in Alt-Arnsberg zur Aufbereitung. Auch stabile Sockel müssen angebracht werden. Die Kosten dafür wird vermutlich der Heimatbund tragen und dafür nach Sponsoren suchen müssen. Das alles braucht Zeit. Außerdem müsse alles mit dem zuständigen Landesverband jüdischer Gemeinden in Westfalen-Lippe abgesprochen werden. „Da muss man sensibel vorgehen“, weiß Franz-Josef Schulte.

Grabstein vom Isak Ostberg
Grabstein vom Isak Ostberg © WP

In Arnsberg gibt es insgesamt drei jüdische Friedhöfe mit aktuell 123 Grabsteinen - 89 davon stehen in Alt-Arnsberg auf dem Seltersberg, weitere 23 in Alt-Hüsten. ­Eröffnet wurden die Friedhöfe im 19. Jahrhundert.

Die Technischen Dienste der Stadt Arnsberg sind für die laufende Pflege und die Unterhaltung der jüdischen Friedhöfe zuständig. Dafür gibt es auch Zuschüsse vom Land. Regelmäßig werden die Trauerstätten von einem Beauftragten des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden bei einer Ortsbesichtigung inspiziert.

Idee der Sommerakademie

Die Aufwertung des jüdischen Friedhofes war auch bei der ­Sommerakademie von Studenten im Neheimer Strohdorf angeregt worden. Beim Heimatbund stieß das auf offene Ohren. „Das ausgerechnet jetzt die vier Grabsteine aufgefunden wurden, passt da irgendwie“, sagt Schulte.

Die jüdischen Friedhöfe in Neheim und Hüsten sind öffentlich zugänglich. In Arnsberg ist das Tor verschlossen. „Bei Bedarf aber wird aufgesperrt“, so Stadtsprecherin Stephanie Schnura.

Jjüdischer Grabstein von  Isack und Irma Bernandine Schwarz
Jjüdischer Grabstein von Isack und Irma Bernandine Schwarz © WP