Arnsberg. . Der Arnsberger Marcel Pohl hat in Rekordzeit von 20 Monaten sein Studium abgeschlossen. Und noch nebenbei eine Banklehre gemacht. Jetzt arbeitet er in Frankfurt und promoviert in England.
Er ist kein Überflieger. In der Grundschule hat er sich in Deutsch sogar ein bisschen schwer getan, ist danach deshalb erst zur Realschule gegangen. Später hat er das Wirtschaftsabitur mit der Note 1,8 gemacht, ein recht guter Schnitt, aber kein Super-Abi. Richtig durchgestartet ist Marcel Pohl danach: Sein Studium hat er in der Rekordzeit von 20 Monaten absolviert. Mit 21 Jahren hatte er den Abschluss.
Zwei Semester hat er für den Bachelor benötigt, der auf sieben angelegt ist. Zwei Semester für den Master, für den eigentlich vier Semester vorgesehen sind. Und das alles neben der Banklehre her.
Die hatte er begonnen, weil er nach dem Abitur nicht zum Studieren aus Arnsberg weggehen mochte. Er wollte zu Hause bleiben, sich um seine Großeltern kümmern, ihnen etwas „zurückgeben“. Denn Oma und Opa haben den Jungen mit groß gezogen, weil beide Eltern berufstätig waren, der Vater, ein Gabelstaplerfahrer bei Wepa, zudem früh gestorben ist.
Also begann Marcel Pohl eine Ausbildung bei der Commerzbank, wo man ihm anbot, nach Feierabend oder an den Wochenenden an der „Hochschule für Ökonomie und Management“ in Dortmund zu studieren.
Der junge Student fühlte sich nicht ausgelastet
Nach einem Monat an der Hochschule jedoch fühlte sich der junge Mann nicht recht ausgelastet. „Das hatte ich doch alles schon im Abitur“, beklagte er sich bei seinen beiden Kommilitonen Robert Grünwald und Marcel Kopper. Und so kam den Dreien der Gedanke, „ein bisschen mehr zu machen“. Sie wollten, erzählt Marcel Pohl, „das Studium etwas beschleunigen“.
Bis sie sich irgendwann nicht mehr bremsen konnten. „Das hat sich so entwickelt. Und es hatte manchmal auch negative Auswüchse“, räumt Marcel Pohl heute ein.
Die Hochschule bietet Vorlesungen nicht nur in Dortmund an, sondern an 22 Studienzentren in ganz Deutschland. Eine Pflicht zur Anwesenheit gibt es nicht. Und so stiegen Pohl, Grünwald und Kopper abends nach der Arbeit in ihre Autos, damit sie um 18 Uhr im Hörsaal waren. Jeder fuhr an einen anderen Ort, jeder hörte sich ein anderes Thema an.
Auf der Rückfahrt nach Ende der Vorlesung um 21.30 Uhr erzählten sie einander in einer Telefonkonferenz, was sie gerade gelernt hatten. Samstags, wenn die Vorlesungen von 8.30 bis 17 Uhr dauerten, wechselte jeder der drei in der Mittagspause an einen anderen Standort, „um dort noch ein zweites Thema mitzunehmen“. Und um darüber wiederum am Sonntag, wenn sich die drei trafen, den anderen einen Vortrag zu halten.
49 Prüfungen, Klausuren und Seminararbeiten in einem Jahr
Etwa 49 Prüfungen, Klausuren und Seminararbeiten haben sie für den Bachelor innerhalb eines Jahres absolviert, 21 weitere für den Master in der gleichen Zeit. „Es war schon sehr hart“, sagt Marcel Pohl. „Wir waren als Team gut. Allein hätte ich das nicht geschafft. “ Zumal jeder der drei irgendwann seinen Tiefpunkt hatte. Das Thema Unternehmensbesteuerung war es, was ihn selbst fast aufgeben ließ. In der Nacht vor der Prüfung, die die drei lernend gemeinsam verbrachten, hat er geweint, wie er zugibt. Doch die beiden anderen haben es geschafft, ihn wieder zu motivieren.
Doch wofür eigentlich? „Sozialer Wohlstand ist mir sehr wichtig“, sagt Marcel Pohl. Und betont gleich: „Es geht nicht darum, viel Geld zu verdienen. Ich weiß aber, dass ich etwas leisten muss, damit ich auch in Zukunft leben kann“, versucht er zu erklären. Die Bildung gebe ihm ein sicheres Standbein.
Inzwischen arbeitet er als Projektmanager für die Commerzbank in Frankfurt, promoviert zudem an einer englischen Universität. Diesmal allerdings nicht im Rekordtempo. Er will wieder mehr Zeit für seine Freundin haben, die in diesen 20 Monaten zu ihm gehalten hat. Um die Großeltern will er sich auch wieder mehr kümmern. Jedes Wochenende fährt er nach Arnsberg, um mit den beiden einzukaufen, etwas zu unternehmen.
Und wenn es irgendwann einmal die Möglichkeit gibt, dann will er zurückkehren. „Da würde ich nicht lange nachdenken“, sagt er. „Ich bin Sauerländer.“