Arnsberg. Bereits vor tausend Jahren wurde Arnsberg das erste Mal in einer Güterliste des Klosters Werden erwähnt. Die mittelalterliche Altstadt und das Kloster Wedinghausen sind voll von Geschichte, die es für den Reisenden zu erkunden gilt.

Das mehr als tausend Jahre alte historische Zentrum Arnsberg liegt malerisch auf einem von der Oberen Ruhr umflossenen Bergrücken. Es kombiniert herrliche Landschaft – unter europäischen Schutz gestellt – und ein wundervoll erhaltenes Landeskulturerbe: die historische Altstadt mit dem mittelalterlichem Regierungsviertel, mit dem Regierungsviertel der Preußen und dem bedeutenden Kloster Wedinghausen.

Hier regierten erst die Grafen von Westfalen/ von Arnsberg die Grafschaft Arnsberg, dann die Kölner Fürstbischöfe das Herzogtum Westfalen, einen eigenständigen Kirchenstaat, der erst 1803 unterging. Hier wurde westfälisches Recht und Reichsrecht gesprochen. Hier wohnte aber auch der berüchtigte westfälische Hexenrichter von Schultheiß. Die vielen mittelalterlichen Gebäude, der Alte Markt, Oberfreistuhl und Schloßberg zeugen davon.

Gradliniges Klassizismusviertel

Gegenstück zum mittelalterlichen Regierungsviertel bildet das preußische Regierungsviertel, ein geradliniges Klassizismusviertel. Es ist in seiner Geschlossenheit in Westfalen ohne Beispiel. Hervorzuheben ist die von Karl Friedrich Schinkel geprägte Auferstehungskirche am Neumarkt. Das Kloster Wedinghausen war wichtiger Knotenpunkt im europäischen Netzwerk der Prämonstratenser. Es beheimatete den weltberühmten Gero-Codex (Unesco- Weltkulturerbe) und rettete den berühmten Kölner Dreikönigsschrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige, den Kölner Domschatz und die Dombibliothek. Diese Heiligtümer der christlichen Welt wurden dort jahrelang vor den französischen Revolutionstruppen versteckt.

Heute fordert Kloster Wedinghausen mit überraschender Modernität die Geschichte heraus. Die moderne Architektur des wieder gewonnenen Klosterhofs und die Neugestaltung des Westflügels haben neben der sehenswerten Propsteikirche/Klosterkirche einen viel beachteten neuen Kulturort geschaffen.

Geschichte

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Bereits vor 1000 wurde der Name Arnsberg in einer Güterliste des Klosters Werden erwähnt. Die Grafen von Werl, ein mächtiges Geschlecht zwischen Emsland und Rothaargebirge, bauten in Arnsberg um 1060 die Alte Burg, ca. 1100 eine neue Burg auf dem Adlerberg (heute „Schlossberg“) und regierten als Grafen von Arnsberg das Land. Stadtrechte erhielt Arnsberg schon vor 1238. Die Grafschaft selbst wurde vom kinderlosen, letzten Grafen Gottfried IV. 1368 an das Erzstift Köln verkauft. Arnsberg wurde Hauptstadt des Herzogtums Westfalen. Bis 1802 waren die lebensfrohen Renaissance- und Barock- Kurfürsten und Erzbischöfe von Köln die Herren des Landes.

In Arnsberg tagte der Landtag (Ritter und Städte). Hier saßen die kurfürstlichen Behörden. 1803 erhielten die Hessen das Land zugesprochen, 1816 rückten die Preußen in die alte Grafschaft ein. Oberpräsident Vincke aus Münster sorgte dafür, dass Arnsberg Sitz einer preußischen Bezirksregierung wurde. Aus der Sorge um neuen standesgemäßen Wohnraum für die preußischen Beamten entstand unter Einfluss K. F. Schinkels das Klassizismus-Carré. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Altstadt von großen Zerstörungen verschont.

Stadtrundgang durch Alt-Arnsberg 

P Altstadtgarage unter dem Neumarkt, Busparkplatz vor der Propsteikirche

Stadtplan Arnsberg.JPG

1. Klassizismus-Viertel: Neumarkt mit der Auferstehungskirche (1822–1824 auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes erbaut, 1825 eingeweiht), weitere Straßenzüge mit dem für Westfalen einmalig geschlossenen Bürgerhaus-Carré in klassizistischer Bauweise (Einfluss K. F. Schinkels). Dazu gehören noch das ehem. Palais des Regierungspräsidenten (Klosterstraße 4) und Verwaltungsbauten wie das „Gerichts- und Kriminalhaus“, heute Amtsgericht (Eichholzstraße 2-4) und Casino (Königstraße 22).

2. Wedinghausen, Prämonstratenserkloster: 1170/73 gestift et, 1803 säkularisiert. Propsteikirche St. Laurentius, westf. Hallenkirche, Chorfenster (um 1254), Grafentumba (um 1330), Hochaltar ehem. Fürstenberg-Epitaph (1618) von H. Gröninger, Pfeilerfiguren (1700), Kanzel und Beichtstühle aus Kloster Grafschaft. Erinnerungsrelief an das Versteck der Kölner Domschätze und der Reliquien der Hl. Drei Könige (1794–1803). Ostflügel mit Kreuzgang (Fresken!), Sakristei, Kapitelsaal und Grafenkapelle (1274); Bibliothek (1694); Prälatur (1666). Der 2004 restaurierte Westflügel (1717) mit Kreuzgang beherbergt das Stadtarchiv und die Ausstellung: „Denn das Erste ist verloren …“ Der Klosterhof wurde 2006 neugestaltet und mit dem modernen Lichthaus räumlich wieder abgeschlossen. Hirschberger Tor (1753) von J.C. Schlaun/ J.C. Manskirch (Figuren), 1826 hier aufgebaut.

3. Landgericht (Brückenplatz 7), jenseits der Ruhr zum Abschluss der klassizistischen Phase 1838 fertiggestellt; innen ein Vestibül mit dorischen Säulen.

4. Alter Markt (die „Gute Stube“): Landsberger Hof, das Liebesschlösschen des Kurfürsten Ernst v. Bayern, 1605 für seine Mätresse Gertrud v. Plett enberg errichtet, heute Sauerland-Museum; Maximilianbrunnen, Geschenk des Kurfürsten Maximilian Friedrich (1779); Altes Rathaus (jetzige Gestalt: 1710), auch Sitz des Landtages, mit Glockenspiel und kurkölnischem Wappen am Archivturm; „Zur Krim“, Haus des Hexenrichters Schultheiß († 1646); Glockenturm (alter Stadtturm, 13. Jh.) mit barocker Zwiebelhaube (1722).

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5. Weichs’scher Hof (Soester Str. 1): Sitz des Landjägermeisters und des letzten Landdrosten v. Weichs († 1815), gegenüber: Haus Honning (Schloßstr. 3), Sitz des Landschreibers; beide Gebäude nach dem Stadtbrand 1600 erbaut.

6. Stadtkapelle: 1323 erstmals erwähnt; Glocken der „Kapelle“ im Glockenturm. Vor der Kirche mit Ruhrkiesel gepfl asterter Platz; früher am Fest des Hl. Pantaleon (27. Juli) Durchführung des „Feldgerichtes“.

7. Dückerscher Hof (Schloßstr. 12): 1627 von Oberkellner Hermann Dücker mit Marstall und Reitschule gebaut, seit 1856 erstes Hospital in Arnsberg. Nördlich anschließend Kloster der Jesuiten (1683), ab 1773 kurkölnische Brauerei, dann 1816 eines der drei Häuser für die Bezirksregierung, seitdem „Katasteramt“ genannt. An der Hausfront eine halbe „Preußische Rute“, ein Wegemaß.

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8. Schlossberg mit Außenbastionen: Auf dem von einer Schleife der Ruhr umflossenen Plateau ließen die Grafen ihre Burgen, die Kurfürsten drei Schlösser bauen, das letzte 1724–1732 durch J. C. Schlaun für Kurfürst Clemens August von Wittelsbach, 1762 zerstört durch preußische Truppen. Seit 1967 ist die Schlossruine saniert, gesicherte Wege führen über und um das Schlossplateau.

9. Femegericht (Oberfreistuhl): Sitz des westfälischen Femegerichtes (nachempfunden: mit Bänken, Richtertisch und Schwert unterhalb des Schlossberges); erstmals 1174 erwähnt, versammelte ab dem 15. Jh. jährlich an bestimmten Tagen alle Freigrafen, prüft e ihre Rechtshandlungen und war in rechtsunsicheren Zeiten „Hals- und Blutgericht“ für Kapitalverbrechen.

10. Stadtmauer und Grüner Turm: erhaltene Stadtbefestigungen, ehemalige Stadtt ürme mit einigen Metern Original-Stadtmauer an der „Bindfaden- Gasse“.

11. „Mäuse-“ (= Maut-) oder Limps- (= Limes-)turm: westlicher Stadteingang mit abgerissenem Tor, Torwächterhaus und Zollstation von der Ruhr her.

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12. Jägerstraße mit klassizistischen Häusern: besonders das typisch klassizistische Bürgerhaus „Schennen“ ( Jägerstr. 37, dahinter Gerberei und Mühle).

13. Alte Regierung ( Jägerstr. 1): ab 1783 aus Steinen des zerstörten Schlosses gebaut, als Zuchthaus geplant, 1802 als Kaserne genutzt und ab 1816 Sitz der preußischen Bezirksregierung.

14. Von der Alten Regierung entlang der König straße weitere Häuser des Klassizismus, am Neumarkt vorbei bis zum ehem. Amtsgerichtsgefängnis (Eichholzstr. 2-4, 1832/33 errichtet).

15. Eichholz: Naherholungsgebiet mit alter Promenade, Königseiche, Ehmsendenkmal (Gründer des Sauerl. Gebirgsvereins), „Kinderteich“ (Teil des Rundweges „Natur und Landschaft “ F VV 4055).