Arnsberg. .

Die Westfälische Papierfabrik (Wepa) ist in finanzielle Schieflage geraten und soll durch einen externen Sanierer wieder auf Kurs gebracht werden. Dabei sei „in den deutschen Werken, die momentan voll ausgelastet sind, kein Arbeitsplatzabbau geplant“, betonte das Unternehmen. Allerdings sollen die Beschäftigten den Gürtel enger schnallen.

„Der Arbeitgeber ist auf die Betriebsräte in Deutschland zugegangen, um die Personalkosten zu reduzieren“, berichtete Adolf Siethoff, IG-BCE-Bezirkschef für die Region Dortmund/Hagen. Wepa hat nach seinen Angaben in den letzten zwei Jahren „rote Zahlen“ geschrieben und „befindet sich in einer angespannten wirtschaftlichen Lage“.

Vor diesem Hintergrund verhandeln Gewerkschaft und Unternehmen laut Siethoff derzeit über eine Arbeitszeitverlängerung von 38 auf 40 Wochenstunden ohne Lohnausgleich. Wepa habe in seinen italienischen Werken bereits in erheblichem Umfang Stellen abgebaut und auch in Frankreich die Personalkosten gesenkt, berichtete Siethoff weiter, betonte aber: „Ich sehe zurzeit für die deutschen Arbeitsplätze keine drohende Gefahr.“

Nach Angaben des Wepa-Betriebsrates in Arnsberg sind die 520 Beschäftigten des Stammwerks auf einer Betriebsversammlung am 6. Februar über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens informiert worden. Zu Details wollten sich die Arbeitnehmervertreter nicht äußern; größere Sorgen in der Belegschaft gebe es aber nicht, hieß es.

Bereits am Vortag hatte Wepa-Sprecherin Silvia Kerwin auf Anfrage unserer Zeitung „schlechte Ergebnisse trotz stabiler Umsätze“ in den Jahren 2010 und 2011 eingeräumt. Auslöser seien „erhebliche Rohstoffkostensteigerungen“. Kerwin betonte aber, dass Wepa über „ausreichend Liquidität“ verfüge. Die bereits laufende Restrukturierung betrifft nach ihren Angaben vor allem die Werke in Italien. Sie bestätigte zudem, dass sich der Papierhersteller mit den Gläubigerbanken auf die Bestellung eines externen Krisenmanagers - eines so genannten Chief Restructuring Officers (CRO) - geeinigt habe.

Zu dessen Kompetenzen neben Wepa-Chef und Mitinhaber Martin Krengel äußerte sich die Sprecherin allerdings ebenso wenig wie zu anderen weiterführenden Fragen, die ein alarmierender Bericht des Handelsblatts aufwirft. Darin zeichnet die Zeitung ein weitaus dramatischeres Bild der Lage bei Wepa. Das Unternehmen kämpfe ums Überleben, heißt es dort ohne Quellenangabe. Die Umsätze seien zu niedrig, die Schulden zu hoch. Und: Nur ein Stillhalteabkommen der beteiligten Banken erlaube die Fortführung des Geschäftsbetriebs. Starker Tobak. All dies wohlgemerkt ohne Quellenangabe.

In erster Linie befasst sich das Blatt mit einem angeblichen Streit zwischen den Banken und dem Wepa-Aufsichtsrat um die Besetzung des Saniererpostens. Das Unternehmen will zu alledem keinen weiteren Kommentar abgeben, wie Kerwin bekräftigte. „Mehr können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.“ Auch der frühere CDU-Politiker und Wirtschaftsanwalt Friedrich März, der den Wepa-Aufsichtsrat leitet, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Damit bleibt einstweilen unklar, wie schlimm es tatsächlich bestellt ist um einen der größten Arbeitgeber Südwestfalens. Durch zahlreiche Übernahmen im vergangenen Jahrzehnt ist die Wepa-Gruppe zu einem der führenden Hygienepapier-Hersteller Europas herangewachsen. Mit rund 2900 Beschäftigten, davon allein knapp 1000 in den südwestfälischen Werken Arnsberg-Müschede und Marsberg-Giershagen, erwirtschaftete Wepa einen Jahresumsatz von zuletzt fast einer Milliarde Euro.

Dabei liegt der stärkste Wachstumsschub erst gut zwei Jahre zurück, als die Arnsberger den insolventen italienischen Rivalen Kartogroup übernahmen und damit ihre Erlöse auf einen Schlag fast verdoppelten. Und nur wenige Monate später, im Mai 2010, holte sich Wepa den britischen Finanzinvestor Pamplona Capital mit einer Beteiligung von 32 Prozent ins Boot. Zur Finanzierung weiteren Wachstums, wie es damals hieß.