Arnsberg. .

Für überraschende Fakten bei der Vorstellung der IHK-Frühjahrskonjunkturumfrage, nach der die heimischen Unternehmen größtenteils positiv in die Zukunft blicken, sorgte Klemens Münstermann, IHK-Vizepräsident und Chef von Möbel-Turflon. Dass seine Branche boome, hänge wesentlich mit der steigenden Zahl der Ehescheidungen zusammen, meinte Münstermann. Oft handele es sich dabei um gut verdienende Personen im besten Alter, die plötzlich zwei neue Wohnungen benötigten. „Wir leben sehr gut von den Scheidungen“, gab der Möbelhändler zu.

Angst bereite ihm dagegen die Diskussion um die eventuelle Abschaffung der vier verkaufsoffenen Sonntage. „An diesen setzen wir bei uns acht bis neun Prozent des gesamten Jahresumsatzes um“.

Samstage und Sonntage sind Umsatzrenner

Und auch die Samstage sind in der Möbelbranche wahre Festtage. „Hier machen wir den doppelten bis dreifachen Umsatz eines normalen Werktags“, verriet Münstermann. Und obwohl Möbelfachverkäufer gut verdienten, bekomme man in der Branche überhaupt keine Auszubildenden mehr, weil die alle am Samstag nicht mehr arbeiten wollten, klagte der Vizepräsident.

Auch wenn es in den einzelnen Branchen ebenfalls einige Gründe zum Klagen gab, sieht die Geschäftslage und der Blick in die Zukunft bei den meisten Unternehmen gut bis befriedigend aus. Bei der Vorstellung der Zahlen von 400 befragten Unternehmen betonte IHK-Chefvolkswirt Dr. Ralf A. Hueß, dass die positive Entwicklung vor allem von der Industrie getragen werde.

Einen nicht ganz so rosigen Blick in die Zukunft gebe es allerdings bei den Bau-, Transport- und Dienstleistungsunternehmen, die für das laufende Jahr rückläufige Geschäfte erwarten. Allerdings waren viele Betriebe mit den Geschäften im vergangenen Jahr sehr zufrieden.

Konjunktur nimmt wieder Fahrt auf

Erfreulich sei auch die Bereitschaft bei den meisten Unternehmen, stärker zu investieren und mehr Personal einzustellen, betonte IHK-Präsident Ralf Kersting.

„Unterm Strich deutet vieles darauf hin, dass die Konjunktur bereits wieder Fahrt aufnimmt und die Abschwächung des Wachstums im Gesamtjahr 2012 nicht so deutlich wie befürchtet ausfallen muss“, fasste Hueß die Ergebnisse der Umfrage zusammen.

Sorgen bereitet vielen Unternehmen hingegen die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie die Schuldenkrise und ihr Management und auch die geplanten Klimaschutzgesetze in NRW sorgten für Unruhe.

Bürokratische Hürden

„Ohne diese Steine im Weg ginge es der Wirtschaft noch deutlich besser“, sagte Präsident Kersting, der ein Industrieunternehmen in Olsberg leitet und anhand seines Betriebes auf eine besondere Schwierigkeit aufmerksam machte: Die bürokratischen Hürden. „Für 2012 planen wir nur für Genehmigungen“, sagte Kersting, der sich auch Sorgen um die verlässliche Energieversorgung macht.

Abschließend waren sich aber alle Gesprächspartner einig, dass die starken Familienunternehmen mit beständigem Führungspersonal ein wichtiger Garant für den wirtschaftlichen Erfolg in der Sauerland-Hellweg-Region sind. Da unterscheide man sich doch von vielen Aktiengesellschaften, in denen die Führung alle fünf Jahre komplett ausgewechselt werde.