Hüsten.

Der untergetauchte Mieter einer Hüstener Wohnung, in der im großen Stile Cannabis angepflanzt worden war (wir berichteten gestern), hat seine komplette Ernte dem Zugriff der Polizei entziehen können. „Da kamen wir zu spät“, so die ermittelnde Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel aus Dortmund.

Die Hüstener Wohnung des 28-jährigen Dortmunders war schon am Wochenende von der zuständigen Polizei Unna aufgesucht worden. Den Mieter traf die Polizei nicht an - ebenso wenig das konsumierbare Cannabis aus der stattlichen Plantage in der Wohnung. Am Montag wurde in einer großen Aktion die komplette Anlage aus der Wohnung entfernt. Die Plantage war technisch mit Bewässerungs-, Belüftungs- und Beleuchtungseinrichtungen ausgestattet. „Zum Abtransport wurde ein ganzer Container benötigt“, so die Staatsanwaltschaft.

Ein kleiner Fisch war es nicht, der in Hüsten gesucht wurde. Oberstaatsanwältin Dr. Ina Holznagel spricht von einer Plantage in „mittlerer Größe“. Es sei hier nicht mehr „von einer Zucht in ein paar Blumentöpfen“ zu reden. Ausschließen will sie auch nicht, dass weitere Spuren in den Arnsberger Raum gefunden worden sein könnten. Keinen Hinweis gibt es indes darauf, dass der Vermieter der Wohnung von der Zucht gewusst hat. In diese Richtung laufen keine Ermittlungen.

Der Hinweis auf die Hüstener Wohnung kam fast schon zufällig. Am 19. Oktober erlebten Beamte der Zollfahndung Münster eine Überraschung, als sie in Kamen einen Durchsuchungsbeschluss in der Villa eines 50-jährigen Geschäftsmannes vollstreckten. Eine Verdachtsanzeige einer Bank nach dem Geldwäschegesetz hatte die Fahnder auf den Plan gerufen. Ein Immobilienkauf war den Bankern verdächtig vorgekommen, weil ungewöhnliche große Mengen Bargeld transferiert werden sollten. Pflichtgemäß zeigten sie den Vorgang an. In den Kellerräumen des Durchsuchungsobjekts fanden die Fahnder die Erklärung für den Bargeldsegen: Sie standen plötzlich vor einer umfangreichen und professionell aufgebauten Aufzuchtanlage für Cannabis-Pflanzen. Über mehrere Räume erstreckte sich der Anbau. Kiloweise Pflanzen vom Steckling bis zum getrockneten Produkt waren zu besichtigen. Die Kreispolizeibehörde Unna übernahm die Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und entsorgte das erntereife Cannabis. Eine Probe von mehreren Kilo „Stoff“ ging zur Untersuchung an das Landeskriminalamt. Der Rest des Rauschgifts wurde verbrannt.

„Bei den Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf die Hüstener Wohnung“, so Dr. Ina Holznagel. Dort zeigt sich nun die Nachbarschaft verwundert darüber, mit wem sie über Jahre hinweg Tür an Tür gelebt hatte. „Da wohnt man zehn Meter von einander entfernt und kriegt nichts mit“, so eine Nachbarin. Der Mann habe bei Gesprächen stets davon gesprochen, zwei Studien absolviert und „einen guten Job“ zu haben.