Arnsberg.

Die Sparkasse Arnsberg/Sundern wird noch vor Beginn der dunklen Jahreszeit an der Filiale an der Clemens-August-Straße in Alt-Arnsberg durch Abholzungsarbeiten auf dem Grundstück für bessere Sichtachsen und somit mehr Sicherheit sorgen. Der Doppel-Banküberfall im Dezember letzten Jahres, der ab Dienstag vor dem Landgericht Arnsberg verhandelt wird, sitzt noch tief im Gedächtnis.

Auch bei den Mitarbeitern der Bank. Viele von ihnen waren bei beiden Überfällen innerhalb von 15 Tagen an ihrem Arbeitsplatz gewesen und sahen sich plötzlich zwei mit einer Pistole und einer Axt bewaffneten Männern gegenüber. Alle betroffenen Angestellten sind auch heute noch in der Filiale an der Clemens-August-Straße beschäftigt. „Problemlos läuft so etwas aber sicher nie“, weiß Sparkassen-Vorstand Norbert Runde, „wir können in den Menschen ja nicht hineingucken“.

Das konnten auch die Ermittler in diesem Fall nicht. Die Fahndung nach den beiden nun vor Gericht stehenden Arnsbergern verlief kurios. Am 3. Januar - rund zweieinhalb Wochen nach dem zweiten Überfall - meldete die Polizei den Fall als offenbar aufgeklärt. Fahndungsfotos hatten auf die Spur der damals 36 und 37 Jahre alten Männer geführt. Sie wurden in Dortmund festgenommen, wo sie seit Tagen auf großem Fuß mit reichlich Bargeld lebten. Beide bestritten aber die Tat. Kurze Zeit später wurden sie dann wieder aus der U-Haft entlassen. „Die Beweise reichten nicht aus“, erinnert sich der Arnsberger Staatsanwalt Werner Wolff.

War das ein Ermittlungsflop? „Nein“, meint der Staatsanwalt heute, „unterm Strich gesehen war das alles sehr erfolgreich“. Während der viermonatigen Freiheit der Verdächtigen hätten sich entscheidende Erkenntnisse gewinnen lassen, die nun vor Gericht verwertet werden sollen.

Kurios auch das: Im Februar kam ein Mann in die Neheimer WP-Redaktion und stellte sich vor. „Ich bin einer der beiden angeblichen Bankräuber!“, sagte er und erzählte von U-Haft, Krankheit und ungerechtfertigter Anschuldigung, die „meinen Ruf und mein Leben kaputt macht!“. Er drohte an, die Zeitung und auch die Polizei wegen der vorschnellen Vermeldung des vermeintlichen Fahndungserfolges zu verklagen. Dazu kam es nicht.

Seit Ende Mai sitzen beide Männer wieder im Knast. Bei der Sparkassenfiliale in Alt-Arnsberg (und auch in Neheim) hatten die Verantwortlichen da schon längst auf den Doppel-Überfall reagiert und die Sicherheit in den Geschäftsräumen deutlich verbessert. Vor allem die Einführung von zeitgeschalteten Kassentresorsystemen, die den kriminellen Bargeld-Zugriff deutlich erschweren, sorgte für ein erhöhtes Maß an Sicherheit für Mitarbeiter und Kunden. „Die ergriffenen Maßnahmen gaben das Gefühl von Sicherheit und auch des Kümmerns“, so Runde. Das sei ebenso wichtig gewesen wie der psychologische Beistand für das betroffene Personal.

„Am Anfang wurde oft das Gespräch gesucht“, so Runde. Mit Führungskräften oder auch mit von der Bank vermittelten Therapeuten. „Verdrängen hilft ja nicht“, weiß Runde. Und trotzdem wünscht er sich, dass die Täter vor Gericht geständig sind, damit den Bankbeschäftigten erspart bleibt, die beiden Tage im Dezember noch einmal im Detail Revue passieren lassen zu müssen.