Arnsberg. .

Der Offene Ganztag (OGS) an der Birkenpfadschule in Trägerschaft des Vereins „Kinder- und Jugendarbeit Gierskämpen“ läuft ausgezeichnet - und vor allem störungsfrei. So das Fazit nach dem ersten Jahr der Zusammenarbeit. Zudem zählt die Birkenpfadschule bundesweit zu den bislang nur zwei Schulen, die sich an dem Projekt „Papilio“ zur Sucht- und Gewaltprävention beteiligen.

„Natürlich war der Start des Offenen Ganztags zunächst etwas turbulent,“ sagt die verantwortliche Koordinatorin Anna-Lisa Damm, „schließlich war ja alles neu für uns.“ Uns, das sind Lehrer, Trägerverein, Eltern und vor allem die 43 Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren.

Doch die fanden dann schnell zusammen, fanden einen guten Weg des Miteinanders. „Dank des großen Engagements aller Beteiligten hat sich der Ablauf hervorragend eingespielt.“ Dabei müsse man besonders die tolle Kooperationsbereitschaft von Lehrerkollegium und Stadtverwaltung hervorheben. „Und bei Austausch und Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern befinden wir uns auf einer Augenhöhe. Das ist schon gut.“ Weil es eben nicht immer selbstverständlich ist.

Soziale Kompetenz

Im Offenen Ganztag an der Birkenpfadschule wird von Anna-Lisa Damm und ihrem Team bei den ihnen anvertrauten Kinder großer Wert auf den Erwerb sozialer Kompetenz gelegt. „Die Mädchen und Jungen werden in ihren vielfältigen Meinungen von uns absolut Ernst genommen, sind in alle Entscheidungen involviert.“

Zum Beispiel bei der Zusammenstellung des Speisezettels, aber auch beim Verhalten bei Tisch. „Bei der Aufstellung der Regeln“, so Damm, „reden die Kinder ein ganz gewichtiges Wort mit.“ Auch dabei, wie Verstöße eben gegen diese Regeln geahndet werden sollen. In anderen Worten: Die Jungen und Mädchen achten auf gegenseitiges korrektes Verhalten. Was von großer Wirkung ist.

So gibt es als festen und verlässlichen Bestandteil des Offenen Ganztags mittwochs eine Kinderkonferenz, in der jeder seine Meinung äußern darf, um zu einer Entscheidung zu finden, die allen gerecht wird. „Weil sie von allen getragen wird.“

Projekt „Papilio“

Ein wichtiger Baustein zur Förderung der sozialen Kompetenz, die den Weg durch das weitere Schul- und anschließende Berufsleben viel einfacher gestalten hilft, ist das von Anna-Lisa Damm eingeführte Projekt „Papilio“. Eigentlich dazu gedacht, schon in den Kindergärten Sucht- und Gewaltprävention zu thematisieren, hat „Papilio“ die Birkenpfadschule „erobert“.

Widerstände im Lehrerkollegium musste die 29-jährige Erzieherin dabei nicht überwinden. Denn die im Einzugsgebiet der Birkenpfadschule befindlichen Kindergärten St. Norbertus und „Kleine Strolche“ (Kita) setzen bereits seit geraumer Zeit auf dieses Projekt, das damit für die Schülerinnen und Schüler fast schon selbstverständlich ist. „Und das greift hier an der Schule richtig gut“, freut sich Damm.

„Spielzeug macht Ferien“

Aber was ist „Papilio“ überhaupt“?

„Papilio“ soll den Kindern helfen, mit ihren Gefühlen richtig umzugehen. Zu erfassen, dass Gefühle gerade auch in ihrer Vielfältigkeit etwas ganz Selbstverständliches sind. So sollen die Jungen und Mädchen stark gemacht werden, später Drogen und Gewaltausbrüchen zu widerstehen.

„Papilio“ läuft in drei regelmäßig wiederkehrenden Stufen ab:

„Der Spielzeug macht Ferien“-Tag: Alles herkömmliche Spielzeug wird einkassiert und gegen andere Materialien ausgetauscht. In kleinen Gruppen können die Kinder damit ihrer Kreativität freien Lauf lassen. „An diesem Tag,“ sagt Damm, „gibt es die Worte ,das ist meines’ nicht.“

„Paula und die Kistenkobolde“: Hier wird spielerisch Schritt für Schritt der Umgang mit Gefühlen vermittelt. Dabei bringen die Kinder ihre eigenen Erfahrungen ein. So gibt es beispielsweise für jedes Kind eine sogenannte Gefühlsuhr, die anzeigt, welche Stimmung gerade angesagt ist. Und den Erwachsenen wird gezeigt: Auch wir Kinder haben Gefühle, die es zu respektieren gilt. Was inzwischen so gut funktioniere, dass sogar einige Familien dieses Vorgehen zu Hause praktizieren.

Klare Strukturen

„Meins, deins, deins, unser Spiel“: Diese letzte Stufe dient der Erlangung der persönlichen sozialen Kompetenz im Umgang miteinander. Zum Beispiel müssen Aufgaben für die Allgemeinheit übernommen oder in Kleingruppen gelöst werden. „Das ist wichtig für die, die es von zu Hause nicht mitbekommen“, sagt Erika Hahnwald als Vorsitzende des Förderverein.

„Das Papilio-Projekt“, so Anna-Lisa Damm, „ist mit seinen klaren Strukturen vorbeugend angelegt. Denn Sucht und Gewalt werden meist erst ab dem 18. Lebensjahr markant auffällig, sind aber bereits schon vorher latent vorhanden. Wir aber wollen die Kinder dazu in die Lage versetzen, Probleme aufzuarbeiten und nicht zu verdrängen.“ Sucht entstehe schließlich aus der Unfähigkeit, mit Gefühlen umzugehen und sei daher eine Flucht. „Genau da setzt Papilio ein. Die Kinder werden sicher und selbstbewusst.“

Im Verlauf des Projekts werden die Kinder vom OGS-Team genau beobachtet und deren Verhalten wird protokolliert. „Bei Auffälligkeiten informieren wir Eltern und Lehrer.“ Damit erkannte Defizite rechtzeitig behoben werden können.