Arnsberg.
Auch wenn das Familienministerium erklären lässt, dass mit dem Bundesfreiwilligendienst und gleichzeitigem Aus des Zivildienstes kein Fiasko in den karitativen Einrichtungen entstehen wird, sind vor Ort die Sorgen bei Caritas-Verband und Sozialdienst kath. Frauen (SkF) groß.
Sie befürchten, dass viele umgewandelte Zivi-Stellen vakant bleiben werden. Beide Einrichtungen gehen davon aus, dass die Lücke, die die ausscheidenden Zivildienstleistenden hinterlassen werden, nicht mehr komplett mit Freiwilligen geschlossen werden können. In Hochzeiten verfügte allein der Caritas-Verband Arnsberg-Sundern über 80 entsprechende Stellen, von denen maximal 50 besetzt waren. Diese Zivis waren vorwiegend in der Arbeit mit Behinderten sowie in den Altenheimen eingesetzt - und dort wichtige Arbeitskräfte.
Doch nun ändert sich die Situation radikal. „Bundesweit gibt es ein Kontingent von 35 000 Stellen im Bundesfreiwilligendienst. 48 davon werden uns als Caritas-Verband für die Städte Arnsberg und Sundern zugewiesen, aber wie viele wir davon tatsächlich besetzen können,“ sagt Caritas-Geschäftsführer Hans-Eickhoff, „steht in den Sternen.“ Denn trotz bereits erfolgter Ausschreibung sei die Resonanz mit bislang gerade zwei Bewerbern sehr gering.
Gelinge es aber nicht, den Großteil der umgewandelten Zivildienststellen zu besetzen, könne es durchaus zu Problemen kommen. Eickhoff: „Zum Beispiel in den Altenheimen. Hier sind die MitarbeiterInnen ohnehin schon enorm belastet.“ Zumal Ehrenamt als großflächige Notlösung ausscheide. „Das“, sagt Bernhard Padberg, Geschäftsführer des SkF Arnsberg, „funktioniert nur in einem engen Rahmen. Wer verbindlichen Freiwilligendienst macht, der kann konkret in einen zeitlichen Arbeitsablauf eingeplant werden. Das aber geht bei Ehrenamtlichen nicht.“
Der Freiwilligendienst beim Caritas-Verband Arnsberg-Sundern und dem SkF Arnsberg wird bei einer Vollzeitstelle mit 550 Euro vergütet, bei geringerer Stundenzahl entsprechend anteilig. Der Dienst selbst ist auf 12 Monate, in der Ausnahme maximal auf 18 Monate befristet.
Mit dem Aus für die Zivildienstleistenden und der Einführung des neuen Bundesfreiwilligendienstes gefallen ist auch die Altersgrenze. Wohl im heimlichen Eingeständnis, dass diese Stellen im anderen Fall auch nicht nur annähernd ausreichend besetzt werden könnten.
Dabei gilt: Wer unter 27 Jahre alt ist, der muss 39 Stunden arbeiten, alle, die über dieser Marke liegen, sind flexibel in Sachen Stundenzahl. Und waren über 40 Jahre die Zivildienstleistenden junge Männer, ist auch das nun vorbei. Hans Eickhoff: „Wie diese neue Gruppe einmal aussehen wird, wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall aber werden Frauen und viele Senioren darunter sein.“
Hans Eickhoff und Bernhard Padberg jedenfalls sind nicht sehr optimistisch, einen Bewerberansturm auf die früheren Zivi-Stellen zu erleben. „Ich befürchte“, so Padberg, „dass vor allem die Anzahl der jüngeren Menschen einbrechen wird und an ihrer Stelle viele ältere treten werden.“
Was sich grundsätzlich fatal auswirken könnte, findet Caritas-Geschäftsführer Eickhoff: „Viele junge Menschen können so dieses breit gefächerte Berufsfeld nicht mehr für sich entdecken. Und damit könnte sich der ohnehin schon akute Fachkräftemangel in den pflegenden und betreuenden Berufen weiter verschärfen.“ Um hier gegenzusteuern, will man im Herbst vermehrt in den Schulen für den Bundesfreiwilligendienst werben.
Denn schließlich, sind sich die beiden Geschäftsführer einig, habe dieser befristete Dienst durchaus bemerkenswerte Vorteile:
- volle Sozialversicherung,
- weitere Auszahlung des Kindergeldes,
- Erwerb von Rentenanwartschaft und
- die Chance, einen Beruf für sich zu entdecken.
Wer sich nicht recht entscheiden kann, der hat die Möglichkeit zum Probearbeiten. Eickhoff: „Der Bewerber kann so prüfen, ob es für ihn das Richtige ist. Und wir können sehen, ob er leisten kann, was er leisten muss.“