Hüsten. .
Sie staunten nicht schlecht. Martin Schemm und seine Kollegen schauten aus dem Fenster ihres Büros in der Hüstener Marktstraße und entdeckten im städtischen Beet eine Hanfpflanze - besser bekannt als Cannabis.
Sogar eine kleine Plantage wollen sie entdeckt haben. „Hat die Stadt eine neue Einnahmequelle entdeckt?“, spekulieren die Kollegen scherzhaft.
Zunächst aber gilt zu klären: Ist es überhaupt Hanf? Die Botanik bietet nämlich viele Verwechslungsfallen. „Oft wird Hanf mit Wasserdost verwechselt“, sagt Fachmann Bernward Wilhelmi aus Herdringen. Der Hüstener Garten- und Landschaftsarchitekt nahm die Pflanze aus der Marktstraße für die WAZ-Mediengruppe unter die Lupe. „In der Tat, es sieht wie echter Hanf aus“, sagt der Experte.
Er leitete vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit den Botanischen Garten im oberösterreichischen Linz. Bei früheren Kollegen dort holte er sich Dienstag noch zusätzliche Bestätigung. „Klare Sache, eindeutig Hanf“, hieß es in der E-Mail aus Österreich. Ungewöhnlich ist der Fund allemal. Normalerweise blüht Hanf nämlich erst später im Juli und August und nicht in dieser Gegend. „Das kann aber durch die Wärme im Frühjahr beschleunigt worden sein“, so Wilhelmi. Und wie kommt das Cannabis nach Hüsten: „Wahrscheinlich über Vogelfutter eingebracht“, spekulieren die Botaniker in Linz. Mit Saat verunreinigter Mulch könnte ebenfalls eine Erklärung sein. Kulturhanfanbau wie in Bayern ist in dieser Gegend nicht üblich. Der Klimawandel mache aber vieles möglich.
In Hüsten handelt es sich offenbar „nur“ um Kulturhanf - nicht um drogentaugliches Cannabis. „Bis zum Rausch müsste man wohl eine ganze Lkw-Ladung rauchen“, vermutet Bernward Wilhelmi.