Arnsberg. .

Die Arnsberger Stadtwerke werden im Sommer mit dem Bau eines Biomasse-Kraftwerks beginnen, das mehrere Schulen und andere öffentliche Gebäude in Hüsten beheizen soll. Nachdem sich der Hochsauerlandkreis zunächst sperrte, stand die 1,5 Millionen-Euro teure Investition auf der Kippe. Jetzt ist der Weg für das Öko-Projekt frei.

Diese Häufung öffentlicher Gebäude ist selbst in der Behörden-Stadt Arnsberg selten: In unmittelbarer Nachbarschaft stehen am Berliner Platz in Neheim-Hüsten fast ein Dutzend Bauwerke, die entweder Stadt oder Kreis gehören. Als das Franz-Stock-Gymnasium (FSG) eine neue Heizung benötigte, keimte die Idee, ein zentrales Heizkraftwerk zu bauen. Dieses soll die Gebäude beheizen - mit nachwachsenden Rohstoffen aus den Arnsberger Wäldern.

Alternative: Jeder renoviert selbst

„Die Alternative dazu wäre gewesen, dass jede Einrichtung nach und nach ihre eigenen Anlagen erneuert“, sagt Dipl.-Ing. Marc Padberg, Geschäftsbereichsleiter Energie & Klima bei den Stadtwerken. Ein Gutachten bescheinigte dem Vorhaben, ein zentrales Kraftwerk zu bauen, die größte Wirtschaftlichkeit. Und mit dem Plan, das Kraftwerk mit Hackschnitzeln aus heimischen Forsten zu beheizen, gewinne auch der ökologische Faktor, sagt Ulrich Midderhoff, Geschäftsführer der Arnsberger Stadtwerke.

Ins Stocken gerieten im vorigen Jahr die Planungen, als der Hochsauerlandkreis, dessen Berufsschulen auch in das Nahwärmenetz einbezogen werden sollen, zurückschreckte. Dort hatte man die Heizungsanlagen, die in den Schulen sind, überprüft und als noch funktionstüchtig eingestuft. Aus technischen Gründen sei eine Erneuerung zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht nötig.

Die Meinung änderte sich im Februar. „Wir haben einen ordentlichen Marktpreis gemacht, deshalb rechnet sich das auch für den Kreis“, sagt Miederhoff. Im Kreistag stimmten bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung alle anderen Politiker dem neuen Konzept zu.

So wird nun im Sommer mit dem Bau des Heizkraftwerks begonnen. Es soll in der Nähe des früheren Hallenbads stehen. Das ist zwar nicht in der Mitte, ist aber für die Hackschnitzel liefernden Lkw verkehrsgünstig gelegen und stört auch nicht den Schulbetrieb. Außerdem werden mögliche andere städtebauliche Planungen im Bahnhofsumfeld nicht behindert.

Diese Gebäude werden angeschlossen

Ab Frühjahr 2012 soll es die ersten Testläufe geben, so dass im Herbst 2012, zu Beginn der neuen Heizperiode, alles optimal läuft.

Angeschlossen werden dann

- die städtische Sporthalle am Holzener Weg

- das Sauerlandkolleg

- das Franz-Stock-Gymnasium

- das dazugehörige Graf-Gottfried-Gebäude

- das Kulturzentrum/Aula

- die Sporthalle des HSK

- die beiden Berufskollegs des HSK mit ihren Nebengebäuden

Zusätzlich soll ein kleines Gas-Blockheizkraftwerk gebaut werden, das neben der Wärme auch Strom produziert und vor allem im Sommer zum Einsatz kommt, wenn nicht soviel Wärme benötigt wird. Das Heizkraftwerk auch zur Stromgewinnung zu nutzen ist nach Ansicht der Stadtwerke nicht wirtschaftlich – weil der Wärmebedarf, z.B. wegen der Ferien, zu sehr schwankt.

Verstärkt erneuerbare Energie

Das geplante Heizkraftwerk sei für die Stadtwerke ein weiterer Schritt hin zu einem Energieerzeuger. Die strategische Ausrichtung („schon vor Fukushima verabschiedet“ - Midderhoff) laute, verstärkt in die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen zu gehen, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer.

So würden Solaranlagen installiert (u.a. auf den beiden Wasserwerken) und auch die Produktion von Strom aus Windkraft gehöre dazu. Konkrete Windkraft-Projekte gebe es aber noch nicht. Auch die Gewinnung von Wärme aus Abwasser und Industrie-Abwärme sei für die Stadtwerke ein Thema.

Noch nicht entschieden sei allerdings, ob die Stadtwerke Arnsberg, wie manche andere Stadtwerke, in Zukunft auch als Grundversorger auftreten würden.

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Info

650 Meter Leitungen

Die installierte Leistung des Heizkraftwerks wird 900 Kilowatt betragen.

Neben dem Hackschnitzel-Heizkraftwerk gehört auch noch ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk zur Planung.

Die weiteste Entfernung zwischen Kraftwerk und dem Graf-Gottfried-Gebäude beträgt 560 Meter Luftlinie, bzw. rund 650 Meter Leitungsweg.

Bei der Trasse wird auf vorhandene Wege zurückgegriffen, um keine unnötigen Eingriffe im Wald vorzunehmen.