Arnsberg. .

Die Tierschutzorganisation „Peta Deutschland“ hat in einer nächtlichen Aktion ein Grundstück in Hüsten kontrolliert und dort ihrer Ansicht nach unhaltbare Zustände vorgefunden. Es erging Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Ein Bild wie aus Dantes „Inferno“: Verendete Kaninchen und Hühner, Ratten, leere Bierflaschen und statt gepflegter Ställe ein einziger großer Saustall. Dies ergab jedenfalls laut eigener Darstellung die nächtliche Erkundung eines Peta-Teams auf dem abgelegenen Gelände an der Stolte Ley in Nähe des Karolinen-Hospitals.

Den Peta-Mitarbeitern, von einem Anwohner auf die Spur gebracht, bietet sich im Licht ihrer Scheinwerfer ein gruseliges Szenario: Auf einer Bank kauernde und so den Raubtieren schutzlos ausgelieferte Hühner, weil ihnen der Stall verschlossen ist. Felle und Köpfe geschlachteter Kaninchen. Hunderte von Ratten, die sich teils über die verendeten Tiere hermachen. Insgesamt findet Peta hier 59 Hühner, 34 Kaninchen, 25 Enten und 6 Gänse lebend vor. In für die Organisation unvorstellbarer hygienischer Umgebung. In den heruntergekommenen und baufällig erscheinenden Schuppen und Ställen, so Peta, stehe der wohl seit ewigen Zeiten nicht mehr weggeräumte und festgetretene Mist bis zu 40 Zentimeter hoch.

Nur Ordnungswidrigkeit?

Ohne Worte.
Ohne Worte. © PETA Deutschland e.V.

Die Peta-Ermittler alarmieren noch in der Nacht die Polizei und erstatten Anzeige. Unmittelbar danach schaltet sich das Kreisveterinäramt ein, das den Zustand der untersuchten Kaninchen als äußerst bedenklich einstuft, wie Martin Reuther als Sprecher des Hochsauerlandkreises erklärt. „Der Zustand der Hühner aber ist gut. Woran die Kaninchen genau verendet sind, das wissen wir nicht.“

Mit sofortiger Wirkung habe das Veterinäramt dem Halter der Tiere die Auflage gemacht, die hygienisch unhaltbaren Zustände zu beseitigen. ­Martin Reuther: „Zudem werden Gelände und Ställe jetzt in sehr kurzen Abständen kontrolliert und alle Tiere, die noch verenden sollten, untersucht.“ Da aber der Vorgang bislang als Ordnungswidrigkeit eingestuft werde, könne man kein Tierhalteverbot aus­sprechen. „Das ist erst möglich, wenn klar ist, dass der Halter gegen Bestimmungen des Tierschutzgesetzes verstoßen hat.“ Allerdings wolle man den Hüstener in Gesprächen davon überzeugen, die Tierhaltung freiwillig auf­zugeben.

Peta: Anlage schließen - Anzeige erstattet

„Peta“ dagegen setzt auf eine sofortige Schließung der gesamten Anlage und will dieses Ziel gemeinsam mit dem Arnsberger Veterinäramt umsetzen, wie deren Sprecherin Melitta Töller (Gerlingen) am Donnerstag auf Anfrage erklärte.

Die vorgefundenen Missstände, die nach Ansicht von Peta seit längerer Zeit schon vor Ort bekannt gewesen sein müssten, haben die Tierschützer mit einer Video-Kamera dokumentiert. Inzwischen hat die Organisation Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Arnsberg erstattet, die der WAZ Mediengruppe vorliegt. Ein Auszug der Vorwürfe, die „Peta“ erhebt.

- mutmaßlich seien Tiere unter Nichteinhaltung der gesetzlichen Mindestbestimmungen geschlachtet und wohl auch in der Nachbarschaft verkauft worden;

- keines der Tiere habe Wasser gehabt, nur bei wenigen sei Eis im Wassernapf gewesen;

- das Grundstück sei stark vermüllt;

- überall an den Wänden laufe Wasser herab in die ­Ställe und

- es habe von Ratten gewimmelt, die auch die toten Kaninchen fraßen.

Das Video gibt es hier.