Arnsberg. .

Nachbesserungen an der Ruhr-Renaturierung hält Mühlenstraßen-Anwohnerin Sylvia Gerbens für dringend erforderlich. Dies ist für sie nach dem Hochwasser vom 14./15. Januar Gebot der Stunde. Weil sich die Situation jetzt für die untere Mühlenstraße dramatisch verschlechtert statt verbessert habe. Für die Stadt jedoch zunächst kein Thema.

Zwar habe man durch die Renaturierung, meint Sylvia Gerbens, die Fließgeschwindigkeit des Flusses verändert, „aber mit der Investitionssumme von rund 13 Mio. Euro hat man für die Mühlenstraße jedenfalls nur erreicht, dass die Hochwassergefahr hier nun von vorne, statt von hinten durch die Schrebergärten besteht“. Und das mit einem dann deutlich höheren Wasserstand als es in derartigen Fällen bislang üblich gewesen sei.

Der Grund dafür liegt für die Anwohnerin klar auf der Hand: „Oberhalb der Jägerbrücke hat man das Flussbett stark verbreitert, aber an der Brücke selbst muss das Wasser dann wieder in das alte, erheblich engere Bett zurück. Ein Nadelöhr.“ Die Folge sei, was man vor einigen Tagen sehr gut habe beobachten können, dass das Wasser durch das Tiergehege und die Gärten an der Bleiche mit teils beachtlicher Fließgeschwindigkeit zurückströme - „in Richtung Mühlenstraße“.

So sei der Gehweg vor ihrem Haus Nummer 9 bereits geflutet gewesen. „Vorsichtshalber haben wir von der Feuerwehr zur Verfügung gestellte Sandsäcke gestapelt.“ Letztlich sei dann das Wasser zwar wieder gefallen, „aber auch nur, weil der angekündigte Starkregen zum Glück nicht eingetroffen ist. Dann hätten wir nämlich unser Haus räumen müssen.“

Und ein zweiter Faktor bereitet Sylvia Gerbens heute Angst. „Obwohl der benachbarte Mühlengraben vorsichtshalber geöffnet worden war, fehlten nur 10 Zentimeter bis zum Überlaufen. Und Ruhr- und Mühlengrabenwasser hätten sich auf der Bleiche vereint. Knapp 20 Meter vor unserer Haustür. Auch das hat es früher so nicht gegeben.“

Um künftig derartige Gefährdungen zu verhindern, hofft die Arnsbergerin auf eine Reaktion der Stadtverwaltung - und damit auf Nachbesserungen. „Die schweren Bagger und Raupen stehen ja noch auf dem Gelände.“ Sonst müsse man bei jedem Starkregen mit der Angst leben, überflutet zu werden. „Das kann ja kein Zustand sein.“

Die Argumente für Nachbesserungen an der Struktur der Renaturierungsfläche sind für Gerbens ganz klar ersichtlich: „Bei dem verheerenden August-Hochwasser 2007 hatten wir einen Ruhrpegelstand von 3,60 Meter, diesmal aber nur einen Pegel von 3,29 Meter. Und trotzdem hätten nur 10 Zentimeter gefehlt und unser Haus hätte unter Wasser gestanden.“ Was, fragt Sylvia Gerbens, sei schließlich wichtiger: „Trockene Porreepfeifen in den Schrebergärten oder trockene Häuser?“

Im Umweltbüro der Stadt sieht man die Situation dagegen eher gelassen. „Schließlich,“ sagt Joachim Pütter, „sind die Arbeiten hier noch nicht komplett abgeschlossen.“ So seien noch einige kleinere Ausweitungen vorgesehen. Auch direkt unterhalb der Jägerbrücke. Für diese Restarbeiten sei eine Dauer von etwa eineinhalb Wochen veranschlagt.