Arnsberg.

Das Straßenschild „Bömer­straße“ wird einen Zusatz mit den wichtigsten Lebensdaten des Propstes Joseph Bömer (1881 - 1942) erhalten, um die Erinnerung an diesen mutigen Mann zu bewahren. Dafür - und damit für den Vorschlag der Verwaltung - votierte der Bezirksausschuss. Abgelehnt wurde die Umbenennung in „Propst-Bömer-Straße.“

Propst Joseph Bömer war nicht nur ein engagierter Seelsorger, sondern auch - seit 1930 - Kreisvorsitzender der katholischen Zentrumspartei. Und aus Überzeugung vehementer Gegner der dumpfen, menschenverachtenden „Ideologie“ des Nationalsozialismus, den er mit heftigen Worten bekämpfte. Zudem verurteilte er die Zwangssterilisation psychisch Kranker, darin involviert ein früherer Arnsberger Arzt, auf das Schärfste. Auch in seinen Predigten in der Propsteikirche. Ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen.

Doch linientreue heimische Nazis bespitzelten den aufrechten Katholiken und Kämpfer gegen das Unrecht selbst in der eigenen Kirche und notierten eifrig mit, was Bömer seiner Gemeinde an „staatsfeindlichen“ und „volksschädlichen“ Äußerungen zu verkünden hatte.

Was dann unverzüglich „nach oben“ gemeldet wurde. Folge: Joseph Bömer wurde verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert, nach einiger Zeit aber wegen seiner schweren Zuckerkrankheit wieder aus der Haft entlassen. 1942 brach Bömer, der seiner Gemeinde von 1930 bis 1942 als Propst vorstand, im Gottesdienst zusammen und verstarb wenige Minuten später im Chorraum an den Folgen dieser Krankheit. Noch heute erinnert die „Bömerstraße“ an diesen geradlinigen Menschen.

Bezug zur Kirche herstellen

Aber weil der Name Bömer nicht eben selten ist, hatte der heutige Propst Dr. Achim Funder in einem Schreiben an den Bezirksausschuss beantragt, die Straße in „Propst-Bömer-Straße“ umzubenennen, um den Bezug auf das kirchliche Amt herzustellen. Und weil es wichtig sei, so Funder weiter, dass auch der aus dem Glauben heraus motivierte Widerstand gegen ein Unrechtssystem „im Bewusstsein gerade auch der jüngeren Generation“ erhalten bleibe.

Ein Begründung, die sowohl in der Verwaltung als auch im Ausschuss als absolut nachvollziehbar betrachtet wird. Doch der mit einer Umbenennung verbundene Aufwand - vor allem der finanzielle - war letztlich ausschlaggebend, dass man sich für den Erhalt des Straßennamens, nun aber versehen mit einen Zusatzschild, aussprach.

Zu viele Änderungen

Denn eine Umbenennung, listete die Verwaltung auf, erfordere u.a. eine Änderung der Stadtpläne und eine Anpassung der Navigationssysteme. Zudem würden Kosten für Anwohner (u.a. Schriftverkehr mit Banken, Arbeitgebern, Versicherungen) sowie für Stadt und Kreis (u.a. Änderung von Ausweisen und Führerscheinen) entstehen. Deshalb nur ein Zusatzschild, das vom Heimatbund finanziert wird.

Nun wird an einem signifikanten Text gefeilt, dann geht das Schild in die Produktion und wird zügig angebracht, so Stadtsprecher Dirk Hammel.