Arnsberg. Als in Deutschland Kaiser Wilhelm I. regierte und Otto von Bismarck preußischer Ministerpräsident und Kanzler des Norddeutschen Bundes war, gehörte der Arnsberger Wilhelm Hasenclever zu den führenden Köpfen sozialdemokratischer Strömungen, aus denen am Ende die SPD hervorgegangen ist.

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Wilhelm Hasenclever wurde am 19. April 1837, also in diesen Tagen vor 173 Jahren in Arnsberg geboren. Die Eltern waren aus dem Kreis Altena in Ruhrtal übergesiedelt. Vater Christoph, von Beruf Hammerschmied, gründete im Mühlenviertel eine Lohgerberei. Sohn Wilhelm besuchte das Gymnasium bis zur Obersekunda, lernte im elterlichen Betrieb den Beruf des Lohgerbers und ging dann zum preußischen Militär. Dazwischen und danach ging Hasenclever auf die „Walz” in mehrere Staaten des Deutschen Bundes, nach Oberitalien und in die Schweiz. Er lernte die Nöte der lohnabhängigen Arbeiter kennen. Das prägte seine politische Einstellung und seinen späteren Kampf für soziale Gerechtigkeit.

Journalist und Schriftsteller

Hasenclever wurde Journalist und Schriftsteller - und er erkannte sein Talent, freie Reden zu halten. Zunächst arbeitete er bei der in Hagen erscheinenden demokratisch ausgerichteten Westfälischen Volkszeitung. Hasenclever stieß auf den Sozialisten Ferdinand Lassalle und dessen politisches Programm. Er trat noch 1863 dem von Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutsche Arbeiterverein (ADAV) bei, 1869 zog er als Abgeordneter für den Wahlkreis Duisburg in den Reichstag des Norddeutschen Bundes ein, in dem auch die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) vertreten war. Ihre wichtigsten Führer waren Wilhelm Liebknecht und August Bebel. Beide Parteien fusionierten 1875 zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP). Einer der Motoren war Hasenclever gewesen, der 1875/76 die neue Partei führte.

Zusammen mit Liebknecht gründete er das neue Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie, den Vorwärts, bis heute die Zeitung der 1890 aus der SAP hervorgegangenen SPD. Der Vorwärts war in den Gründerjahren verboten; er wurde im Reich illegal vertrieben. Viele Sozialdemokraten emigrierten damals ins Ausland, Hasenclever, Liebknecht und Bebel behielten jedoch ihre Reichstagsmandate und opponierten weiter gegen Bismarcks Politik und die der anderen Parteien.

Publizist und Dichter

Wilhelm Hasenclever war aber nicht nur Parlamentarier, sondern auch Publizist und Dichter. Während der Zeit der Sozialistengesetze schrieb er seine Artikel teilweise unter einem Pseudonym.

Im Reichstag hielt Hasenclever bedeutsame Reden, zuhause schrieb er Gedichte und Prosa. So auch „Erlebtes” - seine Erinnerungen von 1857 bis 1871, das die Arnsberger SPD seinerzeit zu seinem 150. Geburtstag als Buch zusammen mit Beiträgen über sein Leben, sein politisches Wirken und seine Bedeutung für die Sozialdemokratie herausgegeben hat.

Wilhelm Hasenclever litt in den 1880er Jahren zusehends an einer neurologisch-psychiatrischen Erkrankung. Sie schränkte seine politische Arbeit mehr und mehr ein und machte sie dann im weiteren Verlauf aufgrund geistiger Verwirrkung unmöglich.

Pflegebedürftig und verwirrt

Wilhelm Hasenclever starb 1889 im Alter von nun 52 Jahren, pflegebedürftig und verwirrt. Er wurde auf dem Friedhof der freireligiösen Gemeinde Berlin-Prenzlauer Berg beigesetzt. Es wird berichtet, rund 15.000 Menschen hätten ihm das letzte Geleit gegeben.