Voßwinkel. Wolfssichtungen im Raum Arnsberg und Sundern lösen Diskussion aus. Gehört der Wolf im Grunde nicht in einen richtigen Wildwald wie in Voßwinkel?

Der Wolf ist in Arnsberg angekommen. Nachweise im Arnsberger Wald bei Breitenbruch, Sichtungen in Oeventrop und zuletzt auch im Haßbachtal zwischen Bachum und Voßwinkel lassen aufhorchen. Mit Franziskus von Ketteler - er selbst ist Jäger, Naturfreund und Chef und Betreiber des Wildwaldes Voßwinkel, sprach unsere Zeitung über das Wildtier und seinen Platz in unseren Wäldern und auch im Wildwald Voßwinkel.

Machen Sie sich Sorgen wegen der Wolfssichtung im Raum Arnsberg?

Der Wolf kann auch in unseren Breiten seinen Platz einnehmen, ohne dass sich jemand Sorgen machen muss. Allerdings gibt es zwei wichtige Voraussetzungen: Die Zahl der Wölfe muss zu unserem Lebensraum passen und die Tiere müssen scheu bleiben, damit sie von selbst Abstand zu uns Menschen halten.

Gehört ein Wolf nicht eigentlich sogar in einen guten Wildwald hinein?

Darüber haben wir vor Jahren tatsächlich einmal nachgedacht. Allerdings ist das Konzept des Wildwalds, heimische Tierarten in ihrer natürlichen Umgebung erlebbar zu machen. Das wird mit dem Wolf nicht gelingen, der ja locker 40 bis 50 Kilometer in einer Nacht ziehen können muss.

Wildwaldinhaber Franziskus von Ketteler.
Wildwaldinhaber Franziskus von Ketteler. © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Würde ein Wolf im Wildwald ein Risiko für die Besucher darstellen?

Der Wolf ist dann kein Problem für uns Menschen, wenn er seine natürliche Scheu behält. Schwierig wird es, wenn Menschen anfangen, Wölfe zu füttern, aus falsch verstandener Tierliebe.

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Was würde ein Wolf im Wildwald mit dem „Gleichgewicht“ zu den anderen Bewohnern anstellen?

In einem geschützten Bereich wie dem Wildwald liegen noch keine Erfahrungen vor. Wir wissen aber, dass ein Wolf in freier Wildbahn etwa jeden dritten Tag ein Reh tötet und dass sich zum Beispiel Rotwild zum Schutz vor dem Wolf in Grossrudel zusammenschließt. Die Tiere werden nachtaktiv und verursachen mehr Schäden im Wald.

Hirschbrunft im Wildwald Vosswinkel.
Hirschbrunft im Wildwald Vosswinkel. © WP | Anja Jungvogel

Haben Sie im Wildwald bereits Hinweise auf einen Wolfsbesuch gehabt oder ist das Areal durch Umzäunung sicher geschützt?

Im Wildwald wurde bislang noch kein Wolf oder Hinweise auf die Anwesenheit eines Wolfes gesehen. Unsere heimischen Tiere wie Rotwild, Damwild, Muffelwild, Schwarzwild und Rehwild verhalten sich ruhig und können nach wie vor gut beobachtet werden.

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Hat der Wolf Ihrer Ansicht nach grundsätzlich Platz in unseren Wäldern?

Der Wolf hat einen Platz in unseren Wäldern. Aber natürlich müssen wir klug mit den Konflikten umgehen und sie nicht klein reden. Wir brauchen die Akzeptanz in der Bevölkerung, schnelle Entschädigungszahlungen bei Wolfsrissen und ein effektives Wildtiermanagement, vergleichbar mit dem beim Rotwild, Damwild oder Schwarzwild. Da funktioniert das bereits seit Jahrzehnten. Fachleute legen dann fest, wie viele Tiere dem Biotop gut tun und wann es zu viele sind. Insgesamt können wir von den baltischen Staaten, Polen, der Schweiz oder Frankreich viel lernen.

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