Sundern. Am 24. Mai heißt es rund ums Rathaus: „Bürgerinnen und Bürger in Aktion!“ Sunderner sorgen sich um den Bestand unserer Demokratie.

Seit dem 23. Mai 1949 regelt das Grundgesetz unser Zusammenleben in Deutschland. Anlässlich des 75. Jahrestages lädt das Sunderner Bündnis für Demokratie und Vielfalt alle Bürger zu einer „Geburtstagsfeier“ am Folgetag - Freitag, 24. Mai, ein. „Wir haben uns für ein Fest am Freitag entschieden, da wir hoffen, dass es den meisten Leuten zum Wochenende hin besser passen könnte“, erklärt Mitorganisatorin Irmgard Harmann-Schütz. Ab 17 Uhr öffnet das Rathaus am 24. Mai also seine Türen. Geboten wird ein Programm für jede Altersgruppe. Begonnen wird mit diversen Workshops für Kinder und Jugendliche unter dem Motto: „Demokratie erleben und mitgestalten“.

Das Highlight wird ab 18.30 Uhr erwartet, wobei 166 Bürger die Verfassung unter dem Motto „Wir sind das Grundgesetz“ in Szene setzen. „Jeder von uns kann und muss unsere demokratischen Werte mitgestalten“, meint Harmann-Schütz. Sie sieht das Grundgesetz durch rechts- und linksextreme Gruppierungen in Gefahr. Durch Verrohung der Sprache, durch Fake News und durch Gewalt werde der Wertekanon unserer Verfassung angegangen, meint sie: „Die aktuellen Angriffe auf Vertreterinnen und Vertreter demokratischer Parteien im Rahmen der Europawahl zeigen einmal mehr, dass es dringend notwendig ist, deutlich zu machen, dass Hass und Gewalt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Auch bei uns in Sundern stehen wir auf. Wir laden alle Mitbürgerinnen und Mitbürger herzlich ein, den Tag des Grundgesetzes mit uns zu feiern und ein erneutes Zeichen für die Demokratie in unserer Stadt zu setzen.“

Ein unerschütterliches Fundament der Demokratie

Auch die Sunderner Rechtsanwältin Christina Vogt feiert das Grundgesetz und freut sich auf das bevorstehende Fest: „Das Grundgesetz ist die Verfassung unseres Landes und zu einem unerschütterlichen Fundament unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit geworden. Seit seinem Bestehen ist unser Grundgesetz ein Exportschlager und Referenzpunkt für viele andere demokratische Verfassungen überall auf der Welt“, sagt sie.

Der Mensch und seine Rechte stünden im Mittelpunkt. „Unser Grundgesetz ist zudem seit 75 Jahren so ‚modern‘, dass sich die Artikel auf ganz neue Situationen anwenden lassen. Die Werte und Prinzipien unseres Grundgesetzes sind heute mehr denn je von entscheidender Bedeutung, um Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde zu wahren. Als Rechtsanwältin sehe ich es als meine Verantwortung, die grundlegenden Rechte und Freiheiten, die das Grundgesetz gewährt, zu verteidigen und zu schützen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, gegen jegliche Versuche, diese Werte zu untergraben, vorzugehen und sicherzustellen, dass unser Grundgesetz auch in Zukunft als unverrückbare Grundlage unserer Gesellschaft besteht“, erklärt die Anwältin.

Kundgebung mit 1300 Sunderner Bürgern

Harmann-Schütz betont zudem, dass die bevorstehende Veranstaltung an die Kundgebung vom 2. Februar dieses Jahres anknüpfe, bei der 1300 Sunderner Bürgerinnen und Bürger für Demokratie und Vielfalt, gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung eingestanden sind. „Unsere Verfassung muss durch jeden einzelnen verteidigt werden“, sagt sie.

Ratsmitglied Helle Sönnecken sagt: „Es ist ein gefährlicher Irrglaube zu meinen, dass Recht und Verfassung uns vor der Abschaffung der Demokratie schützen würden. Dies erkennt man sehr gut am Beispiel Ungarn. Die Regierung wurde demokratisch gewählt, kann aber de facto nicht mehr abgewählt werden. Das Trügerische: Demokratiefeindliche Akteure arbeiten nicht gegen Verfassung und Grundgesetz, sondern mit ihr. Wie die AfD bereits im Prozess in Münster gezeigt hat, weiß sie demokratische Mittel sehr gut für ihre Zwecke auszunutzen.“ Das Vorgehen dazu schauen sie sich bei Gleichgesinnten im Ausland ab. „Aber auch in der Opposition stellt die AfD eine Gefahr für unser Grundgesetz dar, nämlich indem sie wichtige Entscheidungen blockiert.“

In Sundern fehlt politischer Nachwuchs

In Sundern fehle der politische Nachwuchs in ehrenamtlichen Positionen. „Demokratiefeindliche Parolen, die von verfassungsfeindlichen Akteuren angetrieben werden, sind hier alles andere als förderlich. Ohne das politische Ehrenamt ist unsere Demokratie am Ende“, so Sönnecken. „Aber - erfolgreiche Kommunalpolitik gelingt nicht nur allein mit der Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, sondern ausschließlich mit der Akzeptanz einer demokratischen und friedlichen Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Parteien und der städtischen Verwaltung.“

Mehr Informationen zum Sunderner „Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ ist online unter www.sundern-ist-vielfalt.de zu finden.