Neheim. Seit einigen Jahren waren drei Laufenten an der Neheimer Ruhr unterwegs. Jetzt sind zwei von ihnen im Tierheim. Das sind die Hintergründe.
Die schönen Tiere hat der Neheimer Oliver Ebbinghaus schon seit einigen Jahren auf dem Kieker. Der hobbymäßige Natur- und Tierfotograf beobachtet seit mindestens dreieinhalb Jahren Laufenten an der Ruhr. Drei Tiere seien es gewesen, die zwischen R-Café und Eleo regelmäßig hin und her watschelten. Jetzt sind zwei der Schnabeltiere verschwunden und im Tierheim gelandet. Sie sollen jetzt „vermittelt“ werden.
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Was über einen inzwischen gelöschten Facebook-Post bekannt wurde, bestätigt auch Steffi Ackermann vom Verein „Aktiv für Tiere - Tauben- und Wasservogelhilfe“. Über eine Neheimer Tierschützerin sei der Verein gerufen worden und aktiv geworden. Er habe die Laufenten eingefangen und in das Tierheim Iserlohn gebracht, mit dem auch die Stadt Arnsberg eine Kooperationsvereinbarung habe. „Uns wurde mitgeteilt, dass die Tiere dort neu ausgesetzt wurden“, sagt Steffi Ackermann auf Nachfrage. „Wie immer bei Fundtieren haben wir die Enten dann ins Tierheim gebracht“. Sie betont, dass es sich bei Laufenten nicht um Wild-, sondern um Haustiere handele.
Das aber sieht Oliver Ebbinghaus - und mit ihm, wie er sagt, auch andere Passanten an der Ruhr - ganz anders. Er könne durch sein Bildarchiv nachweisen, dass die Tiere seit Dezember 2020 an der Neheimer Ruhr lebten. „Sie wurden nicht ausgesetzt. Es sind Wildtiere“, sagt er, „weil sie sich selbstständig um ihre Ernährung kümmern.“ Es sei denn, jemand würde nun einen Eigentumsnachweis über diese Laufenten erbringen. Die Laufenten einfach einzufangen, sei dann entweder Diebstahl oder „Wilderei“, sofern die Tierfänger nicht in Besitz einer Jagderlaubnis gewesen seien. „Die Tiere waren weder krank oder mangelernährt noch einer Gefahr ausgesetzt“, sagt Oliver Ebbinghaus. Er hat nun online eine Anzeige bei der Polizei eingereicht.
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Den Vorwurf von „Wilderei“ weist Steffi Ackermann für ihren Verein energisch zurück. „Aktiv für Tiere“ würde immer in enger Absprache mit den Behörden wie Kommunen und auch Polizei zusammenarbeiten. Auch der inzwischen gelöschte Facebook-Post der Tierschützerin verwies darauf, dass sich der mögliche Besitzer der Laufenten bei der Polizei melden solle.
Aktuell ist nur noch eine Laufente an der Neheimer Ruhr unterwegs. „Sie ist nun alleine unter dem Vorwand des Tierschutzes“, zeigt sich Oliver Ebbinghaus irritiert. Er will das so nicht belassen: „Mein Ziel ist es, dass die Tiere zurückgebracht werden und kein weiterer Versuch unternommen wird, die verbliebene Laufente einzufangen“, sagt er. Zugleich aber fürchtet er, dass es durchaus Interessenten an den Laufenten im Tierheim geben könnte, weil Laufenten bei Gartenfreunden als Schneckenfresser beliebt seien.
Steffi Ackermann betont, dass es durchaus Fälle gäbe, wo verwilderte Haustiere der freien Natur belassen werden. „Aus biologischer Sicht ist das aber nicht unproblematisch, wenn Laufenten so leben“, sagt sie mit Blick auf Kreuzungen mit anderen Entenarten.
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Laufenten sind eine von der Stockente abstammenden Entenrasse, die zu den sogenannten Pinguinenten gehören. Die nur teilweise flugfähige Laufente wurde um 1850 von Südostasien nach Europa eingeführt und dann vor allem in England gezüchtet. Die Laufente, die mit steil nach oben gerichtetem Hals läuft, hat einen langen schlanken Körper. Sie hat einen lebhaften Charakter, ist sehr aufmerksam und agil. In Europa werden sie häufig in Gärten gehalten, da sie mit Vorliebe Schnecken und Schneckeneier vertilgen. In Asien wurden die auf Legeleistung gezüchteten Tiere in erster Linie als Eierlieferanten gehalten. Laufenten werden in Deutschland in zehn verschiedenen Farbschlägen gezüchtet.
Die Enten sollen vermittelt werden
Das Tierheim bestätigt derweil., dass die Tiere angekommen seien. „Sie leben momentan in einer Pflegestelle und werden ganz normal vermittelt“, sagt Sabine Hammer vom Vorstand des Tierschutzvereins Iserlohn und Umgebung. Bislang habe sich kein Besitzer gemeldet. Den Vorwurf der „Wilderei“ hält sie für unberechtigt. „Ein Haustier wird nicht zum Wildtier, nur weil es jahrelang draußen zurecht gekommen ist“, so die Tierschützerin. Prinzipiell hätten die Tiere Glück gehabt, dass sie bisher keinem Fuchs zur Beute geworden sind. „Vielleicht wäre es auch noch jahrelang gut gegangen, wer weiß das schon“, so Sabine Hammer.
Sie räumt aber auch ein, dass diese Entscheidung auch anders hätte gefällt werden können. „Wir verstehen auch die Leute, die die Enten dort gelassen hätten, weil sie ja anscheinend ganz gut zurecht kommen“, sagt Sabine Hammer. Im Tierschutz gebe es immer sehr unterschiedliche Meinungen. „Und die Tiere können ja nun mal leider nicht sagen was ihnen lieber wäre“, so das Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins in Iserlohn.