Arnsberg. Autohändler: Unabhängig von der eingestellten Förderung gebe es weitere gute Gründe, die für ein E-Auto sprechen. Welche das sind.
Geringe Reichweite, zu wenig Ladestationen, zu lange Ladezeiten, zu teure Anschaffung - und jetzt ist auch noch die staatliche Förderung futsch: Seit Jahren halten sich in Deutschlands Bevölkerung Vorbehalte gegen E-Autos. Auch in Arnsberg und Sundern? Wir haben nachgefragt.
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Die Anmeldezahlen solcher Fahrzeuge sprechen eine deutliche Sprache: E-Autos fristen 2024 bislang ein Nischen-Dasein. Die Verkaufszahlen im ersten Quartal: 81.337 E-Autos wurden bundesweit zwischen Januar und März zugelassen - ein Rückgang von 14,1 Prozent im Vergleich zu 2023. Mit den Zahlen vor Ort dürfte es nicht besser aussehen, allerdings gibt es bei der Ermittlung ein Problem: Leider könne er derzeit noch keine verlässlichen Zahlen liefern, so Ingo Pfau vom Straßenverkehrsamt des Hochsauerlandkreises auf Nachfrage. „Wir haben von November 2023 bis Januar 2024 Fahrzeuge in Amtshilfe zugelassen. Außerdem sind Fahrzeuge ohne unser Wissen bei anderen Behörden in Amtshilfe zugelassen worden. Diese Fahrzeuge sind noch nicht in unser Register übernommen worden“, so Pfau. Von daher mache es momentan keinen Sinn, eine Auswertung durchzuführen. Und was sagen heimische Autohändler zur aktuellen Entwicklung?
Wir haben mehrere Arnsberger Fahrzeuganbieter um eine Stellungnahme gebeten - die meisten halten sich bedeckt. Nicht so Volker Dönges, Niederlassungsleiter der Mercedes-Benz und Peugeot-Betriebe von Rosier im Sauerland: „Auch wir spüren hier im Sauerland eine deutliche Kaufzurückhaltung und Verunsicherung der Autokäufer, seit dem der staatliche Umweltbonus für E-Fahrzeuge im Dezember abgeschafft wurde“, sagt Dönges. Seit dem plötzlichen Förderstopp sei der Absatz an Elektrofahrzeugen um ca. 40 bis 50 Prozent zurückgegangen.
„Als Autohändler versuchen wir natürlich weiterhin, unseren Kunden das Thema E-Mobilität näherzubringen – auch, wenn wir weiterhin zweigleisig fahren und sowohl Verbrenner als auch E-Fahrzeuge anbieten“, blickt der Niederlassungsleiter nach vorn. Unabhängig von der eingestellten Förderung gebe es ja weitere gute Gründe, die für ein E-Auto sprechen: „z. B. die steuerlichen Vorteile, die niedrigeren Unterhaltskosten, das lokal emissionsfreie Fahren oder auch die besonders leisen, leistungsstarken Motoren. „Zudem bieten Hersteller regelmäßig sehr gute Neuwagen-Angebote zu stark subventionierten Konditionen für E-Fahrzeuge“, meint Dönges, Mitglied der Rosier-Geschäftsleitung, abschließend.
„Sind E-Fahrzeuge Autos für Besserverdiener?“
Trotzdem wird immer wieder die Frage gestellt: „Sind E-Fahrzeuge Autos für Besserverdiener?“ Laut einer ADAC-Liste mit den 30 günstigsten E-Autos Deutschlands ist lediglich der Dacia Spring - ein Stadtauto mit nicht mal 200 Kilometern Reichweite im ADAC-Test, unter 20.000 Euro erhältlich. Das zweitgünstigste Fahrzeug, der Kleinstwagen Renault Twingo, kostet als Neuwagen in der Variante E-Tech Electric Paket Techno schon 28.000 Euro. Mit dem Fiat 500e (29.490 Euro) und dem Opel Corsa Electric Yes (29.990 Euro) sind nur zwei weitere Fahrzeuge unter 30.000 Euro erhältlich.
Gerade auch der direkte Vergleich mit den günstigsten Verbrenner-Varianten der drei o.g. Modelle zeigt, wie teuer E-Mobilität weiterhin ist: Als E-Auto kostet der Renault Twingo 28.000 Euro - als Verbrenner 16.100 Euro. Bei Fiat 500 (29.490 € - 16.490 €) und Opel Corsa (29.990 € - 20.800 €) ist die Spanne ähnlich riesig.
„Eh schon teuer - und dann auch noch die Förderung weg...“: Das Aus der staatlichen Prämie habe den Negativ-Trend bei der E-Mobilität weiter verschärft, sind sich Fachleute sicher. Zwar hätten zahlreiche Händler das abrupte Ende der Umweltprämie mit Rabattaktionen abgefedert - die Signalwirkung aber äußere sich dahingehend, dass die Bundesregierung selbst nicht mehr an ihre E-Auto-Ziele glaubt. Rückblick: Die Ampel hatte im vergangenen Jahr zunächst die Kaufprämie für gewerbliche Elektroautos gestrichen. Seit Anfang September 2023 konnten für ein paar Monate nur noch Privatpersonen die Förderung beantragen. Im Dezember stoppte die Regierung dann überraschend auch die Förderung für private Fahrzeughalter. Seither geht die Nachfrage zurück - die „Delle“ am Markt ist Ende April 2024 deutlich erkennbar.
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Und der Ausbau der Ladeinfrastruktur trägt noch immer nicht dazu bei, diese Delle wieder schrumpfen zu lassen. „Wie weit sind Ladestationen in Ihrer Gemeinde entfernt?“ Mit dieser Frage hat sich das ZDF beschäftigt, und einen Rechner online gestellt. Gibt man dort Arnsberg ein, wird die „mittlere Pkw-Fahrzeit zur nächsten öffentlich zugänglichen Ladestation für E-Autos“ mit 4 Minuten, 22 Sekunden ermittelt - zur nahegelegendsten Schnellladestation sind es 8 Minuten, 12 Sekunden. In Sundern sind es 4 Minuten, 14 Sekunden, zum Schnellladen braucht es 17 Minuten, 32 Sekunden! Womit wir wieder am Anfang dieses Artikels sind...