Neheim. Orthopädieschuhmachermeister Ivan Dymek aus Neheim erklärt, warum wir unseren Füßen mehr Beachtung schenken sollten.
„Den ganzen Tag lang stehen, laufen, hetzen wir umher. Dabei schenken wir unseren Füßen viel zu wenig Beachtung“, sagt Orthopädieschuhmachermeister Ivan Dymek aus Neheim. Seit September 2021 ist er mit seiner orthopädischen Schuhmanufaktur in der Johannesstraße 8 in Neheim ansässig und hat seit dieser Zeit rund 1.000 Kundinnen und Kunden mit Einlagen, Maßschuhbau, Bandagen und individueller Beratung zum schmerzfreien Gehen verholfen.
Die richtige Größe, Passform und Qualität
„Als Erstes sind gute Schuhe das A und O des Alltags“, meint der Fachmann. Die richtige Größe, Passform und Qualität seien dabei von entscheidender Bedeutung. Besonders Frauen neigten oft dazu, falsche Kompromisse zulasten ihrer Füße einzugehen, indem sie auf hohe oder zu kleine Modelle setzten. „Nicht nur auf die Mode achten“, mahnt er. Seine eigene Frau hat er mittlerweile überzeugt. Im Hause Dymek wird übrigens nicht nur auf gutes Schuhwerk, sondern auch auf „Fußtraining“ geachtet. „Abends beim Fernsehgucken machen wir ein paar Übungen im Sitzen. So ganz nebenbei“, verrät er. „Wir dehnen, strecken und kreisen die Füße oder greifen mit den Zehen Papier vom Boden auf.“ So ließe sich auf ganz spielerische Art und Weise, die Muskulatur aufbauen oder Sehnenstränge entspannen.
Ivan Dymek rät seinen Kunden zudem, mit den Füßen zu kommunizieren. „Das kann man sich antrainieren“, meint er. Außerdem sei die richtige Reinigung wichtig. Tägliches Waschen mit Wasser und Seife trage dazu bei, die Geruchsbildung zu minimieren. Auch das Schneiden der Zehennägel sei unerlässlich und verhindere, dass Fußnägel sich entzünden.
Wenn Ivan Dymek am Wochenende frei hat, läuft er so viel wie möglich barfuß im Garten herum. „Auch das ist gut für die Gesundheit“, sagt er. „Ob zu Hause, am Strand oder auf naturbelassenen Barfußpfaden. Das unterstützt die Durchblutung der Füße, stärkt Muskeln, Sehnen und Bänder. Zudem verringert sich das Risiko von Fehlstellungen.“ Platt- oder Senkfuß-Stellungen seien mittlerweile keine Seltenheit mehr. Auch hier sollte man mehr auf sich achten und die Füße verwöhnen, massieren und pflegen. „Eine Einlage oder Bandage kann nur als Stütze dienen“, sagt der Orthopädieschuhmachermeister. Tägliches Fußtraining sei seiner Meinung nach unerlässlich.
Maßanfertigungen, um schmerzfreies Gehen und ermöglichen
Seine maßangefertigten Schuheinlagen dienten als erste Instanz, um leichte Einschränkungen beim Laufen auszugleichen und einem Leiden entgegenzuwirken. „Mit einem Rezept vom Arzt erhalten die Patientinnen und Patienten von mir die richtige Einlage.“
Er nimmt einen Abdruck auf Pauschpapier und fertigt danach die individuelle Korrektur. Auch die richtige Besohlung spielt in vielen Fällen eine Rolle. „Ein möglicher Beckenschiefstand sollte vermieden werden“, sagt er. Schuhe sollten perfekt passen. „Wir können Absätze erhöhen, um beispielsweise einer Beinlängendifferenz entgegenzuwirken oder eine Anpassung des Fersenbettes vornehmen, die gegen Belastungsschmerzen hilft.“
Ivans Meisterstück war ein Maßschuh, den er im Jahre 2016 für eine Frau anfertigte, die einen schweren Unfall erlitten hatte, bei dem ihr Bein fast abgetrennt und der Fuß völlig zertrümmert worden ist. „Dazu habe ich einen genauen Gipsabdruck erstellt und die funktionellen als auch ästhetischen Grundlagen des Maßschuhes mit ihr besprochen.“ Mit dieser Hilfe wurde die Frau nach und nach wieder mobil und konnte wieder gehen.
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Für Ivan Dymek ist der Beruf des Orthopädieschuhmachermeisters eher eine Berufung als nur ein Job. Der 40-Jährige hatte als Teenager zunächst eine Ausbildung zum Maler und Lackierer absolviert. „Im Winter konnten wir oftmals wetterbedingt nicht arbeiten und dann habe ich auf dem Bau ausgeholfen“, erinnert er sich. Die schwere Knochenarbeit ging zulasten seines Rückens. Er bekam Schmerzen und ein Arzt diagnostizierte ihm einen Wirbelsäulenschiefstand. Grund für eine Umschulung. Und so sollte es die Fügung, dass der junge Mann noch eine zweite Ausbildung machte, diesmal zum Orthopädieschuhmacher. „Das machte mir so viel Spaß, dass ich abends noch zur Meisterschule ging“, verrät er. Seit gut zwei Jahren ist er nun mit seiner kleinen Werkstatt in Neheim selbstständig und sein Fachwissen spricht sich herum. Sein Terminkalender ist gut gefüllt. „Diese Branche ist im Aufwind. Die Menschen sollten viel mehr auf ihr Füße achten“, meint er. „Schließlich bilden sie das Fundament des Körpers.“