Arnsberg. Die Logopädin Christiane Hoffschildt aus Oeventrop erklärt die Hintergründe des Stotterns. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die Oeventroper Logopädin Christiane Hoffschildt ist in ihrer Praxis unter anderem maßgeblich für den Bereich Stottern verantwortlich. Sie erklärt Ursachen, Hintergründe und Therapiemöglichkeiten bei Stotterproblematiken.

Was löst grundsätzlich Stottern aus? Gibt es die eine Ursache?

Stottern entsteht meistens im Kindesalter zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr. Es bedingt sich hauptsächlich durch genetische Ursachen. Ob zusätzlich ungünstige Umgebungsfaktoren mit dazu beitragen, ist nicht genau erforscht. Beim Stottern kommt es zu Schwierigkeiten bei der Planung von Sprechabläufen. Die Vielfalt der Ausprägung des Stotterns entsteht im Entwicklungsverlauf. Die meisten Kinder stottern nur eine Zeit lang und hören dann von allein wieder auf.

Wie erkennen Eltern die Grenze zwischen „normalem Holpern“ im Ausdruck und Stottern, das sich später ggf. manifestieren kann?

Das ist nicht so einfach und sollte durch Fachpersonen abgeklärt werden. Redeunflüssigkeiten können durch unterschiedliche Faktoren entstehen, unter anderem auch durch Wortfindungsprobleme oder Probleme bei der Erzählfähigkeit. Typische Stottersymptome sind die Wiederholung von Lauten (Anmerkung der Redaktion: zum Beispiel K-k-k- komm), Silben (Wa-wa-wasser) und einsilbige Wörter (das-das-das Auto). Ein weiteres Symptom kann die Lautdehnung sein (zum Beispiel fffffffahren) oder hörbare sowie stumme Blockaden innerhalb von Wörtern. Stottern liegt auf jeden Fall vor, wenn mindestens drei Prozent der gesprochenen Silben unflüssig sind. Die drei Prozent treten jedoch nicht auf, wenn das Sprechen vermieden wird – hier sollte diagnostisch genau beobachtet werden.

Was raten Sie Eltern von Kindern oder Menschen, die bei sich ein beginnendes Stottern erkennen?

Beobachten Sie die Symptome und wenden Sie sich an den Arzt, eine Stottertherapeutin oder einen Stottertherapeuten oder fragen und lesen Sie bei der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (www.bvss.de) nach. Insbesondere bei Kindern im Vorschulalter sollten die Eltern die bemerkten Unflüssigkeiten weder verbal noch mimisch kommentieren, sondern zunächst vollständig über die Symptome hinweg gehen, damit kein Stottern manifestiert wird. Es ist sehr empfehlenswert sich zum Umgang mit der Symptomatik beraten lassen.

Kann eine Stotterproblematik ohne Hilfe verschwinden und wer und was kann helfen?

Bei etwa 70 bis 80 Prozent der Kinder löst sich das Stottern vor dem sechsten Lebensjahr wieder von allein. Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch ohne Behandlung wieder verschwindet, ist in den ersten sechs bis zwölf Monaten nach seinem Beginn am größten. Stottern kann zur Pubertät verschwinden. Wenn Kinder bereits länger als zwei Jahre stottern, ist das Risiko erhöht, dass das Stottern anhält.

Eine Behandlung kann zudem sinnvoll sein, wenn das Kind auffällige Begleitsymptome wie körperliche und mimische Mitbewegungen beim Stottern entwickelt oder wenn es wegen seines Stotterns nicht mehr so gerne spricht oder es deshalb geärgert wird. Eine Beratung bei einem Stottertherapeuten ist in jedem Fall sinnvoll, um dann gegebenenfalls eine Stottertherapie durchzuführen. Nach der Pubertät und bei Erwachsenen wird das Verschwinden der Stottersymptome nur noch selten beobachtet. Auch für erwachsene Stotternde ist es oft sinnvoll, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.