Arnsberg. Darmprobleme sind ein Tabuthema. Detlef Böhmer aus Hüsten geht offen damit um. Er führt eine Selbsthilfegruppe, die beständig wächst.

Krämpfe, Schübe, Magenschmerzen: „Wenn der Darm streikt, haben wir ein riesiges Problem. Denn alles, was oben hineingeht, muss natürlich unten wieder heraus“, sagt Detlef Böhmer (63), Vorsitzender der Selbsthilfegruppe Darm-Alarm in Arnsberg.

Der Hüstener kennt sich aus, ist mittlerweile ein Experte auf diesem Gebiet. „1998 hatte ich zum ersten Mal Probleme mit dem Darm“, verrät er. Doch von der ersten Schmerzattacke bis hin zur Einsicht, dass er mit dieser Krankheit für immer leben muss, sei es ein lange Weg, fast schon ein Ärztemarathon, gewesen.

Damals arbeitete er noch in seinem Traumberuf als Handwerker auf einer Baustelle, als sich sein Magen plötzlich verkrampfte. „An diesem schicksalhaften Tag ging gar nichts mehr. Die Schmerzen überrollten mich. Ich musste sofort zu einem Arzt.“

Dieser überwies ihn ins Krankenhaus. Vier Wochen lang habe er dort gelegen, wurde mit Antibiotika behandelt und intravenös ernährt. „Ich hatte eine Entzündung, die Diagnose lautete Divertikulitis. ,Das sind Ausstülpungen im Dünn- oder Dickdarm, die beispielsweise an Gefäßlücken innerhalb der Darmwand auftreten. Die Ursache könnte zum Beispiel eine chronischen Verstopfung sein.“

Detlef Böhmer, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe DarmAlarm in Arnsberg
Detlef Böhmer, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe DarmAlarm in Arnsberg © WP | Anja Jungvogel

Die Krankheit hat sein ganzes Leben verändert, aber Detlef Böhmer hat niemals aufgegeben und nach Möglichkeiten gesucht, um seine Lebensqualität auf hohem Niveau zu halten. Mittlerweile arbeitet er als Chauffeur in der Fahrgastbeförderung. „Ich habe über die Stadt Arnsberg eine sogenannte Parkerleichterung bekommen“, sagt er. Wenn Detlef Böhmer mal schnell „austreten“ muss, kann er ohne Parkschein oder Parkscheibe mal eben rechts ranfahren und zur Toilette gehen. Das sei schon eine große Hilfe für ihn. Allerdings seien die Hürden durch eine neue Gesetzgebung deutlich erhöht worden. „Mittlerweile ist solch eine Parkerleichterung nicht mehr so einfach zu bekommen. Das dürfte eigentlich nicht sein“, meint er.

Die Krankheit tritt bei ihm in Schüben auf. Zwei- bis dreimal im Jahr hat der Hüstener damit zu kämpfen. 2004 verschlimmerte sich sein Zustand, es kam noch Morbus Crohn dazu. „Wenn bei mir der Alltagsstress zu hoch wird, muss ich besonders auf mich achten“, so Böhmer. Er meint, die Ursache sei bei ihm zum Teil auch psychisch bedingt. Um Ruhe zu finden, wandert er gerne, am liebsten in den Alpen. Auch Bergsteigen entspannt hin. „Bewegung und eine ausgeglichene Ernährung gehört mit zu meiner Therapie“, sagt er.

Die Bilanz der Kirmes ist da+++

In der Selbsthilfegruppe will der Vorsitzende anderen Betroffenen zur Seite stehen und aus seinem mittlerweile reichhaltigen Erfahrungsschatz im Umgang mit der Krankheit berichten. „Bei jedem Treffen sind mindestens ein bis zwei Neue dabei“, sagt er. Die Diagnosen seien breit gestreut. „Manche leiden unter Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Reizdarm. Aber auch Laktose-Intoleranzen können belastend sein. Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen betroffen sind und dennoch sind Darmerkrankungen ein Tabu-Thema und können zu Unverständnis der Mitmenschen oder gar zur Isolation führen.“

Um Informationen zur Selbsthilfe und für mehr Lebensqualität zu finden, tauscht sich die Selbsthilfegruppe „Darm-Alarm“ regelmäßig aus.

Das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe Darm-Alarm für Menschen mit chronischen Darmerkrankungen findet am 4. Oktober um 18 Uhr im Bürgerzentrum (Bahnhof) in Arnsberg statt.