Hüsten. Die Organisatoren der Hüstener Tierschau überlassen bei der Planung nichts dem Zufall. Das Tierwohl soll an erster Stelle stehen.
Die Hüstener Tierschau setzt auf Tierwohl, Sicherheit und Artenvielfalt. Was einst als Viehmarkt begann und heute ein landwirtschaftliches Erlebnis-Spektakel ist, wird nach strengen Kriterien der veterinären Aufsicht durchgeführt. Wenn sich wie nun am Montag auf dem Petri-Kirchplatz mehr als 10.000 große und kleine Gäste und die mehr als 200 Tiere ganz nah kommen, gelten klare Regeln.
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Lothar Pieper aus Eslohe streichelt seinem stolzen „Irish Tinker“ die Fliegen vom Fell, während sich dieser mit seinen Nüstern an seinen Hals schmiegt. „Das ist das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier“, sagt der Züchter. Die rund 70 Aussteller auf der Hüstener Tierschau kennen ihre Tiere und wissen ganz genau, wem sie die Unruhe eines solchen Tages zumuten können.
Die Hüstener Kirmesgesellschaft überlässt bei der Tierschau nichts dem Zufall, hält Kontakt zu Züchtern, Ausstellern und Behörden. „Die Vorbereitung für das nächste Jahr beginnt schon nächste Woche“, sagt Tierschau-Koordinator Giovanni Weinz. In seinem Team arbeitet auch Ramona Kaufmann mit. Die 44-jährige ist Tierärztin und übernimmt für die Kirmesgesellschaft die ehrenamtliche veterinäre Aufsicht. Vor Ort ist aber auch Stefanie Hellwinkel als Leitende Kreisveterinärdirektorin. „Auch im Notfall wäre immer ein Tierarzt am Platz“, erzählt Ramona Kaufmann. Diesmal ist Lea Schmidt von der Pferdeklinik Sorpesee im Dienst.
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Ramona Kaufmann engagiert sich seit 19 Jahren für die Tierschau. Sie lobt die „Jahr für Jahr gute Zusammenarbeit mit vereinten Kräften“ im Sinne der Tiere und den Ansprüchen der Veranstaltung. Der Spagat ist, die Tiere aus der Landwirtschaft den Menschen so nah wie möglich zu bringen, ohne sie unnötig zu belasten. So sind alle tierschutzrechtlichen Auflagen zu erfüllen. Abstände werden eingehalten, genug Bewegungsraum gelassen, Wert auf vorsichtiges Waschen und Säubern der Tiere wird gelegt, genügend Schatten und die Wasserversorgung müssen gewährleistet sein. „Auch auf Stress müssen wir aufpassen“, so Ramona Kaufmann. Streichelnde Hände, kreischende Kinder und etwas Hektik - das alles müssen die Tiere aushalten.
Tiere vertrauen ihren Züchtern
Den 1250 Kilo schweren Limousine-Bullen Harvard PP von Dietmar Winter aus Bad Berleburg lässt der Rummel absolut kalt. „Heute Morgen stand er noch bei seinen Frauen auf der Wiese“, erzählt der Züchter und Landwirt. Um halb sechs am Morgen wurde der behörnte Muskelberg gerufen und verladen. „Unsere Tiere kennen die Situation und bleiben ganz gelassen“, sagt Dietmar Winter. Auch hier spiele das Vertrauen eine große Rolle. „Ich rede mit meinen Tieren“, erzählt er, „und das gibt ihnen Sicherheit.“
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Vor der Tierschau ist Papierkram zu erledigen. Alle Tiere müssen angemeldet werden. Die Großtiere müssen frühestens 14 Tage vorher Blutproben abgeben. „Sonst kommt hier keiner rein“, betont Giovanni Weinz. So eine Blutbildbestimmung kann bei Pferden schon mal mehr als 200 Euro kosten. Die Kosten übernimmt die Kirmesgesellschaft. „Das ist wichtig für den Seuchenschutz“, erklärt Tierärztin Ramona Kaufmann.
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Eigeninteresse Tierschutz
Die Züchter haben ein großes Eigeninteresse am Tierschutz. „Nervöse Tiere lässt man besser zu Hause“, sagt der Voßwinkler Bernd Hauschulte. Er ist mit zwei Kühen und vier Kälbern auf der Tierschau in Hüsten - darunter auch das Jersey-Kalb „Emotion“. Bei einem Tippspiel unserer Redaktion zugunsten der Arnsberger Tafel konnten die Tierschau-Besucher das Gewicht des kleinen Rindviehs der Jungzüchterin Helena Hauschulte schätzen. „Ich verrate nix“, mauert die 14-Jährige. Fakt aber ist: „Emotion“ wiegt am Tag der Tierschau exakt 102,4 Kilogramm - und täglich kommen rund 300 Gramm dazu. Ausgewachsen bringt ein Jerseyrind zwischen 500 und 600 Kilo auf die Waage.
Die mehr als 800 Kinder verschiedenster Grundschulen aus dem HSK aber wollen vor allem die Fohlen und Kälbchen sehen und anfassen. „Guck mal! ‘ne Giraffe“, stellt eine kleine Schülerin der Roten Schule Neheim fest. Stimmt nicht ganz - es ist ein Zebu-Rind. Auch darum aber geht es bei der Tierschau. „Manche Kinder haben doch noch nie eine echte Kuh gesehen“, sagt Landwirt Bernd Hauschulte, „deshalb finde ich die Aktion mit den Schulen hier richtig gut.“
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Nicht immer gut finden Tierschutzorganisation wie die Peta solche Tierschau-Veranstaltungen. „Wir haben die Peta schon häufiger eingeladen, sie ist aber noch nicht gekommen“, erzählt Ramona Kaufmann. Umso wichtiger aber sei die Einhaltung aller notwendigen Tierschutz-Standards. „Da wollen wir gar keine Angriffsfläche bieten“, so die Tierärztin.