Müschede. 75 Jahre Wepa: So blickt die Geschäftsführung auf die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft des Unternehmens.
Ein traditionsreiches Unternehmen feiert Geburtstag. Der Arnsberger Hygienepapierhersteller Wepa wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Aus dem Müscheder Familienbetrieb wurde eine international aufgestellte Unternehmensgruppe. Mit den Geschäftsführern Martin (links oben im Bild) und Andreas Krengel (rechts) sprach diese Zeitung über Herausforderungen und Perspektiven.
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75 Jahre Wepa – was bedeutet Ihnen persönlich als Geschäftsführung in einer so schnelllebigen Zeit eine solche Jubiläumszahl?
Martin Krengel: Dass wir in diesem Jahr das 75-jährige Jubiläum unseres Familienunternehmens feiern dürfen, ist etwas Besonderes und bedeutet uns sehr viel. Es zeigt, dass wir die Herausforderungen des Marktes in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich gemeistert und die richtigen strategischen Weichen gestellt haben. Dabei haben wir uns als Unternehmen stetig weiterentwickelt und sind heute mit 13 Produktionsstandorten europäisch aufgestellt. Diese Entwicklungsgeschichte wäre ohne den Einsatz und die Loyalität unserer mehr als 4000 Mitarbeitenden nicht möglich gewesen. Dafür sind wir sehr dankbar. Und dieser gemeinsame Erfolg als europäisches Team macht uns stolz.
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Die Wepa ist schon lange ein international aufgestelltes Unternehmen. Welche Rolle spielt der Standort Müschede noch im Unternehmen?
Andreas Krengel: Unsere Wurzeln liegen im Sauerland, und der Standort Müschede ist der Hauptsitz unseres Unternehmens. Hier befindet sich ein Großteil unserer Verwaltung und eines unserer insgesamt 13 europäischen Werke. 630 unserer insgesamt über 4000 Mitarbeitenden sind am Standort Müschede beschäftigt, und auch wir und ein großer Teil der Unternehmerfamilie wohnt bis heute in der Region. All dies zeigt, wie wichtig der Standort Müschede für unser Familienunternehmen ist.
1,6 Milliarden Euro Jahresumsatz auf europäischer Bühne
Das sind Zahlen und Fakten zum Arnsberg Hygienepapierhersteller Wepa:
Am Standort Müschede befindet sich der Hauptsitz der Wepa Gruppe. In Produktion und Verwaltung sind dort 630 Mitarbeitende beschäftigt. Am Standort werden Toilettenpapier, Industrierollen und Handtuchpapier hergestellt.
Die Mitarbeitendenzahl im gesamten Sauerland beträgt 1130, die insgesamt an allen Standorten 4000
Der Jahresumsatz der Wepa beläuft sich auf 1,6 Milliarden Euro
Stammsitz des Unternehmens ist Müschede, wo die Wepa auf einer Gewerbefläche von 100.000 Quadratmetern produziert.
1948 von Paul Krengel als „Westfälische Papiergroßvertrieb GmbH“ in der Nähe des heutigen Hauptsitzes in der Stadt Arnsberg in Deutschland gegründet, agiert die Wepa zunächst nur als Handelsunternehmen. Zu den ersten Produkten, die das Unternehmen vertreibt, zählen Einschlag- und Geschenkpapiere.
Im Jahr 1953 wurde schließlich bei der Wepa mit der Verarbeitung von Hygienepapieren begonnen, ehe man nach dem Bau der ersten Papiermaschine1958 auch mit der Produktion von Toilettenpapier beginnen konnte. Eine zweite Papiermaschine kam im Jahr 1961 hinzu.
Die Expansion in Deutschland beginnt im Jahr 1963: Wepa errichtet einen zweiten Standort in Giershagen. Es folgen weitere Standorte in Kriebstein (2001), Mainz (2006) und Leuna (2009).
1983 wurde eine neue Papiermaschine für die Produktion von Tissuepapier in Müschede gebaut.
In den 2000er Jahren beginnt die Internationalisierung der Wepa. Heute gehören Werke in Polen (Piechowice, 2005), Großbritannien (Bridgend, 2013 Joint Venture, vollständige Eingliederung 2018), Frankreich (Lille, 2009; Troyes, 2015; Château-Thierry, 2019), Italien (Lucca, 2009; Cassino, 2009) und den Niederlanden (Swalmen, 2017) zur Wepa-Gruppe.
Heute ist Wepa einer der drei führenden europäischen Hygienepapierhersteller mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit und produziert an 13 europäischen Standorten ein breites Portfolio an Hygienepapieren: von Toiletten- und Handtuchpapier über Küchenrollen bis hin zu Servietten. Ob Zuhause, im Hotel oder in öffentlichen Waschräumen – die Hygienepapierprodukte von Wepa sind aus dem Alltag von Millionen Menschen nicht wegzudenken.
Wepa ist von je her auch ein Ausbildungsbetrieb: Wepa bietet Ausbildungen in zwölf verschiedenen Fachrichtungen an. Die meisten Mitarbeitenden bildet das Unternehmen im aktuellen Jahrgang zu Industriemechanikern und Elektronikern für Betriebstechnik aus.
Zudem bildet Wepa Papiertechnologen, Maschinen- und Anlagenführer, Fachkräfte für Lagerlogistik, Mechatroniker, Packmitteltechnologen, Industriekaufleute, dual Studierende im Bereich BWL und Fachinformatiker für die Bereiche Anwendungsentwicklung, Systemintegration und Daten- und Prozessanalyse aus.
Dass Wepa ein besonders attraktiver Arbeitgeber ist, belegt nicht zuletzt die Auszeichnung „Ausbildungs Champion“, die Wepa im vergangenen Jahr vom F.A.Z.-Institut erhielt.
Die vergangenen Jahre mit Corona, Ukrainekrieg und Explosion der Energiekosten trafen die Wirtschaft. Waren diese Jahre die schwersten Jahre der Unternehmensgeschichte – und wie ist die Wepa durch die Krisen gekommen?
Martin Krengel: Sicherlich waren die Jahre der Gründung der Wepa durch meinen Vater vor 75 Jahren die herausforderndste Zeit. Die vergangenen Jahre waren vor allem durch die Vielzahl an unvorhersehbaren Ereignissen gekennzeichnet, welche verdeutlicht haben, in welch hoher Geschwindigkeit sich die Welt plötzlich verändern kann. Dank unserer langfristigen Ausrichtung der Wepa sowie des Einsatzes unserer Mitarbeitenden haben wir die bisherigen Herausforderungen jedoch vergleichsweise gut gemeistert. Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, dass wir bei Wepa als Team in ganz Europa zusammenhalten.
Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen bedeutende Rollen in Unternehmen: Welche Herausforderungen und welche Chancen ergaben/ergeben sich dadurch?
Andreas Krengel: Das stimmt. Als Mehr-Generationen-Familienunternehmen denken wir weit über morgen hinaus, und wir begreifen Nachhaltigkeit definitiv als Chance: Im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit setzen wir seit mehr als 40 Jahren auf die Herstellung von Hygienepapieren unter anderem auf Basis von Recycling-Fasern und forschen auch weiterhin zum Beispiel an nachhaltigen Fasern für unsere Produkte.
Ebenso optimieren wir kontinuierlich unsere Produktionsprozesse; dabei spielen gerade die Energieverbrauchsreduzierung, sowie eine nachhaltige Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien eine wesentliche Rolle. Dank unserem Fokus auf nachhaltige Produkte und Konzepte können wir uns am Markt gut behaupten. Heute sind wir europäischer Marktführer in der Herstellung nachhaltiger Hygienepapierprodukte.
Der Fachkräftemangel erreicht alle Branchen mit Wucht: Wie geht die Wepa damit um? Bietet das Sauerland noch genug Arbeitskräfte für den Standort vor Ort?
Martin Krengel: Uns ist es wichtig, für unsere Mitarbeitenden der bestmögliche Arbeitgeber zu sein, daran arbeiten wir kontinuierlich. Wir möchten hier zum Beispiel erreichen, die Arbeitsumgebung unserer Mitarbeitenden ganzheitlich auf physischer, digitaler und kultureller Ebene weiterzuentwickeln. Dabei können wir auf unsere Kultur als Familienunternehmen aufbauen, die sich in dem tollen Miteinander bei all unseren Familienfesten im Kontext unseres 75-jährigen Jubiläums erneut gezeigt hat. Darüber hinaus implementieren wir moderne, digitale Prozesse und neue Arbeitskonzepte. Wichtig ist für uns gerade die Befähigung der Mitarbeitenden durch umfassende Weiterbildungsmöglichkeiten unserer eigenen Wepa Akademie. Auch am Standort Müschede bilden wir jedes Jahr qualifizierte Nachwuchskräfte aus.
Das alles trägt dazu bei, dem Fachkräftemangel erfolgreich zu begegnen. Als Familienunternehmen ist uns Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen, und man spürt bei Wepa eine besondere Kultur. Beides sind Aspekte, die auch für potenzielle Arbeitnehmer wichtig bei der Wahl ihres Arbeitgebers sind.
Sie bauen gerade die neue Fußgängerbrücke über die B 229. Sind weitere größere Investitionen am Standort Müschede geplant?
Martin Krengel: Wir haben den Anspruch, Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit, Technologie und eine attraktive Arbeitsumgebung zu sein. Diese langfristige Ausrichtung erfordert laufend Investitionen in die Zukunft der Wepa-Gruppe. Größere Investitionen waren am Standort Müschede zuletzt der Bau der neuen Fußgängerbrücke oder die Errichtung einer hochmodernen Bürofläche. Sie dürfen gespannt sein, welche Projekte wir künftig noch am Standort realisieren.
Abschließendes Resümee – was macht eine Geschäftsführung zum 75. Geburtstag ihres Unternehmens besonders stolz?
Andreas Krengel: Wir sind besonders stolz auf unsere Kultur bei Wepa, die werteorientiert, teamorientiert und zukunftsorientiert ist. Diese Kultur haben wir beim Besuch unserer Familienfeste, die wir anlässlich unseres Jubiläums an allen Standorten gefeiert haben, gespürt. Es macht uns stolz, wie viel wir als Wepa-Team in 75 Jahren geschafft haben – und gleichzeitig einen klaren Plan zu haben, wie viel wir auch in Zukunft erreichen wollen: für noch mehr Agilität, Partnerschaftlichkeit und allen voran Nachhaltigkeit.