Oeventrop. In Oeventrop findet aktuell die Bürgerversammlung in der Ruhrtalhalle statt. Das sind die Informationen und Stimmungen vor Ort.

Das Ende kam schnell und in dieser Form überraschend: Als sich der Oeventroper Protest gegen eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge in Oeventrop in der ehemaligen Salus-Klinik lautstark äußerte und die Stimmung in der Halle immer mehr eskalierte, zog Immobilienbesitzer Christoph Kraas den Schlussstrich. Er stand auf, ging ans Rednerpult und zog öffentlich das Angebot an die Bezirksregierung Arnsberg zurück. Lauter Jubel in der Halle war das Ergebnis. Aber was war bis dahin passiert?

Pünktlich um 17 Uhr ist die Ruhrtalhalle in Oeventrop rappelvoll. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sind erschienen, um die Informationen der Bezirksregierung bezüglich der in der ehemaligen Salus-Klinik geplanten ZUE (Zentralen Unterbringungseinrichtung) zu erhalten.

Die Ruhrtalhalle ist von vorne bis hinten gefüllt.
Die Ruhrtalhalle ist von vorne bis hinten gefüllt. © Martin Haselhorst

Draußen vor der Ruhrtalhalle haben sich noch rund 80 weitere Personen versammelt, die über den durch einen Pavillon wettergeschützten TV den Livestream der Informationsveranstaltung verfolgen.

Die Umgebung rund um die Ruhrtalhalle wird polizeilich abgesichert.

Christoph Kraas in Oeventrop ausgebuht

Für die Bezirksregierung informieren Andreas Hohlfeld (Abteilungsleiter), Klaudia Wiechers und Christina Schäfer (Dezernentinnen Asyl), für die Stadt Arnsberg sitzen dabei Christopher Hilverling und Michael John.

Ebenfalls vor Ort der Immobilienbesitzer der ehemaligen Salus-Klinik Christoph Kraas, der von den Besucherinnen und Besuchern direkt ausgebuht wird.

Andreas Hohlfeld bekundet: „Es gibt noch keine abschließende Entscheidung. Das Ministerium entscheidet noch. In Oeventrop gibt es jedoch eine konkretisierte Realisierungsmöglichkeit.“ Man müsse Aufnahmekapazitäten als Puffer schaffen. „Da haben wir auch Verantwortung gegenüber den Kommunen.“

Klaudia Wiechers erklärt, was in einer ZUE passiert. „Wir wollen vor Ort vernetzt sein. Die Akzeptanz vor Ort und das Verständnis sind uns wichtig“, sagt sie. Es soll demnach auch „Runde Tische“ geben, um die Kommunikation untereinander zu stärken.

Der Planungsstand bezüglich der ZUE in Oeventrop wird von der Bezirksregierung wie folgt geschildert: Die Mietdauer soll fünf Jahre betragen. Die Kapazität umfasst 450 Menschen ab dem 1. Juli 2024. Sukzessive soll jedoch bereits ab Januar 2024 eine Belegung erfolgen - in Wohncontainern auf dem Areal der ehemaligen Salus-Klinik.

Der Ton in Oeventrop wird rauer

Mittlerweile raunen die ersten Besucherinnen und Besucher bei der Erklärung der Bezirksregierung. Zu „Langweilig-Rufen“ aus der Menge wird applaudiert.

Christoph Kraas versucht sich zu äußern und erntet Gegenwind. „Ich kann die Sorgen verstehen, aber die menschliche Dimension nicht vergessen.“ Anteile der Objektmiete sollen in Oeventroper Projekte fließen. „Wir Oeventroper müssen zusammen Lösungsansätze finden. Ich mache das mit dem Ort zusammen“, sagt Christoph Kraas, „egal, wie frustriert man ist - die AFD ist keine Option.“

Michael John von der Stadt Arnsberg fügt an: „Die Stadt würde das Land NRW und die ZUE mit Diensten unterstützen und kooperieren.“

Negative Stimmung in der Fragerunde

Kurz nach Beginn der Fragerunde ist eine laute Mehrheit gegen die ZUE in Oeventrop.

Forderungen gegenüber Christoph Kraas, jetzt sofort das Projekt zu beenden, werden laut.

Es folgen „hitzige Diskussionen“ über die Gefahren, die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten: Kriminalität, sexuelle Belästigung, Einbrüche etc.

Andreas Hohlfeld sieht „keine signifikant erhöhte Kriminalität“. Indes wird die Statistik angezweifelt und auf den Brandbrief des Soester Bürgermeisters bezüglich der ZUE in Soest verwiesen. „Lüge“, rufen Oeventroper aus dem Publikum.

ZUE-Pläne in Oeventrop zerplatzen an Kraas Absage

Das kommt der Moment von Christoph Kraas. Er stand auf und sagt ab. Das würde den Ort spalten. „Ich sage hiermit ab!“, so der Immobilienbesitzer.

Die Masse applaudiert. Die Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksregierung packen grußlos ihre Sachen ein. Kraas wünscht sich nun, dass die Oeventroper ihn mit demselben Nachdruck unterstützen, wenn es darum geht, dass er weitere Baugenehmigungen der Stadt Arnsberg erhält.