Arnsberg/Möhnesee. Inklusionssegelteam um Paralympicssieger Siegmund Mainka zeigt sein Können bei der Kieler Woche. Verein engagiert sich weiter
Die Kieler Woche gilt als das größte Segelevent der Welt. Auch beim Yachtclub Möhnesee e.V. schlagen die Herzen höher, wenn von der Kieler Woche die Rede ist.
Bereits zum zweiten Mal nach 2021 war man in diesem Jahr mit einem Inklusionsteam am Start. Im Rahmen der Kieler Woche nahm das fünfköpfige Team an der Internationalen deutschen Meisterschaft des Bootsklasse J70 teil. Die Konkurrenz kam dabei aus Schweden, Norwegen, Polen, Dänemark, Niederlande und Südkorea. Natürlich waren auch viele deutsche Mannschaften unter den insgesamt 53 Teams vertreten.
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Die Möhnesee-Crew bestand dabei aus Tobias Schrage am Ruder, Sertel Sen am Mast/Großtrimm), Olaf Schrage am Vordeck, Siegmund Mainka am Fock-Trimm sowie Johann Schrage am Gennaker. Siegmund Mainka, dem beide Beine fehlen, war der einzige gehandicapte in der Mannschaft.
„Natürlich waren wir am Anfang unsicher, wie wir als Nicht-Gehandicapte mit ihm umgehen können. Wir hatten schon etwas Respekt vor der Situation. Aber direkt am ersten Tag unserer Vorbereitungen haben wir festgestellt, dass wir uns alle leistungsmäßig auf Augenhöhe befinden und es auch mit der Teamchemie passt“, erklärt Steuermann Tobias Schrage.
Die Möhnesee-Mannschaft hatte sich erst Ende März, Anfang April zusammengefunden, um als eine von insgesamt drei Inklusionsteams beim Wettkampf in Kiel anzutreten. „Normalerweise benötigt man mindestens ein Jahr Erfahrung und Vorbereitung, bevor man realistisch um die vorderen Plätze bei so einer Regatta mitfahren kann. Dafür ist das Teilnehmerfeld einfach zu leistungsorientiert“, erklärt Schrage.
Lernen und Erfahrungen sammeln
Deshalb sei sportlich Ehrgeiz dieses Jahr nicht ganz so groß gewesen. Man wollte vor allem lernen und sich weiterentwickeln. „Das ist uns auch gelungen. Wir haben uns kontinuierlich gesteigert. Jeden Tag stimmten die Abläufe immer besser“, berichtet Schrage, der wie sein Bruder Olaf bereits über Erfahrung in der Bootsklasse J70 verfügt und auch schon mit Nichtinklusionsteams an der Kieler Woche teilgenommen hat.
Auch Siegmund Mainka brachte jede Menge Erfahrung mit. Der Borkener, der Mitglied im Yachtclub Möhnesee ist, gewann 2008 bei den Paralympischen Spielen in Peking die Goldmedaillen zusammen mit Jens Kroker und Robert Prem. Vier Jahre später holte das Trio in London die Silbermedaille. Bei den Paralympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro erreichte Mainka mit seinen Mitseglern Lasse Klötzing und Jens Kroker den sechsten Platz in der Gesamtwertung.
„Siegmund Mainka ist absolut fit und an Bord ein absolut vollwertiges Crewmitglied. Man spürt keine Unterschiede“, hebt Tobias Schrage hervor, wobei er gleichzeitig unterstreicht, dass man Inklusion gerade deshalb so intensiv im Verein lebe, weil man gerade nicht ständig die Unterschiede betone.
Yachtclub-Vizepräsident Edwin Köhler kann dieser Denkweise nur beipflichten. „Wir haben uns bereits vor einigen Jahren mit dem Thema Inklusion auseinandergesetzt und wollten hier die Grundlagen schaffen, damit Gehandicapte und Nichtgehandicapte zusammen diesen wunderschönen Sport ausüben können. Deshalb haben wir auch ein spezielles Boot angeschafft, welches von beiden Gruppen beim gemeinsamen Segeln besser genutzt werden kann“, so Köhler. In Absprache mit Partnervereinen und Sponsoren habe man es geschafft, dass man über einzelne Aktionstage hinaus für eine dauerhafte Präsenz des Themas Inklusion im Vereinsleben gesorgt habe. „Die erste Teilnahme eines Inklusionsteams bei der Kieler Woche vor zwei Jahren sollte nur der Anfang sein. Deshalb sind wir umso glücklicher, dass die zweite Teilnahme in diesem Jahr realisiert werden konnte, und ebenfalls so gut ankam“, sagt der Vizepräsident.
Fortsetzung im nächsten Jahr
Aktuell laufen bereits die weiteren Planung für eine Fortsetzung des Projekts. „Wir wollen dieses Jahr an weiteren Regatten teilnehmen und nächstes Jahr mit noch mehr Erfahrung wieder bei der Kieler Woche starten“, verspricht Tobias Schrage.
Solch eine Regatta verläuft in der Regel über mehrere Tage mit mehreren Rennen an jedem Tag. „In Kiel waren es im Juni elf Wettfahrten an vier Tagen. Jedes Team hat baugleiche Boote, damit vom Material Chancengleichheit herrscht. Entscheidend für den Erfolg sind die Fähigkeiten der einzelnen Segler, die richtige Einstellung der Segel und die Fähigkeiten jedes Einzelnen, sich auf Veränderungen einstellen zu können. Wenn ein Fehler passiert, muss man ihn als Team ausbügeln. Sonst hat man keine Chance!“, sagt Tobias Schrage.
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Gleichzeitig gelte es auch grundsätzlich die Personen auf dem Boot an die Positionen zu beordern, wo sie ihre Stärken am besten einbringen können. Siegmund Mainka beispielsweise wurde im vorderen Bereich des Boots platziert, wo er nur kurze Wege überbrücken musste und durch das Verlagern seines Gewichts helfen konnte während der Fahrten. Als sogenannter Vorschoter war er auch dafür verantwortlich, dass das vordere Segel richtig eingestellt war.
„Wir verfolgen den Weg weiter und die nächsten Regatten sind in Planung“ , so Siggi Mainka, „das Projekt Inklusion auf der Regattabahn soll auch am Möhnesee nicht einmalig sondern nachhaltig etabliert werden.“