Neheim. Seyda Eren und Kay Borggrewe verkörpern das Musik Eck in Neheim. Am 22. Juli feiern sie mit Kanten Kalle, Willi und Rinschi ihr Zweijähriges.
Sonnenschein pur. Nur ein paar Wölkchen trüben den Blick auf den blauen Himmel. Bestes Wetter für die beiden Mittwochsstammgäste, die gerade im kleinen, aber feinen Außenbereich des Musik Ecks in Neheim den schönsten Platz suchen. „Wir sind jeden Mittwoch hier“, sagt der eine, während der andere es sich bereits unter dem Sonnenschirm bequem macht. Und während die beiden versuchen herauszukristallisieren, wie lange sie das eigentlich schon machen, stehen fix zwei kalte Biere auf dem Tisch. „Wir wissen, was unsere Stammgäste mögen“, sagt Kay Borggrewe und lacht. Er ist der Lebensgefährte der Inhaberin des Musik Ecks, Seyda Eren. „Sie ist die Chefin.“
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Das Musik Eck ist eine der wenigen Kneipen, die noch in Neheim zu finden sind. Denn die Tendenz des Kneipensterbens zeigt sich auch hier auf dem Land. Während die Kneipe früher noch das Herzstück eines Örtchens darstellte, haben sich der Lebensstil und die Gewohnheiten vieler Menschen derart verändert, dass die Kneipenbesuche ausbleiben. Nicht unschuldig daran sind auch die sozialen Medien und die mobilisierte Gesellschaft. Doch hier, an der Ecke Stembergstraße/Zum Müggenberg, scheint die Kneipenwelt noch in Ordnung zu sein.
„Freitags und samstags ist richtig viel los“, sagt Seyda, „in der Woche ist es eher ruhiger.“ Sie und Kay sind Einzelkämpfer, regeln in ihrem Musik Eck alles selbst. „Das ist schon manchmal stressig. Wir kümmern uns um alles selbst – vom Einkauf bis zur hygienischen Reinigung der WCs.“
Seyda übernimmt vor zwei Jahren das Musik Eck in Neheim
Sonntags ist Ruhetag. „Das ist der einzige Tag, an dem wir wirklich nichts machen und uns auf der Couch ausruhen.“ Nebenbei. Denn sowohl Seyda als auch Kay arbeiten tagsüber. Sie beliefert Kitas, Schulen und sonstige Kantinen mit Mittagsspeisen, er ist Gerüstbauer. Eine echte Doppelbelastung. Und das bereits seit zwei Jahren. Damals helfen sie dem Vorbesitzer des Öfteren aus, besuchen selbst das Musik Eck regelmäßig. Bis dieser es aus privaten Gründen abgeben will. „Er hat uns dann gefragt, ob wir das nicht übernehmen möchten“, sagt Seyda, „in der ersten Zeit habe ich dann nicht noch zusätzlich gearbeitet. Aber das wurde mir auch zu langweilig.“
Seyda und Kay haben keine Zeit für Hobbys außerhalb des Musik Ecks. „Darten und Knobeln“, sagt Kay und lacht. „Das können wir hier machen.“ Ihrer beider Leben spielt sich, gelinde gesagt, komplett in dieser Kneipe ab – neben ihren Hauptberufen.
Die beiden sehen sich nicht nur als Kellner, die einem das Bier reichen, sondern vielmehr als Freund und manchmal auch Therapeut. „Wir kriegen hier schon viel mit“, sagt Seyda, „viele Gäste erzählen uns von ihren Problemen.“ Ein Beispiel möchten die beiden nicht nennen, denn „was in dieser Kneipe erzählt wird, bleibt auch in dieser Kneipe“.
Kanten Kalle und Co. im Musik Eck Neheim
Trotz alledem sind die beiden glücklich. Haben Spaß an dem, was sie tun. Ihr Musik Eck läuft. „Oft kommen kleine oder große Gruppen“, sagt Kay, „vom Alter her zwischen 18 und 78 – kann man sagen.“ Auch locken regelmäßige Dart-Turniere viele Gäste an. Oder auch musikalische Highlights. „Wir hatten mal eine Bauchtänzerin hier, die kam echt gut an – auch bei den Frauen“, sagt Seyda, „wir versuchen immer, unseren Gästen irgendein besonderes Highlight anzubieten.“
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So beispielsweise auch am 22. Juli, wenn das Musik Eck sein zweijähriges Jubiläum feiert. Denn dann werden Kanten Kalle, Willi Wampe und Rinschi mit ihrer „Die Katze im Sack kaufen und saufen Tour 2023“ den Gästen ab 18 Uhr richtig einheizen. „Da freuen wir uns schon drauf“, sagt Seyda, „die drei sind richtig gut!“ Eben genau solche Events, die freundschaftliche Nähe zu den Gästen und der Spaß an der Arbeit motivieren Seyda und Kay Tag für Tag, die urige Holztür unter dem Werbeschild wieder zu öffnen.