Arnsberg-Niedereimer. Bewegende Eröffnung der beeindruckenden Ausstellung „Gerettete Geschichte(n) zu NS-Zeit, Krieg und Neubeginn“
Ca. 90 geladene Gäste konnte der Vorsitzende des Arbeitskreis Dorfgeschichte und -entwicklung Niedereimer und Ortsheimatpfleger Detlev Becker am vergangenen Freitag in der Halle auf der Friedrichshöhe zur Eröffnung der bemerkenswerten Ausstellung „Gerettete Geschichte(n) zu NS-Zeit, Krieg und Neubeginn“begrüßen.
Im Anschluss an den emotionalen Kurzfilm zum Soldatenlied „Lilli Marleen“, gesungen von Lale Andersen, würdigten Detlev Becker und die weiteren Redner die Beiträge von 73, in Niedereimer ansässigen, Zeitzeugen. Sie hatten mit ihren Berichten über die teilweise traumatischen Erlebnisse, dieses Ausstellungsprojekt ermöglicht. Mittlerweile sind 23 dieser Zeitzeugen bereits verstorben. Die Ausstellung, welche ursprünglich bereits im Jahr 2020 stattfinden sollte und wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste, beinhaltet 16 Schautafeln zu den Schwerpunktthemen NS-Zeit, Krieg und Neubeginn (1933 bis ca. 1950), die Währungsreform und freie Wahlen vor 75 Jahren, die Möhnekatastrophe vor 80 Jahren, die Reichsprogromnacht vor 85 Jahren und die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor 90 Jahren. Ca. 200 Exponate, Dokumente, Fotos und weitere Ausstellungsobjekte veranschaulichen die heimatgeschichtliche Aufarbeitung.
Videobotschaft von Franz Müntefering
Ex-Vize-Kanzler Franz Müntefering, welcher vor drei Jahren die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen hatte, konnte aus gesundheitlichen Gründen an der Eröffnungsveranstaltung nicht teilnehmen. In einer Videobotschaft verdeutlichte Franz Müntefering, welcher selber die Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt hatte, wie wichtig es ist, an diese schrecklichen Jahre zu erinnern. Nur Zeitzeugen könnten die Sorgen, Ängste und Nöte authentisch schildern.
Sowohl Franz Müntefering als auch die Redner Ralf-Paul Bittner, Bürgermeister der Stadt Arnsberg sowie Friedrich Merz, heimischer Bundestagsabgeordneter und CDU-Vorsitzender, riefen auf, aus der Geschichte zu lernen und sich für Demokratie, Gleichwertigkeit und Frieden einzusetzen. Die Anwesenden, unter ihnen der Kreisvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Hubert Kleff, Kreisheimatpfleger Hans-Jürgen Friedrichs und zahlreiche Vereinsvertreter zeigten sich von den Worten der Redner und von dem Eröffnungsprogramm beeindruckt und berührt. Hierzu trugen auch die stimmungsvollen themenbezogenen Lied- und Gitarrenbeiträge von Beatrix Schröder-Ortmann bei.
Alle Redner hoben in Ihren Worten hervor, wie wichtig derartige Projekte, wie diese Ausstellung, für die Nachkriegsgeneration inklusiv Kindern und Enkeln sind, um die Geschichte aufzuarbeiten und Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich derartige schrecklichen Ereignisse nicht wiederholen. Ziel müsse es sein, die Demokratie zu schützen und den Frieden zu bewahren. Jeder könne seinen Beitrag leisten, dass nie mehr der Hass regiert und klar Position gegen Rassismus und Antisemitismus beziehen, so Bürgermeister Bittner. Er stellte klar, dass in Arnsberg für Derartiges kein Platz ist.
Merz und Bittner würdigten beide in ihren Ansprachen die Besonderheit und Bedeutung dieser Ausstellung, welche einen bemerkenswerten überregionalen Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte leiste. Friedrich Merz betonte, dass die Generation nach 1945 nicht verantwortlich ist für die schrecklichen Geschehnisse, sondern dafür, was zukünftig geschieht. Er rief auf, sich mit der Familie sowie Kindern und Enkeln Zeit zu nehmen diese Ausstellung zu besuchen, sich zu informieren und aus den Eindrücken zu lernen. Diese Ausstellung sei dem außerordentlichen Engagement des AKD-Vorsitzenden Detlev Becker und seinen Vereinsmitgliedern zu verdanken. Aber auch die zahlreichen ehrenamtlichen jugendlichen Helfer, insbesondere die Technik-AG des Mariengymnasiums, leisteten einen großen Beitrag zu dieser Veranstaltung.
Sonderveranstaltungen
Die Eröffnung war nur der Auftakt zu einer interessanten Veranstaltungswoche bis 14. Mai. Für alle Interessierten, vor allem für die junge Generation und auch Schulen werden, neben der täglichen Öffnung der Ausstellung bei freiem Eintritt, zwei interessante Sonderveranstaltungen angeboten:
Am Dienstag, 9. Mai, findet ab 19 Uhr ein Vortrags- und Diskussionsabend „Die Brüder Himmler – Meine Familiengeschichte“ mit der Politikwissenschaftlerin und Buchautorin Katrin Himmler, Großnichte des SS-Reichführers Heinrich Himmler, statt – in Kooperation mit dem Sauerland-Museum
Am Donnerstag, 11. Mai, werden ab 18 Uhr Jugendliche durch die Ausstellung geführt, und im Anschluss erfolgt die Filmvorführung „Noah“, eine Projektarbeit vom Familienbüro der Stadt Arnsberg zum Thema Nationalsozialismus.
Die täglichen Öffnungszeiten: Mo, 8. Mai 2023 von 10-12 Uhr, 14-18 Uhr; Di, 9. Mai, von 10-12 Uhr, 14-18 Uhr; Mi, 10. Mai, von 10-12 Uhr, 14-18 Uhr, 19-21 Uhr; Do, 11. Mai, von 10-12 Uhr, 14-18 Uhr; Fr, 12. Mai, von 10-12 Uhr, 14-18 Uhr, 19-21 Uhr; Sa, 13. Mai, von 10-18 Uhr durchgehend und So, 14. Mai, von 10-18 Uhr durchgehend.