Meschede. Aus kleinen Anfängen zum gefragten Profi: Ein Unternehmen in Meschede ist Spezialist dafür, marode Infrastruktur wieder zu ertüchtigen.
Im Gewerbegebiet Enste-Nord bei Meschede ist die nächste Großbaustelle: An der Abfahrt der Autobahn A46 entsteht der neue Firmensitz eines Spezialunternehmens.
Die Erdarbeiten haben bereits begonnen. Geschlossen wird an der Straße Auf dem Bruch die letzte freie Lücke im Bereich zwischen den Unternehmen RH Rohrleitungs- und Anlagenbau sowie Auto-Technik Schulte. Auf dem 7400 Quadratmeter großen Grundstück wird sich dann die Firma Salmen niederlassen, sie ist spezialisiert auf Felsbau, Ingenieurbau und Spezialtiefbau. Für Mitte 2024 ist der Einzug geplant.
Eine Erfolgsgeschichte
Dahinter steckt eine Erfolgsgeschichte: Klein angefangen, dann gewachsen – und jetzt an Grenzen stoßend. 2016 gründete Ingo Salmen (46) das Unternehmen:
Für ihn die Erfüllung eines Traums, der Bauingenieur wollte sich immer schon selbstständig machen. Anfangs hatte der Betrieb drei Beschäftigte und einen kleinen Firmensitz in Wallen. Mit dem Erfolg kam 2018 der Umzug in eine Etage des leerstehenden ITH-Turmes an der Straße Auf‘m Brinke in Enste: „Jetzt haben wir aber keinerlei Möglichkeiten mehr, hier zu expandieren“, sagt Joachim Padberg (53), der seit 2018 Ingo Salmen als Geschäftsführer unterstützt. Inzwischen hat ihr Unternehmen 20 Arbeitsplätze in den Büros, auf den Baustellen in der Republik sind weitere 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Einsatz.
Mit dem Neubau schafft sich das Unternehmen genügend Raum zur weiteren Expansion – eine echte Zukunftsinvestition. Dort werden dann künftig auch die Baumaschinen instandgesetzt. Ein Umzug in eine andere Region, sagt Ingo Salmen, sei nie in Frage gekommen: „Wir sind hier alle mit der Region verbunden.“ Das Unternehmen hat sich deutschlandweit einen Namen gemacht – durch die Sicherung von Hängen oder durch das Ertüchtigen von Baugrund, damit darauf überhaupt erst standsicher gebaut werden kann.
Prominente Baustellen in ganz Deutschland
Dazu zählen viele prominente Baustellen: Darunter waren die Sicherung der Burg Altena, das Absichern der Bahnstrecken im engen Mittelrheintal, der Schutz sowohl der Porta-Westfalica in Minden als auch von Deutschlands zweitgrößtem Denkmal, dem Kyffhäuser-Denkmal in Thüringen mit Kaiser Barbarossa auf einem 81 Meter hohen Turm.
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Auch bei der anstehenden Sprengung der Talbrücke Rahmede an der A45 wird das Unternehmen aus Meschede dabei sein:
Auf der Länge von tausend Metern werden dann vier Meter hohe Steinschlagschutzzäune die herabstürzenden Trümmerteile auffangen – „ein ungewöhnlicher Auftrag“, sagt Ingo Salmen.
An Aufträgen wird es dem Mescheder Unternehmen nicht mangeln. Denn es sorgt mit dafür, Deutschlands teils marode Infrastruktur zu ertüchtigen. Ingo Salmen beobachtet es zum Beispiel im Ruhrgebiet: „Es gibt kaum noch Bestandsbauwerke ohne Mängel.“
Deutsche Bahn als wichtigster Kunde
Wichtigster Kunde ist die Deutsche Bahn AG. Dem Unternehmen ist es gelungen, sich für die Bahn-Aufträge zu präqualifizieren und zertifizieren. Die Spezialisten aus Meschede werden auch angefordert, wenn plötzlich Risse in Tunneln auftreten oder Hänge abrutschen.
Nach einer Sofortmaßnahme in einem Tunnel auf der Bahnstrecke bei Hannoversch Münden bedankte sich sogar der Bahnvorstand bei Salmen für die geleistete Arbeit.
Dort war in einem 5,6 Kilometer langen Tunnel beim zweiten Kilometer ein Schaden aufgefallen. Mit einem 380 Meter langen Arbeitszug wurde die nötige Bohr- und Injektionstechnik in den Tunnel gebracht, um den Schaden instand setzen zu können – rund um die Uhr, 24/7 musste geleistet werden: Denn der Tunnel ist ein Nadelöhr auf der wirtschaftlich so wichtigen ICE- und Güterzugstrecke zwischen Hamburg und Genua. „Unsere Stärke ist unsere Planung und Arbeitsvorbereitung. Alles wird akribisch durchdacht“, sagt Joachim Padberg: So seien auch die vorgegebenen drei Wochen an Bauzeit für diesen Tunnel genau eingehalten worden.
Steile Arbeitsplätze
Schwindelfrei sollte man für viele Aufträge sein. Oft muss bei den exponierten Projekten die Bohrtechnik und das Material sogar per Hubschrauber eingeflogen und später montiert werden, so steil sind die Arbeitsplätze, um die Bahnstrecken und Infrastruktur vor Steinschlag zu schützen. Felssicherer bringen Erfahrungen aus allen Bauberufen wie zum Beispiel Maurer oder Zimmermann mit, das Unternehmen bildet sie dann selbst zum Spezialisten aus. Sechs Mitarbeiter sind sogar für die Bergrettung ausgebildet.
Das Unternehmen versteht sich als eine große Familie, sagt Ingo Salmen: Das Team muss einfach passen, wenn man oft Wochen gemeinsam auf Baustellen verbringt. Gesucht werden aktuell zwei Bohrgeräteführer für den Spezialtiefbau und für die Werkstatt ein Land- und Bohrmaschinenmechatroniker. Für das Ausbildungsjahr 2024 ist noch ein Platz frei für den Bereich Spezialtiefbau.