Arnsberg. Rollmopsessen der FDP Arnsberg: Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert ungebrochene Unterstützung der Ukraine.

Volles Haus in der Arnsberger Festhalle an der Promenade beim 50. Rollmopsessen der Arnsberger FDP. Es ist nicht das Jubiläum, das zum großen Andrang führte, sondern ein besonderer Gast von Relevanz mit außerordentlicher Tagesaktualität. Zwei Tage vor dem ersten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bezieht Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Spitzenpolitikerin und Vorsitzende des Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages, klare Positionen für eine ungebrochene militärische Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen die russischen Invasoren. „Es geht um Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa, nicht allein um die Ukraine“, macht die 64-Jährige klar.

„Putin wird nicht aufhören“

Dabei zeigt sich Strack-Zimmermann, die von Beginn an zu den nachdrücklichsten Befürwortern von Waffenlieferungen an die Ukraine innerhalb der Ampel-Koalition zählte, zunächst selbstkritisch. „Die Einnahme der Krim im Jahr 2014 war für uns alle noch ein Krieg irgendwo weit weg“, sagt sie und blickt kritisch darauf, dass Deutschland dennoch mit Russland gemeinsam die Nordstream-2-Gaspipeline vorangetrieben habe. „Die Krim war die Generalprobe für Putin“, erkennt sie nun, „und so hat er gedacht, dass er es in Europa nur mit Weicheiern zu tun hat.“ Nun aber dürfe niemand vergessen, was gerade passierte: „In der Ukraine führt Russland einen völkerrechtswidrigen und brutalen Krieg“, so Strack-Zimmermann. Für die FDP-Politikerin ist klar, dass der russische Präsident Putin „die Ukraine von der Landkarte wegradieren will“. Mit Blick auf andere ehemalige Sowjetrepubliken wie im Baltikum oder Moldawien fürchtet sie: „Er wird weitermachen, wenn er nicht gestoppt wird, weil genau das schon immer in verschiedenen Schriften angekündigt hat.“ Es sei jetzt der Moment, „in dem die demokratische Welt dagegenhalten“ müsse.

Zur Person

Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde am 10. März 1958 in Düsseldorf geboren. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.

Nach dem Studium (Publizistik, Politik und Germanistik) und der Promotion arbeitete sie über 20 Jahre als Verlagsrepräsentantin beim Jugendbuchverlag Tessloff.

Von 2008 bis 2014 war sie Bürgermeisterin in Düsseldorf. Seit 2017 ist sie im Bundestag, wo sie nun Vorsitzende des Verteidigungsausschuss ist.

Die Bundespolitikerin zeigt in Arnsberg auf, dass sich auch im Sauerland niemand zurücklehnen kann, sondern dass dieser Krieg auch dieses Land betrifft. „Putin führt Krieg längst nicht mehr nur gegen die Ukraine, sondern er will Europa und die Welt destabilisieren“, sagt sie. Aus ihrer Sicht zielt der Krieg durch Desinformation, Auslösen von weltweiten Hungersnöten und daraus resultierenden Fluchtwellen auch darauf ab, den Westen unter Druck zu setzen.

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Deutschland stehe als reiches Land in der Verantwortung, nun „das Vertrauen, das uns nach dem 2. Weltkrieg entgegengebracht wurde, zurückzugeben“. Deutschland müsse als große demokratische Industrienation eine führende Rolle spielen, wenn es darum geht, der Ukraine zur Seite zu stehen.

Doch nennt Marie-Agnes Strack-Zimmermann auch die Grenzen: „Es kämpft kein deutscher Bundeswehrsoldat in der Ukraine – und das wird sich auch nicht ändern“, sagt sie in Arnsberg. Auch die Lieferung von modernen Kampfflugzeugen wie Tornado oder Eurofighter an die Ukraine sieht Strack-Zimmermann nicht. „Nicht alle müssen alles machen“, so die Politikerin, „wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir nun machen. Das, was wir an Hilfe leisten, müssen wir richtig machen.“ Sie verweist auf Luftabwehrtechnik, Ausrüstung, Munition, Artillerie und Panzerfahrzeuge bis hin zum Leopard 1 und 2. „Wichtig ist, dass wir nun einen Plan haben. Wir haben schon zu viel Zeit verloren.“

Friedensperspektiven?

„Und wie ist die Friedensperspektive?“, will in der Fragerunde eine Zuhörerin wissen. „Wenn die Ukraine aufhört, ist sie von der Bildfläche verschwunden“, so Strack-Zimmermann, „wenn Russland aufhört und die Truppen sofort zurückzieht, kann es Frieden geben.“ Die FDP-Politikerin spricht beim Rückzug zumindest vom Status quo vor dem 24. Februar des vergangenen Jahres, als die Krim schon russisch besetzt war. Vor allem aber dürfe sich der Westen nicht mit dem Krieg arrangieren. „Die größte Tragödie für die Menschen in der Ukraine wäre, wenn wir beginnen, uns an diesen Krieg zu gewöhnen und die Ukraine vergessen“, warnt Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Und natürlich: Rollmöpse gibt es an diesem Abend in der Festhalle auch. Arnsbergs Stadtverbandsvorsitzender und Moderator Reinhard Pennekamp – er zeigt übrigens durchaus Entertainer-Qualitäten – verabschiedet den Ehrengast nach fast zwei Stunden gegen 21 Uhr.

Reinhard Pennekamp und Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei der Fragerunde nach dem Vortrag.
Reinhard Pennekamp und Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei der Fragerunde nach dem Vortrag. © Martin Haselhorst