Arnsberg/Sundern. Zwei Monate nach Erhöhung der Tierarztkosten ziehen heimische Veterinäre eine erste Bilanz: Die meisten Kunden zeigen Verständnis.

Ende November 2022 ist eine Behandlung beim Tierarzt teurer geworden – auch in Arnsberg und Sundern. Nach den Anpassungen der Gebührenordnung müssen Halterinnen und Halter nun tiefer in die Tasche greifen. Ein Besuch beim Tierarzt für die allgemeine Untersuchung eines Hundes kostet laut Tierärztekammer etwa zehn Euro mehr – 23,62 Euro statt 13,47 Euro. Katzenbesitzer werden für eine allgemeine Untersuchung (bisher knapp neun Euro) nun mit 23,60 Euro zur Kasse gebeten.

„Welche Erfahrungen haben Sie mit den Anhebungen bisher gemacht? – wie reagieren Kunden? – und gibt es Härtefälle“, haben wir bei einigen heimischen Veterinärmedizinern nachgefragt; zwei Tierärztinnen aus Sundern geben detailliert und sachlich Auskunft dazu:

Heikles, viel diskutiertes Thema

Es sei ein sehr heikles, viel diskutiertes Thema, merkt Jutta Riedel-Kaufhold an – und stellt dazu fest: „Die letzte Anpassung der GOT (Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte) fand 1999 statt – eine Neufassung war in jedem Fall notwendig.“ Die Vorlage wurde durch eine Expertengruppe erstellt und von Bundesrat und Bundestag verabschiedet. Somit basiere die neue Gebührenordnung auf einem Gesetz, an das sich jeder Tierarzt in Deutschland halten muss, so die Leiterin der „Tierärztlichen Klinik für Pferde und Praxis für Kleintiere am Sorpesee“ in Stemel weiter. Tierärztliche Leistungen müssten mindestens im einfachen Satz abgerechnet werden. „Unsere Kunden reagieren auf die Umstellung der GOT sehr unterschiedlich, fast alle waren jedoch – durch Berichter­stattung in den Medien – auf steigende Kosten vorbereitet“, hat die Klinikleiterin festgestellt. Viele Kunden zeigten Verständnis, unter anderem, weil ihnen der Mangel an qualifizierten Nachwuchs-Tierärzten bekannt ist. „Schwierig ist der Zeitpunkt des Inkrafttretens der GOT, da die finanzielle Situation auf Grund der steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten für Mensch und Tier sehr angespannt ist“, sagt Dr. Riedel-Kaufhold.

Im Vorfeld habe sie ihre Kunden in den sozialen Medien über die neue GOT informiert, außerdem auf die Möglichkeit des Abschlusses einer OP- und/oder Tierkrankenversicherung hingewiesen.

„Grundsätzlich raten wir jedem Tierbesitzer auch, vorab das Gespräch mit seinem Tierarzt zu suchen, falls es nicht möglich sein sollte, Rechnungen direkt zu begleichen“, sagt die Veterinärin mit Blick auf mögliche Härtefälle, die es ja zu vermeiden gilt.

Beispiele für gestiegene Tierarztkosten. 
Beispiele für gestiegene Tierarztkosten.  © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Auch Dr. med. vet. Christiane Klemt, mit ihrer Kollegin Dr. med. vet. Dorothee Nadol-Liedhegener Betreiberin der Tierärztlichen Praxis für Kleintiere in Sundern, hat ihre Kundschaft im Vorfeld über die steigenden Kosten informiert: „Wir haben einen Info-Flyer erstellt, damit unsere Tierärztlichen Fachangestellten nicht ständig allen alles erklären müssen“, berichtet die Tiermedizinerin im Gespräch mit der Redaktion. Die Kunden hätten überwiegend Verständnis für die erfolgten Anpassungen in der GOT: „Nur sehr wenige haben gemeckert“, berichtet Dr. Klemt, allerdings sei ihr aufgefallen, dass der ein oder andere Tierhalter jetzt länger warte, bevor er seinen Schützling bei ihr vorstellt – vielleicht in der Hoffnung, die Erkrankung gehe ohne ärztliche Untersuchung vorbei. Keine gute Idee, denn:

„Es wird mit der Zeit nicht besser – aber die Behandlungskosten werden teurer“, warnt die Tierärztin, vom Wohlergehen des Tieres ganz zu schweigen. Seit der letzten Erhöhung der Gebührenordnung seien mehr als 20 Jahre vergangen, merkt Christiane Klemt an. Inzwischen haben Tierarztpraxen Standards wie in der Humanmedizin, hinzu kämen u.a. höhere Personalkosten. Auch eine Tierarztpraxis müsse, aus unternehmerischer Sicht betrachtet, wirtschaftlich geführt werden. „Außerdem ist nicht alles teurer geworden, Röntgen z.B. ist teils günstiger als zuvor“, so die Veterinärin.

Um Härtefällen vorzubeugen, rät sie außerdem, die Anschaffung eines Haustieres bereits im Vorfeld gut zu überlegen. Mit den Kosten für den Kauf sei es nicht getan – ein guter Rat...