Arnsberg. Die stark genutzte Kleinkunstbühne mit einer Vielfalt an Veranstaltungen trägt entscheidend zur Bedeutung des Kulturstandortes Arnsberg bei.
Arnsberg ist unangefochten der Kulturstandort der Gesamtstadt. Was sich nicht nur in Einrichtungen mit starker regionaler Strahlkraft wie Sauerland-Museum und Kloster Wedinghausen widerspiegelt, sondern auch in den beiden herausragenden kulturellen Spielorten Sauerland-Theater und Kulturschmiede. Und letztere, die nicht mehr wegzudenkende Kleinkunstbühne, blickt 2023 auf 20 erfolgreiche Jahre zurück.
Dröhnende Schmiedehämmer, rotglühendes Eisen, funkensprühende Eisensägen. Das ist längst Geschichte. Denn im Jahr 2000 wurde das Feuer in der Esse der Schmiede Huß in der Apostelstraße zum letzten Mal kräftig angeblasen, um dann dort für immer zu erlöschen.
Nach langem Leerstand erwarb schließlich die Stadt Arnsberg das denkmalgeschützte Gebäude, um dies unter der Regie das damaligen Fachbereichsleiters Michael Voigt (†) in eine kulturelle Spielstätte mit handwerklich-industriellem Charme zu verwandeln.
Das Konzept der „Schmiede“ ist von Beginn an ein Erfolgsmodell
Denn viele Einrichtungen des Schmiedebetriebs wurden bewusst erhalten, um Kultur und Arbeitsleben zusammenzuführen, die vielfachen Verbindungen optisch zum Ausdruck zu bringen:
Also schriller Jazz unter altem Schmiedekran, modernes Theater zwischen nackten Betonwänden, die das Dröhnen der Hämmer noch erahnen lassen. Eine Kombination, die man eher aus den großen Industriemetropolen kennt.
Das Konzept der „Schmiede“ wurde aber von Beginn an zu einem Erfolg. Nicht zuletzt, weil dort das „Teatron Theater“ seinen Sitz nahm und noch heute hat. Ein Theater, dass durch seine vielen experimentellen Inszenierungen perfekt in diese Kleinkunstbühne passt und die auch ortsfremdes Publikum nach Arnsberg zieht.
Was auch dem anderen hier inzwischen heimisch gewordenen Ensemble, dem „Spielwerk Arnsberg“, immer wieder gelingt.
Andreas Witte: „Wir werden mit der Schmiede auch in der Region wahrgenommen“
Streifzug durch 20 Jahre Kulturschmiede
„Streifzüge durch 20 Jahre Kulturschmiede und 30 Jahre Jazzclub Arnsberg“ nennt Jochem Ottersbach seine Fotoausstellung in der Kulturschmiede.
Zu sehen sind großformatige Fotos von Veranstaltungen, die Ottersbach als freier Mitarbeiter von WP/WR im Lauf der Jahre aufgenommen hat und die die kulturelle Vielfalt zeigen
Auftritte hatten hier u.a. TV-Star Michael Fitz, die Klaus „Major“ Heuser Band sowie die Kabarettisten Olaf Schubert und Sebastian Pufpaff.
Aber es sind nicht nur Teatron und Spielwerk, die die 99 Zuschauerplätze – mehr erlaubt die Sicherheit nicht – füllen. „Auch die Veranstaltungsschwerpunkte der Schmiede, Kabarett und Jazz, locken kräftig Publikum,“ sagt Andreas Witte als für den Spielort zuständiger Mitarbeiter des Kulturbüros und seit 17 Jahren zuständig für das Programm. „Dabei haben wir die Veranstaltungen des Jazzclubs Arnsberg nahezu exklusiv.“
So sei die Kulturschmiede längst zu einer wichtigen Bühne für lokale Akteure geworden, die einmal in einem professionellen Rahmen mit modernster Bühnentechnik agieren möchten. „Neben dem ,Spielwerk‘ vor allem lokale Bands.“ Und grundsätzlich müsse man sagen: „Wir werden mit der Schmiede auch in der Region wahrgenommen, was für einen Spielort sehr wichtig ist.“ Daher seien sich alle darin einig: „Das Konzept funktioniert. Und zwar von Beginn an.“
Das international renommierte Teatron Theater ist die tragende Säule
Ausschlaggebend für das Projekt Kulturschmiede war das internationale renommierte Teatron Theater: „Es ist die tragende Säule.“
Sei Teatron früher überwiegend auf Tournee gegangen, werde seit längerem nur noch ausschließlich für die Schmiede inszeniert. „Wir wissen, was wir an Teatron haben, und Teatron weiß, was es an der Schmiede hat.“ Für Andreas Witte eine Win-Win-Situation.
Blickt Witte auf die 17 Jahre zurück, für die er das Programm verantwortet hat, fallen ihm viele tolle Veranstaltungen und große Namen ein. „Eine Freude ist es dabei auch immer, manche der unbekannten Akteure später auf großen Bühnen oder im Fernsehen zu erleben. Das sind schon besondere Momente.“
Brand im ehemaligen Hotel „Zur Krone“ drohte auf die Schmiede überzugreifen
Dabei hätte im Januar 2008 alles vorbei sein können, als in dem unmittelbar benachbarten und im Umbau zur HSK-Musikschule befindlichen Hotel „Zur Krone“ ein Feuer gelegt wurde, dass sich schnell zu einem Großbrand ausweitete.
„Ich habe das alles aus dem Dachgeschoss der Schmiede heraus beobachtet,“ erinnert sich Witte. „Und hätte in dieser Nacht Westwind geherrscht, wäre die Schmiede zum Amphitheater geworden.“ Was zum Glück nicht eintraf: Die Kulturschmiede blieb bedacht, der Betrieb ging ungestört weiter.
Andreas Witte hat noch Wünsche für die Kulturschmiede
Und hat man da für die Schmiede überhaupt noch Wünsche?
„Ja, dass sich die Kulturbranche allgemein nach Corona wieder berappelt, wieder mehr Zuschauer kommen und wir die Möglichkeit erhalten, uns nun den heutigen Standards anzupassen. Und vielleicht neue Möbel.“